Sport kompakt:Freudentränen nach Platz vier

Beste Platzierung einer deutschen Geherin bei der Leichtathletik-EM in Barcelona, Eishockey-Meister darf weiterspielen, Tour-Sieger Contador verlässt seinen Rennstall. Sport kompakt.

Alberto Contador verlässt den Radrennstall Astana. Der Sieger der Tour de France ließ ein Ultimatum der kasachischen Mannschaft zur Vertragsverlängerung verstreichen und wird sich in der kommenden Saison einem neuen Team anschließen. Das teilte Contadors Pressesprecher mit. Die italienische Sporttageszeitung Gazzetta dello Sport berichtete am Mittwoch, Contador stehe vor einer Vertragsunterschrift beim Team von Bjarne Riis. Die Entscheidung soll in der kommenden Woche fallen.

20th European Athletics Championships - Day Two

Melanie Seeger, Vierte über 20 Kilometer Gehen in Barcelona.

(Foto: getty)

Eine Extra-Portion Zucker aus dem VIP-Zelt machte sie fit fürs Finish, doch nach dem süßen vierten Platz rollten erst einmal die Tränen. Freudentränen. Heulend fiel Melanie Seeger ihren Eltern um den Hals, die kleine Geherin konnte ihr Glück kaum fassen: Vierte über 20 Kilometer war sie geworden, und das bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Barcelona, noch nie war eine deutsche Geherin bei einem internationalen Großereignis so weit vorn. "Das hätte ich mir niemals träumen lassen: 21 Jahre Hochleistungssport - und jetzt hab' ich endlich das Rennen meines Lebens", jubelte die 33-Jährige vom SC Potsdam. Bei Kilometer acht war Seeger sogar Dritte, später Fünfte. Als auf den letzten fünf Kilometern ein Einbruch drohte, holten findige Helfer Zuckertütchen und mixten den "Treibstoff" in ihr Getränk. Nur elf Sekunden fehlten der deutschen Solistin im Feld der 22 Geherinnen nach 20 Kilometern in 1:29:43 Stunden schließlich zur Bronzemedaille. Doch so rechnete Melanie Seeger an diesem Mittwoch nicht. "Ich ärgere mich überhaupt nicht. Vierte hinter drei übermächtigen Russinnen zu werden, das ist für mich fast wie eine Medaille." Die Tränen waren wie eine Befreiung: "Ich musste sie einfach rauslassen, die ganzen Emotionen." Gold, Silber, Bronze - alles für Russland. Für die meisten war es eine EM, für die anderen waren es russische Meisterschaften. Olga Kaniskina lief an der Spitze ein einsames Rennen und gewann in 1:27:44 Stunden vor Anisja Kirdjapkina (1:28:55) und Vera Sokolowa (1:29:32). Kurz danach kam die Siegerin ins Ziel.

Aufatmen bei Meister Hannover Scorpions: Der in finanzielle Schieflage geratene Klub ist zumindest vorerst gerettet und wird auch in der kommenden Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) auflaufen. Nach positiven Verhandlungen über die Gründung einer Besitz- und Betreibergesellschaft für die Mehrzweckarena am Mittwochmorgen auf dem Messegelände zog Klubboss Günter Papenburg seine Drohung, die Lizenz abgeben zu wollen, zurück. "Aufgrund der Gespräche wird der Spielbetrieb aufgenommen", sagte Scorpions-Eigner Papenburg. Damit wird Hannover wie geplant zum Saisonauftakt am 3. September beim EHC Wolfsburg in die neue Spielzeit starten und die Titelverteidigung in Angriff nehmen. Bei dem Treffen verhandelten unter anderem Papenburg, der bislang pro Jahr eine siebenstellige Summe in den Klub pumpte, und Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode über eine stärkere Beteiligung von Stadt und Land an der Arena.

Der frühere Weltklasse-Stabhochspringer Günther Lohre ist in seiner Aktivenzeit wegen der Ablehnung von Doping- Mitteln im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) abgestraft wurden. "Ich habe Nein gesagt. Die Folge war, dass es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gab: die Harten, die richtig wollten, die Medaillengewinner. Und die Weicheier", sagte der heutige Vizepräsident Leistungssport des DLV in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Bei mir wusste man nicht, ob ich nicht darüber sprechen würde. Es gab damals einen inneren Zirkel derjenigen, die das Zeug mit Löffeln gefressen haben." Die Doping-Mittel seien über Trainer herangetragen worden. "Da fragte einer: Hast du schon mal überlegt, ob du was nehmen willst? Die anderen nehmen es auch", berichtete Lohre, der in den siebziger und achtziger Jahren der beste deutsche Stabhochspringer war. Er habe die verbotenen Mittel abgelehnt. Allerdings habe das Folgen gehabt. Für die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles wurde er nicht nominiert. "Ich war in der Form meines Lebens. Und die sagen mir: Du bist zu alt für eine Endkampfchance. Das war völliger Blödsinn", sagte Lohre. "Die Bronzemedaille ging mit 5,45 Meter weg. Ich bin reihenweise 5,50 Meter gesprungen." Damaliger DLV-Präsident war Helmut Meyer. "Meyer ist tot. Man sollte nicht schlecht von ihm reden. Aber man kann wohl sagen, dass er einer von denen war, die von Verbandsseite her Doping geduldet haben", sagte Lohre. "Später, nach seiner Zeit als DLV- Präsident, hat er seine Position revidiert." Der heutige DLV ist seiner Ansicht nach mit dem vor 20, 30 Jahren nicht mehr vergleichbar. "Ich habe den Eindruck, wir sind von Grund auf erneuert. Der Verband hat ein Interesse daran, dass der Sport sauber bleibt", meinte Lohre. "Alle wissen: Wenn wir Doping nicht zurückdrängen, gibt es noch zwanzig Jahre Leichtathletik. Und dann ist Schluss." Dass die Leichtathletik heute generell sauberer ist, bezweifelt der Unternehmer aus Leonberg jedoch. "Ich glaub's nicht. Es gibt sicher ein paar Länder, in denen man diese verdeckten Manipulationen zurückgedrängt hat", sagte Lohre. "Ich will den DLV dazu zählen, obwohl ich nicht sagen kann: Wir sind zu hundert Prozent dopingfrei."

Die deutschen Stabhochspringerinnen Silke Spiegelburg, Carolin Hingst und Lisa Ryzih haben bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Barcelona das Finale erreicht. Spiegelburg (Leverkusen) und Hingst (Mainz) übersprangen am Mittwoch in der Qualifikation 4,40 Meter, Ryzih (Zweibrücken) reichte ein erfolgreicher Versuch über 4,35, um den Endkampf der besten Zwölf zu erreichen. "Mit einem Sprung gleich ins Finale: Das ist glaube ich Rekord für mich. Ich bin heilfroh, dass ich einige Kräfte für Freitag schonen konnte", sagte Spiegelburg.

Hammerwerferin Betty Heidler hat souverän das Finale bei der Leichtathletik-EM in Barcelona erreicht, die WM-Vierte Kathrin Klaas ist dagegen überraschend schon in der Qualifikation ausgeschieden. Die WM-Zweite Heidler (Frankfurt) warf gleich im ersten Versuch 71,85 Meter und übertraf die geforderte Weite (69,00) damit mühelos. "Ich bin sehr gut drauf. Wenn ich das umsetzen kann, dann steh' ich irgendwo auf dem Treppchen", meinte sie. Clubkollegin Klaas blieb mit 65,82 Metern fast neun Meter hinter ihrer Bestleistung und kam nicht unter die besten Zwölf des Vorkampfs. "Die Enttäuschung ist groß", sagte die 26-Jährige.

Zwei der drei deutschen Sprinterinnen erreichten am 2. EM-Tag von Barcelona das 100-m-Halbfinale am Donnerstag. Bronzehoffnung Verena Sailer gewann ihren Vorlauf in guten 11,27 Sekunden. Ihre Mannheimer Vereinskameradin Anne Möllinger kam als Vierte in 11,51 mit den Zeitschnellsten weiter. Fünfter Ausfall in Runde eins im 73-köpfigen Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes war Yasmin Kwadwo, die als Vierte ihres Laufes in 11,68 scheiterte.

In einem seit Monaten schwelenden Sex- Skandal hat der amerikanische Schwimmverband eine weitere Liste mit den Namen von Verdächtigen erstellt. Nach Angaben von Verbands- Präsident Jim Wood handele es sich dabei um Personen, die wegen vermeintlicher Verfehlungen gegenüber Schwimmern "vorgemerkt", aber noch nicht bestraft worden seien, da sie aktuell keine Verbands- Mitglieder sind. Bereits vor knapp zwei Monaten war eine Liste mit den Namen von 46 Beteiligten veröffentlicht worden, die auf Lebenszeit vom Verband ausgeschlossen wurden - in den meisten Fällen wegen sexueller Vergehen. Bei einem Treffen in Newark im US-Bundesstaat New Jersey beschloss die oberste US-Schwimm-Behörde am Dienstag (Ortszeit), derartige Fälle künftig vor den nationalen Prüfungsausschuss (NBOR) zu bringen. Um wie viele Namen es sich handelt, konnte Wood nicht sagen. "Einige von ihnen standen schon länger auf der Liste, andere wurden kürzlich hinzugenommen." Man wolle sicher gehen, "dass sie vorgemerkt sind, falls sie jemals versuchen sollten, einen Job als Trainer bei uns im Verband zu bekommen", betonte Wood. Wer sich einer NBOR-Anhörung verweigere oder als schuldig empfunden werde, komme auf die Ende Mai veröffentlichte erste Liste, auf der Mitglieder stehen, die Nachwuchs-Schwimmer missbraucht oder belästigt haben. Auch der Ex-Chef der Nationalmannschaft, Everett Uchiyama, steht auf dem Papier. Uchiyama hatte seit 1999 als Nationalteam-Koordinator gearbeitet und war kurz vor den Olympischen Spielen 2004 zum Direktor befördert worden. Ende 2006 legte er ohne Angabe von Gründen sein Amt nieder.

Fußball-Bundesligist Hamburger SV und Zweitligist TSV 1860 München haben sich in einem Testspiel unentschieden getrennt. Vor rund 3000 Zuschauern in Schwaz in Tirol gab es am Dienstagabend ein 1:1 (1:0). Mladen Petric brachte die Hamburger in der fünften Minute in Führung. Der erst 17-jährige Österreicher Moritz Leitner glich für die "Löwen" nach 74 Minuten aus. Beide Teams hatten noch einen Pfostentreffer. Bei den Hanseaten traf David Jarolim nur das Aluminium, bei den Münchnern der frühere Hamburger Benjamin Lauth. Beide Teams boten ein munteres Spiel mit guten Ansätzen in der Offensive, offenbarten aber auch noch Abstimmungsprobleme im Defensivverbund. Bei den Hamburgern kam erstmals auch Neuzugang Gojko Kacar von Hertha BSC zum Einsatz. Der Ex-Schalker Heiko Westermann wirkte bereits zum zweiten Mal mit, Ruud van Nistelrooy wurde geschont.

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