Sport kompakt:Jones spielt für die USA

Der Schalker Jermaine Jones wechselt die Nationalmannschaft, Claudia Pechstein legt sechs neue Gutachten vor, russischer Turner stirbt mit 22 Jahren bei einem Autounfall.

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Er hatte den Wechsel zuletzt forciert, nun ist es soweit: Jermaine Jones vom FC Schalke 04 kann bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika für die USA auflaufen. Der Weltverband FIFA genehmigte jetzt den Verbandswechsel des 27-Jährigen, der sich im Juni entschlossen hatte, künftig für die US-Auswahl statt für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen. Jones hat die deutsche Staatsbürgerschaft und die der USA. Da er für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Jahr 2008 lediglich in drei Freundschafts-Länderspielen eingesetzt worden war, hat er gemäß der FIFA-Statuten die Möglichkeit, künftig für die USA zu spielen. Bundestrainer Joachim Löw hatte die Entscheidung von Jones "zur Kenntnis genommen" und akzeptiert. Jones hatte sich auch aus Verärgerung über seine mehrmalige Ausbootung durch Löw zu dem Wechsel entschlossen. Als US-Nationalspieler sieht er bessere Perspektiven. "Ich habe mich für die USA entschieden, weil ich das Gefühl hatte, dass ich in das deutsche Nationalteam nicht so recht hineinpasse", hatte der aktuell verletzte Jones noch im Juni geäußert.

Sport kompakt: Spielt künftig für die USA: Schalkes Mittelfeldspieler Jermaine Jones.

Spielt künftig für die USA: Schalkes Mittelfeldspieler Jermaine Jones.

(Foto: Foto: dpa)

Einen Tag vor Beginn der richtungweisenden Berufungsverhandlung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS hat die Verteidigung der für zwei Jahre gesperrten Eisschnelllauf- Olympiasiegerin Claudia Pechstein neue, angeblich entlastende Fakten präsentiert. "Wir haben dem CAS insgesamt sechs medizinische Gutachten vorgelegt. Zwei von ihnen enthalten Befunde, die deutliche Hinweise auf eine natürlich Ursache der schwankenden Retikulozyten liefern", sagte Pechsteins Anwalt Simon Bergmann. "Wir haben diese medizinisch sehr komplexen Ergebnisse nicht vorzeitig der Öffentlichkeit vorgestellt, damit der CAS unvoreingenommen und auf sachlicher Basis entscheiden kann", fügte Bergmann hinzu. Manager Ralf Grengel erläuterte, diese Gutachten seien unter riesigem zeitlichen und auch finanziellen Druck erstellt worden und erst in der vorigen Woche zum letztmöglichen Termin beim CAS eingereicht worden. Zuvor hatte Harm Kuipers, im Dopingfall Pechstein zuständiger Mediziner des Weltverbandes ISU, die Interpretation von Pechsteins Manager Ralf Grengel zum angeblichen Dopingtest zurückgewiesen. Grengel hatte mit Blick auf den Test gesagt: "Scheinbar hält es die ISU selbst für möglich, dass Claudia schon bald wieder starten darf. Warum sollte der Verband sonst einen Test veranlassen?" Kuipers bezeichnete die Aussage Grengels als "unglaubliche, lächerliche Argumentation". Die ISU habe die Dopingkontrollen vor einiger Zeit der schwedischen Agentur IDMT übertragen. "Diese arbeitet vollkommen selbstständig. Sie kontrolliert weltweit alle Sportler, die im Testpool der ISU stehen, und zwar unabhängig", sagte Kuipers. Ein Urteil wird spätestens in der kommenden Woche erwartet.

Der russische Weltklasse-Turner Juri Rjasanow ist fünf Tage nach dem Gewinn der Mehrkampf-Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft in London ums Leben gekommen. Der 22-jährige Russe ist 200 Kilometer östlich von Moskau auf der Autobahn mit seinem Sportwagen aus unbekannten Gründen mit einem entgegenkommenden Fahrzeug frontal zusammengestoßen, bestätigte ein Polizeisprecher. Rjasanow war langjähriger Rivale des Mehrkampf-Europameisters Fabian Hambüchen. Er gewann 2007 und 2009 EM-Bronze im Mehrkampf und 2008 den EM-Titel mit dem russischen Team und galt als eines der größten Turn-Talente des Landes. Rjasanow turnte in der Bundesliga bisher dreimal für den amtierenden Vizemeister KTV Straubenhardt. Rjasanow war vor seinem Unfall gerade auf dem Weg zur deutschen Botschaft nach Moskau, um sich dort das Visum für die Einreise nach Deutschland zu holen. Am Samstag wollte er im Bundesligakampf seines Vereins beim NTT Hannover starten.

Karl-Heinz Rummenigge bleibt für weitere zwei Jahre Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München. "Ich habe meinen Vertrag bis Ende 2011 verlängert", bestätigte der 54-Jährige am Rande der Champions-League-Reise der Münchner nach Bordeaux. Damit ist trotz des Ausscheidens von Manager Uli Hoeneß aus dem Vorstand Ende November für Kontinuität an der Spitze der Bayern-AG gesorgt. Hoeneß soll auf der Mitgliederversammlung am 27. November Franz Beckenbauer als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender ablösen. Einen Nachfolger im bislang dreiköpfigen Bayern-Vorstand wird es nicht sofort geben.

Nie mehr sechste Liga: Der frühere Bundesligastürmer Ailton hat einen Wechsel zum früheren Fußball-Bundesligisten KFC Uerdingen ausgeschlossen. "Niemals" gehe er in die sechste Spielklasse, sagte der 36 Jahre alte Brasilianer dem Express. Deutschland sei zwar ein tolles Land, "aber sechste Liga - nie im Leben" zitiert die Zeitung den ehemaligen Erstliga-Torschützenkönig. Mit dem Uerdinger Vereinsvorsitzenden Agissilaos Kourkoudialos habe er nie gesprochen, sagte Ailton. Kourkoudialos beharrt auf dem Gegenteil und sagte, er habe mehrfach mit Ailton Kontakt gehabt und auch über die Möglichkeit einer Verpflichtung gesprochen. Der KFC Uerdingen, der in der Niederrheinliga spielt und an zweiter Position der Tabelle liegt, will Ailton für eineinhalb Jahre verpflichten. Der Brasilianer ist derzeit noch in China aktiv, wo sein Vertrag am 31. Oktober ausläuft. Danach wäre Ailton ablösefrei.

Borussia Dortmund hat den Vertrag mit Mittelfeldspieler Jakub Blaszczykowski vorzeitig verlängert. Der ursprünglich bis 2011 befristete Vertrag des Fußball-Bundesligisten mit dem polnischen Nationalspieler besitzt nun Gültigkeit bis 2013. Seit Blaszczykowski 2007 von Wisla Krakau verpflichtet wurde, hat der 23-Jährige für den BVB 59 Bundesliga-Spiele absolviert und vier Tore erzielt. Beim VfB Stuttgart möchte Verteidiger Ricardo Osorio hingegen den Verein verlassen - trotz seines Einsatzes in der Champions League gegen den FC Sevilla. "Ich habe eine gute Chance bekommen, mich in der Champions League zu zeigen. Aber ich bin nicht mehr 20 und möchte regelmäßig spielen", sagte der Verteidiger. Der FSV Mainz 05 muss stattdessen im Januar drei Wochen ohne Aristide Bance auskommen. Der 25 Jahre alte Stürmer will mit Burkina Faso am Afrika Cup teilnehmen.

Doch nur ein Jahr Pause: Die Champions League im Eishockey soll in der kommenden Saison ein Comeback erleben. Dies vereinbarte der Weltverband IIHF mit sieben europäischen Nationen, darunter Deutschland. "Wir ziehen jetzt alle an einem Strang", sagte IIHF-Präsident René Fasel am Mittwoch. "Der Weltverband, die nationalen Vereine und Ligen stimmen überein, die Differenzen beizulegen und den Fokus auf das gemeinsame Ziel, die erfolgreiche Neuauflage der Champions League, zu richten." Der Weltverband hatte im Juni das Turnier nach nur einer Austragung aus wirtschaftlichen Gründen abgesagt und damit für Unmut bei den teilnehmenden Clubs gesorgt. Vor allem der Rückzug russischer Geldgeber hatte Probleme bereitet.

Ohne Felix Neureuther starten die deutschen Alpinskifahrer in den Olympia-Winter. Seine Grippe hat der beste deutsche Skirennfahrer zwar auskuriert, für den anspruchsvollen Gletscher-Riesenslalom am Wochenende im österreichischen Sölden fühlt sich der Partenkirchener jedoch nicht fit genug. "Ich erhole mich zwar jeden Tag etwas mehr von meiner Krankheit, für ein Weltcup-Rennen fehlt mir aber noch die nötige Kraft", sagte der WM-Vierte im Slalom und plant seinen Saisonstart für den ersten Slalom Mitte November im finnischen Levi. Die Weltmeisterinnen Maria Riesch und Kathrin Hölzl werden in Sölden dagegen starten.

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