Süddeutsche Zeitung

Sport kompakt:Armstrong stolpert in der Hölle

Die gefürchteten Kopfsteinpflaster sorgen auf der dritten Tour-Etappe für viele Stürze und gehörige Zeiteinbußen, ein Tintenfisch sieht schwarz für Deutschland, Nigerias Präsident lenkt ein.

Der Norweger Thor Hushovd hat die dritte Etappe der 97. Tour de France über das gefürchtete Kopfsteinpflaster, die sogenannte "Hölle des Nordens", gewonnen. Der Cervelo-Sprinter holte sich auf dem Teilstück über 213 km, davon 13,2 über die Paves, vom belgischen Wanze nach Arenberg den Sieg im Sprint einer sechsköpfigen Spitzengruppe vor dem Briten Geraint Thomas und Weltmeister Cadel Evans. Das Gelbe Trikot eroberte der Schweizer Zeitfahr-Weltmeister Fabian Cancellara zurück. Der Saxo-Bank-Profi, der Sechster wurde, löste den Franzosen Sylvain Chavanel wieder an der Spitze der Gesamtwertung ab. Chavanel hatte vier Minuten verloren. Auch Lance Armstrong büßte mehr als zwei Minuten auf die Spitzengruppe ein. Der deutsche Youngster Tony Martin verlor nach einem Sturz viel Zeit. Nach den kräftezehrenden Tagen in den Ardennen und Nordfrankreich kann das Peloton am Mittwoch eine kleine Verschnaufpause einlegen. Auf der lediglich 153,5 km langen Etappe von Cambrai nach Reims geht es fast ausschließlich über flaches Terrain, sodass die Sprinter zum Zuge kommen dürften.

Entsetzen bei den Anhängern der deutschen Fußballnationalmannschaft: Das bislang treffsichere Tintenfisch-Orakel Paul hat eine Niederlage im Halbfinale gegen Spanien vorausgesagt. Der Oktopus in einem Großaquarium in Oberhausen hat sich unter Beobachtung mehrerer Fernsehteams förmlich auf das Muschelfleisch mit der spanischen Flagge gestürzt. Bislang hat Paul alle deutschen Begegnungen der WM in Südafrika richtig vorhergesagt. Eine einzige Hoffnung bleibt: Bei der EM 2008 hatte Paul ebenfalls den Ausgang der Spiele richtig vorhergesagt - bis auf das Endspiel. Da hatte Paul auf Deutschland gesetzt, Spanien hatte aber gewonnen.

Der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan hat die zweijährige Suspendierung der Fußballnationalmannschaft aufgehoben. Damit entgingen die Afrikaner unmittelbar vor Ablauf des Fifa-Ultimatums einem möglichen Ausschluss durch den Weltverband. Die Entscheidung sei nach einem Treffen mit dem Nigerianischen Fußballverband NFF gefallen, teilte Jonathans Büro mit. Der NFF habe sich verpflichtet, "ein dauerhaftes Fußball-Entwicklungsprogramm zu schaffen und ein neues Nationalteam aufzubauen, das Nigeria auf der Weltbühne Ruhm anstelle von ständiger Verlegenheit bringt", hieß es in der Mitteilung. Der Fußball-Weltverband erklärte daraufhin, dass Nigeria vollständiges Fifa-Mitglied bleibe. Ein Schreiben, in dem die Regierung des westafrikanischen Landes die gewählte NFF-Führung anerkenne, sei vor dem bis Montagabend 18 Uhr gesetzten Ultimatum eingetroffen.

Uruguays Trainer Oscar Tabárez hat offen gelassen, ob Kapitän Diego Lugano und Mittelfeldspieler Nicolás Lodeiro im Halbfinale gegen die Niederlande spielen können. "Ich werde nicht über die Mannschaft sprechen, die sehr gut trainiert hat", sagte Tabárez vor der Partie um 20.30 Uhr (ZDF, im Live-Ticker auf sueddeutsche.de) in Kapstadt und verwies darauf, dass das Abschlusstraining unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Abwehrakteur Lugano hat Kniebeschwerden, Lodeiro eine Verletzung am Zeh.

Die Niederlande können für das Halbfinale dagegen mit Joris Mathijsen und Robin van Persie planen. "Alle haben trainiert, alle sind fit", sagte Trainer Bert van Marwijk nach dem Abschlusstraining der "Elftal". Damit beseitigte der Bondscoach die letzten Zweifel an einem Einsatz der beiden Profis. Mathijsen war beim 2:1-Erfolg gegen Brasilien im Viertelfinale aufgrund von Kniebeschwerden ausgefallen. Van Persie hatte zuletzt wegen einer Ellbogenverletzung pausiert.

Argentinien und Uruguay bemühen sich um die gemeinsame Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2030. Wie die argentinische Zeitung Clarín berichtete, hätten die Fifa und der südamerikanische Fußballverband CONMEBOL bereits guten Willen signalisiert. Somit würde die Weltmeisterschaft zum 100. Jubiläum wieder wie schon 1930 in Montevideo abgehalten werden. "Es ist eine Bewerbung, gegen die nichts spricht, die den Respekt vor der Geschichte zum Ausdruck bringt und die es erlaubt, den 100. Jahrestag an dem Ort zu feiern, an dem die Weltmeisterschaften geboren wurden", zitierte die Zeitung eine ungenannte Fifa-Quelle. Die WM-Endrunden 2018 und 2022 werden am 2. Dezember dieses Jahres vergeben.

Die Zukunft von Gerardo Martino als Trainer der Fußball-Nationalmannschaft Paraguays ist weiter offen. Nachdem erste Gerüchte über einen Rücktritt die Runde machten, kam postwendend das Dementi aus der Hauptstadt Asuncion. Er habe Angebote aus Argentinien, Saudi-Arabien und Mexiko, aber würde gerne mit der Nationalmannschaft weitermachen, ließ Martino verlauten. Das habe Priorität, sagte der Nationaltrainer, dessen Vierjahres-Vertrag ausläuft. Der Coach hatte Paraguay in Südafrika erstmals in ein WM-Viertelfinale geführt, war dort aber an Spanien gescheitert. Bevor er eine Entscheidung treffe, werde er auch mit allen Verantwortlichen des Verbandes reden, sagte Martino weiter.

Durch den Einzug der deutschen Elf ins WM-Halbfinale ist das Turnier für Referee Wolfgang Stark vorzeitig beendet. Der 40-Jährige aus Ergolding wurde von der FIFA nicht auf die Liste der zehn möglichen Endspiel- Schiedsrichter gesetzt. Auf dieser Liste befinden sich keine Unparteiischen aus den vier Semifinal-Teilnehmerländern Deutschland, Spanien, Niederlande und Uruguay.

Deutschlands Fußballer trauern um Herbert Erhardt. Der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft verstarb nach längerer Krankheit am vergangenen Samstag im Alter von 79 Jahren. Der gebürtige Fürther nahm an den WM-Turnieren 1954, 1958 und 1962 teil und bestritt 50 Länderspiele.

Andy Schleck kann nach seinem schweren Sturz auf der zweiten Etappe der Tour de France weiterfahren. Eine Untersuchung im Krankenhaus am Montagabend ergab, dass der Luxemburger keine Brüche erlitten hat. Der Mitfavorit kam mit Blutergüssen und Hautabschürfungen vergleichsweise glimpflich davon. Insgesamt 70 Fahrer waren am Montag in Stürze verwickelt, Schleck war sogar zweimal zu Fall gekommen.

Roger Federer ist erstmals seit fast sieben Jahren nur noch die Nummer drei der Tenniswelt. Im Computer-Ranking fiel der Schweizer nach der Viertelfinal-Niederlage gegen den Tschechen Tomas Berdych in Wimbledon hinter den spanischen Turniersieger Rafael Nadal und den Serben Novak Djokovic zurück. Bester Deutscher ist der Augsburger Philipp Kohlschreiber auf Platz 32.

Die Frankfurt Lions haben den Kampf um eine Zukunft in der Deutschen Eishockey Liga aufgegeben. Der deutsche Meister von 2004 gab angesichts von 4,4 Millionen Euro Verbindlichkeiten bekannt, auf einen Widerspruch gegen den Ende Mai ausgesprochenen Lizenzentzug verzichten zu wollen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.970502
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/dpa/sid/leja
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.