Sport kompakt:Fanforscher warnt vor zu viel Polizei

Wissenschaftler fordert weniger Polizei in deutschen Fußballstadien, Spaniens und Italiens Klubs versagen in der Europa League, einem Ex-Box-Weltmeister drohen 20 Jahre Gefängnis.

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Vor den als "Risikospielen" eingestuften Fußball-Derbys in Hamburg und auf Schalke warnt Fanforscher Gunter A. Pilz vor einem massiven Polizei-Aufgebot. "Es macht keinen Sinn, den Fans mit einem riesigen Polizeiaufkommen entgegenzutreten", sagte der Universitätsprofessor in einem dpa-Interview. "Das Problem ist, dass sich innerhalb der Ultras dann häufig die Friedlichen mit den Gewaltbereiten solidarisieren." Weniger sei in dem Fall mehr, findet der Sportwissenschaftler aus Hannover. Die seit Jahren verstärkte Zusammenarbeit zwischen Fanbeauftragten und der Polizei trägt in einigen Bundesländern schon Früchte: In Baden-Württemberg sprach Innenminister Heribert Rech angesichts eines deutlichen Rückgangs von Straftaten bei Fußballspielen jüngst von einer "Trendwende". Auch in Thüringen, Niedersachsen und Brandenburg wurden in der vorigen Saison deutlich weniger Straftaten registriert als noch 2008/09. Mit positiven Zahlen können bei einer dpa-Umfrage aber längst noch nicht alle Bundesländer aufwarten: In Mecklenburg-Vorpommern wurde in der Vorsaison ein deutlicher Anstieg der Gewalt registriert und auch in Sachsen-Anhalt verbiete es sich angesichts jüngster Zwischenfälle "von einer Entspannung zu sprechen", meinte ein Ministeriumssprecher.

Polizeiübung Fußballstadion

Polizisten im Stadion: Massive Polizeiaufgebote bei Fußballspielen sind nach Meinung des Fanforschers Gunter Pilz kontraproduktiv.

(Foto: dpa/dpaweb)

Schwarzer Tag für Spanien und Italien in der Europa League: Völlig überraschend erwischte die spanische Primera Division mit drei deutschen Gruppengegnern einen nahezu kompletten Fehlstart mit einem Sieg und drei Niederlagen. In der Leverkusen-Gruppe B verlor Titelverteidiger Atletico Madrid mit 0:1 (0:0) bei Aris Saloniki und steht im kommenden Heimspiel gegen Bayer in zwei Wochen schon unter Zugzwang. Stuttgarts Gegner FC Getafe mühte sich in der Gruppe H zu einem 2:1 (0:1) auf eigenem Platz gegen Odense BK zum einzigen Sieg für die Iberer. Der FC Sevilla unterlag vor dem Gastspiel bei Borussia Dortmund am 30. September in der Gruppe J mit 0:1 (0:0) gegen Paris St. Germain. In Gruppe D verlor der FC Villarreal 0:2 (0:1) bei Dinamo Zagreb. Die Italiener holten ebenfalls nur drei Punkte mit vier Mannschaften und blieben dabei sogar sieglos. Rekordmeister Juventus Turin musste einen Dämpfer zum Start hinnehmen. Nach einem 0:2-Rückstand erreichte Juve gegen Lech Posen zwar noch ein 3:3 (1 2), verschenkte aber in der Schlussminute den Sieg. Der FC Palermo (Gruppe F) verlor bei Sparta Prag mit 2:3 (1:1). Der SSC Neapel (K) musste sich im Heimspiel gegen den FC Utrecht mit einem 0:0 begnügen, Sampdoria Genua (I) kam bei der PSV Eindhoven mit dem früheren Schalker Trainer Fred Rutten nach einem Gegentor in der Schlussminute nur zu einem 1:1 (1:0).

Dem früheren Box-Weltmeister Floyd Mayweather jr. droht eine lange Haftstrafe. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Amerikaner Anklage wegen vier verschiedener Vergehen erhoben. Mayweather werden Körperverletzung, schwerer Diebstahl, Nötigung und Belästigung vorgeworfen. Sollte der 33-Jährige in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen werden, könnte der Boxer für mehr als 20 Jahre im Gefängnis landen. Der in 41 Profikämpfen ungeschlagene Mayweather war in der vergangenen Woche von der Polizei in Las Vegas verhaftet worden, nachdem ihm seine Ex-Freundin Josie Harris die Entwendung eines i-Phones aus ihrem Haushalt vorgeworfen hatte. Außerdem soll Mayweather seine ehemalige Lebensgefährtin geschlagen und die drei gemeinsamen Kinder bedroht haben. Gegen Zahlung einer Kaution von 3000 Dollar wurde Mayweather wieder auf freien Fuß gesetzt. Harris erklärte der Polizei, Mayweather habe sie angegriffen, nachdem sie ihn in ihrem Haus angetroffen habe. Nach der Attacke musste sich das Opfer im Krankenhaus behandeln lassen. Harris hatte bereits im Jahr 2005 behauptet, dass Mayweather sie geschlagen habe. Später gab sie zu, gelogen zu haben, weil der "Pretty Boy" sie wegen einer anderen Frau verlassen hatte.

Die weltweiten Handball-Vereine erhalten für die Abstellungen ihrer Spieler künftig Ausgleichszahlungen vom Weltverband IHF. Dies gab IHF-Präsident Hassan Moustafa im Anschluss an ein Treffen mit den Vertretern den Kluborganisationen bekannt. Darüber hinaus sollen alle Spieler während Weltmeisterschaften über die IHF versichert werden. Beide Neuerungen gelten bereits für die kommende Männer-Weltmeisterschaft im Januar 2011 in Schweden. Mit dieser Vereinbarung ist der seit Jahren schwelende Streit zwischen Vereinen und Weltverband wohl beendet. "Ich bin sehr zufrieden mit diesem Treffen, alle Beteiligten haben profitiert", sagte Ulrich Strombach, Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB).

Beim italienischen Fußball-Vizemeister AS Rom herrscht Krisenstimmung. Klub-Präsidentin Rosella Sensi droht dem Team mit einem Straftrainingslager, sollte die Mannschaft auch im Meisterschaftsspiel gegen den FC Bologna am kommenden Sonntag verlieren. Am Mittwoch hatte die Roma 0:2 beim deutschen Meister Bayern München in der Champions League verloren. "Wir haben gegen Bayern München auf den alten Catenaccio zurückgegriffen und nicht wirklich Fußball gespielt. Auf diese Weise ist es sehr schwer, ein Match zu gewinnen", sagte Starspieler Francesco Totti. Der 34 Jahre alte Kapitän gerät allerdings selbst zunehmend in die Kritik. Offenbar hat der Weltmeister von 2006 seinen Leistungszenit längst überschritten und kann seiner Mannschaft kaum noch Impulse verleihen. Aber nicht nur die jüngsten Niederlagen bedeuten eine Hypothek für den Verein. Hohe Schulden und Verhandlungen über einen Verkauf des Klubs belasten die Roma-Tifosi zusätzlich. Präsidentin Sensi will einen Verkauf des Klubs forcieren. Der Vizepräsident des russischen Erdölgiganten Lukoil, Leonid Fedun, ist offenbar am Kauf des Vereins interessiert. Nach Angaben italienischer Medien sei der russische Magnat bereit, das mehrheitliche Aktienpaket am italienischen Vizemeister zu übernehmen. Fedun, der bereits den russischen Fußballverein Spartak Moskau besitzt, sei in der Lage, 200 Millionen Euro auszugeben.

Der dreifache Weltmeister und Olympiasieger Usain Bolt macht sich schon jetzt Gedanken über das Ende seiner Sprinterlaufbahn. "Ich will auf jeden Fall noch einmal an den Olympischen Spielen teilnehmen. Danach werde ich entscheiden, wie es weitergeht", sagte der Jamaikaner. Der Superstar der Leichtathletik-Szene wäre nach den Sommerspielen in London 2012 erst 25 Jahre alt. "Mein Trainer möchte zwar, dass ich dann noch einmal (an Olympia, d. Red.) teilnehme, aber ich werde das selbst entscheiden. Ich will auf jeden Fall auf dem Höhepunkt Schluss machen, so wie Michael Johnson", sagte Bolt. Johnson war als 400-Meter-Weltrekordler abgetreten, die Bestmarke hält der Amerikaner bis heute.

Bei der Tischtennis-Europameisterschaft in Ostrau stehen zwei deutsche Doppel im Viertelfinale. Die Titelverteidiger Timo Boll/Christian Süß (Düsseldorf) gewannen am Freitag ihre dritte Partie gegen Zolt Pete/Marko Jevtovic aus Serbien mit 3:0-Sätzen. Bei den Damen qualifizierten sich Kristin Silbereisen/Zhenqi Barthel (Kroppach/Bingen) für das Medaillenspiel am Nachmittag. Nicht mehr im Wettbewerb sind Jiaduo Wu/Elke Schall (Kroppach/Holsterhausen). Die EM-Dritten von 2007 scheiterten mit 0:3-Sätzen an der polnischen Kombination Xu Jie/Natalia Partyka.

Spaniens Tennis-Damen wollen den FedCup boykottieren. Die sechs besten spanischen Spielerinnen kündigten an, dass sie zur nächsten Partie in Estland am 5. und 6. Februar 2011 nicht antreten werden. Sie wollten mit dem Boykott dagegen protestieren, dass der spanische Verband RFET seine Zusagen zur Förderung des Damen-Tennis nicht eingehalten habe, betonten die Spielerinnen in einer gemeinsamen Erklärung. Das Kommuniqué wurde nach Presseberichten vom Freitag von María José Martínez (25. der Weltrangliste), Anabel Medina (53.), Arantxa Parra (58.), Carla Suárez (63.) Lourdes Domínguez (108.) und Nuria Llagostera (116.) unterzeichnet. Der RFET räumte ein, dass das Damen- Tennis in Spanien von Grund auf verbessert werden müsse. Die Mittel seien jedoch begrenzt. Spanien hatte den FedCup in den 90er Jahren fünfmal gewonnen.

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