Sport kompakt:Ein Weltmeister für Anschi Machatschkala

Russischer Erstligist holt Roberto Carlos, Benjamin Raich verletzt sich schwer, Heidfeld wird Kubica-Ersatz, Lance Armstrong steigt endgültig vom Rad. Sport kompakt

Dem Wechsel von Roberto Carlos zum russischen Erstligisten Anschi Machatschkala steht nichts mehr im Weg. Der 37-jährige brasilianische Außenverteidiger unterschrieb nach Angaben seines Agenten Fabiano Farah einen Vertrag für zweieinhalb Jahre. "Wir haben die Details geregelt und werden am Freitag oder Samstag nach Russland fliegen", sagte Farah am Mittwoch dem brasilianischen Internetportal UOL Esporte. Über Geld sprach der Manager nicht. "Es gab viele Spekulationen, ich bevorzuge es, jetzt nicht darüber zu reden." Roberto Carlos, Weltmeister von 2002, hatte am Samstag seinen Weggang vom Erstligisten Corinthians São Paulo angekündigt. Grund waren massive Drohungen und Beschimpfungen der Fans, die den Spieler mitverantwortlich machen für das Vorrunden-Aus des Vereins beim südamerikanischen Meisterpokal Copa Libertadores. Corinthians akzeptierte die vorzeitige Auflösung des noch bis Januar 2012 laufenden Vertrages. Der in Dagestans Hauptstadt Machatschkala beheimatete Club Anschi gehört dem russischen Milliardär Sulejman Kerimow. Corinthians hatte am Samstag mitgeteilt, dass Roberto Carlos von dem Verein ein Angebot von 15 Millionen Reais (6,6 Mio Euro) pro Jahr erhalten habe.

Olympiasieger Benjamin Raich hat seinen Einsatz im Mannschaftswettbewerb bei der Ski-WM teuer bezahlen müssen. Bei einem Sturz in seinem Viertelfinal-Lauf gegen Kroatien erlitt der 32-jährige Österreicher einen Riss des vorderen linken Kreuzbandes, einen Knorpelabbruch des äußeren Schienbeinkopfes und einen Teileinriss des äußeren Meniskus. Der Doppel-Olympiasieger von Turin 2006 und Doppel-Weltmeister von 2005 wurde noch am Mittwoch in Innsbruck operiert. Der 45-minütige Eingriff verlief ohne Komplikationen. "Ich bin sehr aufgewühlt", hatte Raich am Nachmittag mitgeteilt und bedauert, dass er seine "zwei große Chancen" im Riesenslalom und im Slalom nicht mehr wahrnehmen kann. Für den ehemaligen Gesamtweltcupsieger, der bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen bisher elf Medaillen gewonnen hat, ist es die erste schwere Verletzung seiner Laufbahn. Der Pitztaler trug es allerdings mit Fassung. Wenn man das Schicksal seines Landsmanns Hans Grugger betrachte, sei seine Situation "wieder relativ harmlos. Ich hoffe, dass bei mir alles gut verläuft." Für die österreichischen Männer, die bei der WM bislang ohne Goldmedaille in Einzelrennen sind, ist Raichs "Verletzung ein weiterer schwerer Schlag", sagte Cheftrainer Mathias Berthold.

Nick Heidfeld übernimmt bei Renault das Cockpit des nach einem schweren Rallye-Unfall verletzten Robert Kubica. Das bestätigte der Formel-1-Rennstall am Mittwoch, nachdem der Mönchengladbacher bei seinen "Bewerbungsfahrten" am Samstag in Jerez mit der Tagesbestzeit beeindruckt hatte. Heidfeld wird Teamkollege des Russen Witali Petrow. "Ich wäre gerne unter anderen Umständen zurückgekehrt, aber ich bin stolz, dass ich diese Chance erhalte", sagte Heidfeld. Der eigentliche Renault-Stammpilot Kubica war am 6. Februar bei einem Rallye-Gaststart in Italien schwer verunglückt und hatte sich zahlreiche Knochenbrüche zugezogen. Wie lange der 26 Jahre alte Pole, der früher bei BMW-Sauber Teamkollege von Heidfeld war, ausfallen wird, ist derzeit nicht absehbar.

Italiens Meister Inter Mailand hat den Rückstand auf Tabellenführer AC Mailand auf fünf Punkte verkürzt. Titelverteidiger Inter kam in einem Nachholspiel am Mittwochabend zu einem 2:1 (1:1) beim AC Florenz und darf sich als Dritter wieder berechtigte Hoffnungen auf die Meisterschaft machen. Nach der frühen Inter-Führung durch ein Eigentor von Michele Camporese schaffte die Fiorentina durch Manuel Pasqual noch vor der Pause den Ausgleich (33.). Das Siegtor gelang Nationalspieler Giampaolo Pazzini (61.). Im zweiten Nachholspiel siegte CFC Genua durch ein Tor des ehemaligen Schalkers Rafinha (55.) im Stadtderby bei Sampdoria mit 1:0 (0:0).

Bayern München hat seine Personalplanungen für die kommende Saison auf Eis gelegt. "Wir, der ganze Verein, konzentrieren uns auf die nächsten sportlichen drei, vier Wochen. Über Verträge wird in dieser Zeit nicht gesprochen. Jetzt zählen nur die Spiele. Alles andere werden wir danach angehen und entscheiden", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger der Münchner tz. Als interne Deadline für alle personellen Aktivitäten gilt der 15. März. Bis dahin stehen für die Bayern richtungweisende Spiele in der Bundesliga, in der Champions League und im DFB-Pokal an.

In den kommenden vier Wochen soll deshalb weder mit den fünf Profis verhandelt werden, deren Verträge auslaufen, noch mit potenziellen Zugängen. "Der Fokus liegt voll auf dem Sportlichen. Für etwas anderes haben wir gar keine Zeit", sagte Nerlinger. Nationalstürmer Miroslav Klose, die Keeper Thomas Kraft und Jörg Butt, Andreas Ottl und Hamit Altintop sind nur noch bis zum 30. Juni an den FC Bayern gebunden. Auch die Innenverteidiger Breno und Daniel van Buyten, deren Verträge noch bis 2012 laufen, kämpfen um ihre Zukunft bei den Bayern.

Tennis-Idol Boris Becker hat die Strukturen im Deutschen Tennis Bund heftig kritisiert. "Wir brauchen ein zukunftsorientiertes System. Das sehe ich im Moment nicht", sagte Becker in einem Interview der Sport Bild. Der dreimalige Wimbledonsieger sprach sich für einen starken Sportdirektor aus, "der alles steuert, inklusive Kaderplanung und Trainerauswahl". Leider koche im Verband aber jeder sein "eigenes Süppchen", kritisierte Becker, der seit langem selbst keine Funktion im Tennis mehr bekleidet. Dies wird wohl auch in Zukunft so sein, denn ein Amt im DTB kann sich der 43-Jährige derzeit nicht vorstellen. "Es sind unglückliche Zustände im deutschen Tennis und im Verband. Da passe ich momentan nicht rein", sagte Becker, von 1997 bis 1999 Teamchef der deutschen Davis-Cup-Mannschaft.

Der siebenmalige Toursieger Lance Armstrong tritt endgültig von der Radsport-Bühne ab. "Ich kann nicht sagen, dass ich irgendetwas bereue. Es war eine exzellente Reise", sagte der 39-Jährige in einem Interview in seiner Heimat. Armstrong hatte zuletzt bei der "Tour Down Under" sein letztes Rennen außerhalb der Vereinigten Staaten bestritten. Danach wollte der Texaner ursprünglich noch bei der Kalifornien-Rundfahrt im Mai antreten. Armstrong hatte bereits im Jahr 2005 nach seinem siebten Toursieg seine Karriere beendet, ehe er dreieinhalb Jahre später ein Comeback wagte. Bei der Tour 2009 erreichte er nochmal einen dritten Gesamtrang, im vergangenen Jahr war er dagegen bei der Frankreich-Rundfahrt auf Platz 23 chancenlos. Derzeit laufen in den USA Doping-Ermittlungen gegen Armstrong und weitere frühere Mitglieder des US-Postal-Teams.

Fußballprofi Rafinha hat seinen ehemaligen Trainer Felix Magath harsch kritisiert. "Magath hat Schalkes Seele verkauft", klagte der Außenverteidiger in der Sport Bild. Ein halbes Jahr nach seinem Wechsel vom Bundesligisten zum FC Genua kartete der Brasilianer erneut nach und warf Magath einen zu harten Umgang mit den Spielern vor: "Das System basiert auf Druck. Die Spieler kommen diese Saison nicht mehr mit Freude zur Arbeit. Sie haben oft Angst vor seinen Worten und Taten." Dieser Umgangston sei für ihn der Grund gewesen, den Revierclub zu verlassen: "Man muss das als Arbeitnehmer akzeptieren und respektieren. Ich als Mensch sehe es aber als falsch an und wollte unbedingt von Schalke weg. Ich bin wegen Herrn Magath gegangen", gestand Rafinha. Dem Trainer fehle es an "Respekt vor einigen Spielern". Bereits wenige Tage nach seinem acht Millionen Euro teuren Transfer Richtung Italien im August 2010 hatte Rafinha seinen Unmut über Magath geäußert. Auf die Rafinha-Schelte reagierte Magath kühl: "Ist das nicht der Spieler, der in meiner Amtszeit von Anfang an gehen wollte?"

Der schwer verunglückte Ski-Rennläufer Hans Grugger hat einen weiteren Schritt zurück in ein normales Leben gemacht. Am Dienstag wurde dem Österreicher in der Uniklinik für Neurochirurgie in Innsbruck der Teil der Schädeldecke wieder eingesetzt, der zur Druckminderung in der Notoperation nach dem Unfall in Kitzbühel entnommen worden war. "Die Operation ist gut verlaufen, Komplikationen kann man nach solchen Eingriffen aber nie ganz ausschließen. Derzeit deutet jedoch alles auf einen problemlosen Heilungsprozess hin", sagte der behandelnde Arzt Claudius Thome am Mittwoch. Zur genauen Überwachung wird Grugger weiter auf der Intensivstation der Universitätsklinik versorgt. Die Entfernung von einem Teil des Schädelknochens ist bei schweren Schädelhirntraumata notwendig, um einen steigenden Hirndruck zu vermeiden. In vielen Fällen kann das Wiedereinsetzen des Knochens erst mehrere Monate nach der Verletzung erfolgen. Aufgrund der guten körperlichen Verfassung von Grugger haben sich die Ärzte aber bereits jetzt zu dem Eingriff entschieden.

Der deutsche Eishockey-Nationalspieler Jochen Hecht hat den Buffalo Sabres in der nordamerikanischen Profiliga NHL den Sieg bei den Montreal Canadiens gesichert. Beim 3:2 nach Penaltyschießen über den Rekordmeister erzielte der gebürtige Mannheimer im Shootout den entscheidenden Treffer. Zuvor hatte Hecht bereits im Schlussdrittel die Vorlage zum 2:2-Ausgleich gegeben. Christian Ehrhoff steuerte beim 4:1 der Vancouver Canucks bei den Minnesota Wild eine Vorlage bei.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: