Sport kompakt:Fan stürmt Kabine, Anelka muss nach Hause

Sicherheitspanne bei der WM erzürnt den englischen Verband, Lebensmittelvergiftung setzt WM-Helfer außer Gefecht, bei den Franzosen kommt es zum nächsten Eklat.

Enfant terrible Nicolas Anelka ist nach obszönen Beleidigungen gegen Nationaltrainer Raymond Domenech vom französischen Fußball-Verband FFF von der WM in Südafrika nach Hause geschickt worden. Dies bestätigte FFF-Vizepräsident Noel Le Graet dem französischen Fernsehsender RTL. Der absehbare Rauswurf erfolgte drei Tage vor dem entscheidenden WM-Gruppenspiel gegen die Gastgeber am Dienstag in Bloemfontein, bei dem Frankreich nur noch eine kleine Chance auf den Einzug ins Achtelfinale besitzt. Auslöser für den Rauswurf von Anelka waren Journalisten. In weißen Buchstaben auf schwarzem Hintergrund hatte am Samstag auf der Titelseite der französischen Sporttageszeitung ein ungehöriger Satz gestanden: "Va te faire enculer, sale fils de pute." Moderatoren französischer Radiosender brachen sich beinahe die Zunge ab, um die Formulierung zu umgehen, der englische Dienst der Nachrichtenagentur AFP veröffentlichte vor seiner Meldung einen Warnhinweis: Vorsicht, obszöne Wörter! "Fick dich in den Arsch, du Hurensohn", lautet der Satz auf Deutsch. Gesagt hat ihn der schon häufiger als Exzentriker auffällig gewordene Anelka bereits am vergangenen Donnerstag. Gefallen sind seine sehr bösen Worte kurz nach dem Abpfiff der ersten Halbzeit im Spiel zwischen Frankreich und Mexiko (0:2) - der Adressat: Domenech. Der umstrittene Nationaltrainer mit dem ewig gequälten Blick hatte zuvor das taktische Verhalten von Anelka angemahnt.

England fan wears an outfit featuring the cross of St George before the 2010 World Cup Group C soccer match against Algeria at Green Point stadium in Cape Town

Englischer Fan beim Spiel gegen Kapstadt: Nach der Partie durchbrach ein Anhänger alle Sicherheitsbarrieren und drang in die Kabine der englischen Nationalmannschaft ein.

(Foto: rtr)

Ein Fan hat nach dem enttäuschenden torlosen Unentschieden der englischen Fußball-Nationalmannschaft im WM-Vorrundenspiel in Kapstadt gegen Algerien die Kabine der Three Lions gestürmt und dabei alle Sicherheitsbarrieren überwunden. Das bestätigte ein Sprecher des englischen Fußballverbands. Eigene Sicherheitsleute der Three Lions konnten den Anhänger stoppen und nach draußen befördern. Der Zuschauer, dessen Nationalität nicht bekannt ist, wurde den örtlichen Sicherheitsbehörden übergeben. Der englische Verband FA wird eine Beschwerde beim Weltverband FIFA aufgrund der mangelnden Sicherheitsvorkehrungen einreichen.

90 freiwillige Helfer sind am Freitag nach einem Frühstück im Stadion von Nelspruit mit einer Lebensmittelvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden. "Es geht den Volunteers aber schon wieder besser. Sie bekommen Medikamente und konnten das Krankenhaus bereits wieder verlassen", sagte ein Sprecher des lokalen WM-Organisationskomitees. Insgesamt arbeiten während der WM in Südafrika 15.000 Menschen als Helfer. Davon sind 985 in Nelspruit stationiert.

Der mexikanische Fußball-Nationalspieler Carlos Vela, der beim 2:0-Sieg im WM-Vorrundenspiel gegen Frankreich in Polokwane eine Verletzung der rechten Beckenmuskulatur erlitten hatte, wird voraussichtlich noch zehn Tage pausieren müssen. Am Samstag konnte der 21-Jährige vom FC Arsenal nur ein leichtes Trainingsprogramm absolvieren und muss sich weiteren Behandlungen unterziehen. Letzter Vorrundengegner der Mexikaner ist am 22. Juni in Rustenburg der zweimalige Weltmeister Uruguay. Beide Teams haben nach zwei Spieltagen vier Punkte und damit beste Chancen, die K.o. -Runde zu erreichen.

Der slowakische Fußball-Nationalspieler Robert Vittek will zurück in die Bundesliga. "Ich hatte da eine schöne Zeit. Ich würde sehr gerne zurückgehen", sagte der Stürmer nach dem Abschlusstraining vor dem zweiten WM-Vorrundenspiel am Sonntag (13.30 Uhr/ARD und Sky live) in Bloemfontein gegen Paraguay. Der 28 Jahre alte Stürmer hatte von 2003 bis 2008 in 124 Spielen für den 1. FC Nürnberg 36 Tore erzielt. Dann wechselte er für vier Millionen Euro zum französischen Erstligisten OSC Lille. Weil er dort aber seinen Stammplatz verlor, wurde er in der abgelaufenen Saison an den türkischen Klub Ankaragücü ausgeliehen. Eine Rückkehr zum Club kam im Winter aus wirtschaftlichen Gründen nicht zustande. Angebote aus der Bundesliga habe er derzeit nicht, sagte Vittek, dessen Vertrag in Lille noch bis 2012 läuft.

Die beiden deutschen Golfprofis Alex Cejka und Martin Kaymer liegen zur Halbzeit der US Open im kalifornischen Pebble Beach aussichtsreich im Rennen. Cejka, der nach der zweiten Runde mit insgesamt 142 Schlägen (70+72) den geteilten sechsten Platz belegt, darf sich sogar noch Hoffnungen auf den Sieg machen. Der 39-Jährige aus München liegt auf dem Par-71-Kurs lediglich drei Schläge hinter dem britischen Spitzenreiter Graeme McDowell (139=71+68) zurück. Deutschlands Golf-Hoffnung Martin Kaymer (Mettmann) verbesserte sich nach einer Par-Runde mit insgesamt 145 Schlägen (74+71) vom 47. auf den 16. Platz.

Die Fußball-WM könnte am Sonntag die Stichwahl um das Präsidentenamt Kolumbiens beeinflussen. "Das Turnier dauert noch viele Tage. Ich bitte meine Landsleute, auf die Begegnungen zu verzichten und wählen zu gehen", sagte der scheidende Präsident Alvaro Uribe. Beobachter befürchten eine um zehn Prozentpunkte niedrigere Wahlbeteiligung, da um neun Uhr Ortszeit Italien gegen Neuseeland und um 13.30 Uhr Brasilien gegen die Elfenbeinküste spielt. Bei der Stichwahl gilt der konservative Politiker Juan Manuel Santos als klarer Favorit gegenüber dem unabhängigen Kandidat der Grünen Partei, Antanas Mockus.

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