Sport kompakt:Fifa suspendiert Funktionäre

Der Fußball-Weltverband hat in der Bestechungsaffäre zwei Funkionäre und vier Offizielle suspendiert - und öffnet derweil die Tür für technische Hilfsmittel.

Mit bitterer Miene gestand Joseph Blatter die tiefe Vertrauenskrise des Fußball-Weltverbands Fifa ein. "Es ist ein trauriger Tag für den Fußball", bekannte der Fifa-Chef, nachdem die Ethik-Kommission am Mittwoch gleich sechs Top-Funktionäre wegen schwerer Korruptionsvorwürfe suspendiert hatte. An der Spitze der Verdächtigen: die Exekutivkomitee-Mitglieder Amos Adamu aus Nigeria und Reynald Temarii aus Tahiti. Beide sollen bereit gewesen sein, ihre Stimmen bei der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 zu verkaufen und konnten bei einer Anhörung in Zürich die Beschuldigungen offenbar nicht entkräften.

Kehrtwende der Regelhüter: Test für Torlinien-Technik

Offene Tür für Technik beim Fußball: Fehlentschiedungen wie bei der WM 2010 soll es dann nicht mehr geben.

(Foto: dpa)

Mitte November will das Gremium unter Leitung des Schweizer Anwalts Claudio Sulser erneut tagen und über das weitere Vorgehen gegen Adamu und Temarii befinden. Es sei die Pflicht der Fifa, den Fußball "vor jeglicher Manipulation und schlechtem Verhalten zu schützen", sagte Blatter. Am Termin für die mit Spannung erwartete Entscheidung über die Vergabe der beiden Weltmeisterschaften am 2. Dezember will man aber festhalten. "Wir haben nicht darüber gesprochen, ob der Termin verlegt wird. Im Moment gibt es keine Diskussion", betonte Generalsekretär Jerome Valcke.

Als reichte die schlechte Botschaft aus dem Exekutivkomitee noch nicht, wurden zusätzlich auch noch die Fußball-Fuktionäre Slim Aloulou (Tunesien), Amadou Diakite (Mali), Ahongalu Fusimalohi (Tonga) und Ismael Bhamjee (Botsuana) vorläufig von allen fußballbezogenen Aktivitäten ausgeschlossen. Dem Quartett wirft die Fifa Verstöße gegen die Statuten sowie den Ethik- und den Disziplinarcode des Verbandes vor - alles im Zusammenhang mit den kommenden Entscheidungen über die WM-Vergabe.

Die Tür für die Einführung der Torlinien-Technologie im Fußball ist geöffnet. Das für Regelfragen zuständige International Football Association Board (IFAB) sprach sich am Mittwoch bei einer Tagung in Cardiff für eine Diskussion über mögliche technische Hilfsmittel bei umstrittenen Torentscheidungen aus. Bis Ende November müssen interessierte Anbieter ihre Technologien dem Weltverband Fifa präsentieren. Danach soll es eine Testphase geben. Eine endgültige Entscheidung über die Einführung der Torlinientechnik kann nach Fifa-Statuten erst auf der IFAB- Jahreshauptversammlung vom 4. bis 6. März 2011 getroffen werden.

Die Fahrer wohnen in Stundenhotels, das Gelände ist eine einzige Großbaustelle, der Asphalt könnte das Rennen zum Glücksspiel machen: Die Königsklasse des Motorsports erlebt bei der WM-Premiere in Südkorea ein Festival der Peinlichkeiten. Rund 40 Stunden vor dem ersten freien Training bäumen sich über sämtlichen Tribünen riesige Kräne auf, das Militär schraubt und hämmert an den Zuschauerrängen, ein paar Meter weiter steht eine halbe Brücke. Alles wirkt improvisiert, ja unwürdig. Auch das gesamte Umfeld. Allein die Situation bei den Unterkünften ist an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Manche Teams logieren in Stundenhotels in der 60.000-Einwohner-Stadt Mokpo.

Der Kurs selbst ist rechtzeitig fertig geworden, doch an seiner Qualität gibt es große Zweifel. Ist der Asphalt, auf dem vor nicht einmal zwei Wochen noch Dampfwalzen fuhren, ausreichend ausgehärtet? Hat er schon genug Haftung? Die Tatsache, dass bei der Abnahme in der Vorwoche eine geschlossene Asphaltdecke lag, schien Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone zu genügen, um den Ausfall eines Rennens kurz vor dem Saisonende und hohe Schadenersatzklagen von Fernsehanstalten und Sponsoren zu vermeiden. Um die Koreaner im Boot zu halten, haben die Verantwortlichen unzählige Grundsätze über Bord geworfen. Normalerweise muss eine Strecke zwei bis drei Monate vor dem Start abgenommen werden, der Kurs direkt am Meer in Yeongam erhielt erst in der Vorwoche das endgültig Okay. Doch allein die Anreise war für alle Beteiligten ein Abenteuer. Der nächstgelegene Großflughafen in Seoul ist 400 Kilometer entfernt. Zubringerbusse mussten kurz dem Ziel plötzlich stoppen und umkehren, weil Straßen nicht fertiggestellt waren. Das Chaos hat sich abgezeichnet: Promoter Yung Cho Chung hat sich den Ruf erworben, beratungsresistent zu sein.

Unterdessen hat Formel-1-Boss Bernie Ecclestone wieder mal über seine politischen Ansichten geplaudert und ist dabei mit Vollgas aus der Spur geraten. Der Brite, der in der kommenden Woche (28. Oktober) seinen 80. Geburtstag feiert, lobte in einem Interview der englischen Tageszeitung The Guardian Diktatoren und beleidigte obendrein noch die Olympischen Spiele. "Das einzig Gute an Olympia ist die Eröffnungs- und die Schlussfeier. Das ist eine tolle Show. Ansonsten ist es völliger Quatsch", sagte Ecclestone. Bereits im vergangenen Jahr hatte Ecclestone mit skandalösen Aussagen für Wirbel gesorgt. Damals sagte er der Times: "Hitler war jemand, der die Dinge geregelt bekam." Nach einem Schrei der Empörung relativierte er später seine Äußerungen. Doch jetzt legte der Milliardär plötzlich nach. "Ich bekomme wieder Probleme, wenn ich das sage, aber ich glaube nicht, dass Demokratie der richtige Weg ist, ein Land zu führen. Man braucht jemanden, der den Lichtschalter an- und ausknipst", sagte Ecclestone und nannte auch gleich ein Beispiel: "Saddam Hussein war jemand, der den Schalter ausgeknipst hat. Er hat aus dem Irak ein stabileres Land gemacht. Das ist doch bewiesen, oder?"

Zehn Jahre nach der Kokain-Affäre hat Christoph Daum mit dem dunklen Kapitel in seiner Vergangenheit immer noch nicht abgeschlossen. Am 20. Oktober 2000 wurde sein regelmäßiger Drogenkonsum bekannt, der Tag und dieser Teil seines Lebens verfolgt den Trainer immer noch. "Ich würde ihn am liebsten löschen. Mein ganzes Leben wurde auf den Kopf gestellt", sagte Daum der Bild-Zeitung. "Ich hatte eine Schwächephase. Und habe dann noch den Fehler gemacht, nicht voll die Verantwortung zu übernehmen", sagte der zurzeit joblose 56-Jährige über sein Verhalten, die Koks-Affäre zunächst vertuschen zu wollen. Nicht noch einmal würde sich Daum einer Haarprobe unterziehen, die ihn als Kokain-Konsumenten enttarnt hatte. "Dazu würde ich mich nie mehr hinreißen lassen. Ich habe alle belogen, wollte meine Schwäche nicht zugeben. Ich dachte, irgendwie kommst Du raus." Obwohl das gerichtliche Verfahren gegen Zahlung von 10.000 Euro eingestellt wurde, sieht sich Daum nicht entlastet. "Das Urteil spielt keine Rolle. In der öffentlichen Meinung war ich schon zur Höchststrafe verurteilt." Es werde immer eine stattliche Anzahl von Widersachern geben: "Für sie ist mein Fehler das lebenslange Faustpfand. Ich muss damit leben, dass man immer mit dem Finger auf mich zeigt." Durch die Affäre ging sein Traum, der Job als Bundestrainer, nicht in Erfüllung. Diesem Posten trauert der Stuttgarter Meistertrainer von 1992 immer noch nach. "Es wäre das Größte gewesen. Wenn ich nur an mein Konzept des DFB-Leistungszentrums denke. Heute spricht es DFB-Manager Oliver Bierhoff wieder an." In Bezug auf einen neuen Trainer-Job hält sich Daum alle Türen offen, nachdem er sich bereits in Stuttgart ins Gespräch gebracht hatte. "Die Premier League wäre eine Riesen-Herausforderung. Reizvoll auch mal Nationalcoach bei einer EM oder WM", sagte er

Fußball-Drittligist SpVgg Unterhaching droht die Insolvenz. Im Etat des ehemaligen Bundesligisten klafft eine Zahlungslücke von über zwei Millionen Euro. Bis zum 31. Oktober muss der Verein die Unterdeckung ausgleichen, ansonsten bleibt der SpVgg nur noch der Gang zum Insolvenzverwalter. Unterhaching geriet in den vergangenen Wochen in eine finanzielle Schieflage, da ein Sponsor vertraglich zugesicherte Beträge in Höhe von zwei Millionen Euro nicht ausbezahlt hat.

Trotz der Siege in der EM-Qualifikation gegen die Türkei und in Kasachstan ist Deutschland in der Weltrangliste des Fußball-Weltverbandes FIFA wieder hinter Brasilien auf den vierten Rang abgerutscht. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw weist in der Oktober-Wertung 1481 Punkte, und damit neun weniger als im September, auf. Rekordweltmeister Brasilien (1493) legte um 13 Zähler zu. Die Plätze eins und zwei belegen unverändert Weltmeister Spanien (1881) und WM-Finalgegner Niederlande (1683).

Für die Williams-Schwestern ist das Tennis-Jahr 2010 vorzeitig beendet. Zwei Wochen nach Venus Williams musste jetzt auch Serena passen. Die Weltranglistenzweite sagte ihre Teilnahme an den WTA-Championships in Doha (26. bis 31. Oktober) und am Fed-Cup-Finale der USA gegen Italien (6./7. November) in San Diego wegen erneuter Probleme mit dem verletzten Fuß ab. "Ich bin sehr frustriert, dass ich für diese Turniere absagen muss. Ich habe zu hart trainiert und muss mich jetzt erneut behandeln lassen", wird Williams auf ihrer Homepage zitiert. Die 29-Jährige, die inzwischen als Nummer eins der Weltrangliste von der Dänin Caroline Wozniacki abgelöst worden ist, war im Juli nach ihrem Wimbledonsieg bei einem Restaurantbesuch in eine Glasscherbe getreten und hat seither kein Tennis mehr gespielt. Vor zwei Wochen hatte bereits ihre Schwester Venus Williams wegen einer hartnäckigen Knieverletzung ihren Rückzug von der Tour für den Rest des Jahres angekündigt.

Der deutsche Eishockey-Nationalspieler Dennis Seidenberg befindet sich mit den Boston Bruins in der nordamerikanischen Profiliga NHL weiter in der Erfolgsspur. Beim 3:1 bei den Washington Capitals fuhr der fünfmalige Stanley-Cup-Sieger, bei dem Marco Sturm weiter verletzt fehlte, den dritten Saisonsieg ein. Verteidiger Seidenberg bereitete den entscheidenden Treffer der Gäste durch Matt Hunwick im Schlussdrittel vor. Für Marcel Goc, Thomas Greiss und Christian Ehrhoff setzte es hingegen Niederlagen. Seidenbergs Nationalmannschaftskollege Ehrhoff ging mit den Vancouver Canucks bei den Minnesota Wild 2:6 unter.

Titelverteidiger New York Yankees steht in der Play-off-Halbfinalserie der Major League Baseball (MLB) vor dem Aus. Gegen die Texas Rangers verloren die Yankees im Heimspiel 3:10 und liegen in der Serie best of seven 1:3 zurück. Die Rangers, die zuvor bereits 7:2 und 8:0 gewonnen hatten, stehen hingegen vor ihrer ersten Teilnahme an den World Series. Bereits am Mittwoch können die Texaner die Sensation im fünften Aufeinandertreffen erneut in New York perfekt machen. In der zweiten Halbfinalserie haben die San Francisco Giants einen wichtigen Schritt Richtung Finalserie gemacht. Die Giants führen nach einem 3:0 gegen Vizemeister Philadelphia Phillies 2:1. Das vierte Spiel findet am Mittwoch erneut in San Francisco statt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: