Süddeutsche Zeitung

Sport kompakt:Die Wut des Luca Toni

Bayern-Ersatzstürmer ist enttäuscht und schließt einen Wechsel nicht mehr aus, Fechter mit neuer Medaille, Kubica wechselt zu Renault. Sport kompakt

Mit "viel Wut" im Bauch nach seiner langen Zwangspause will Luca Toni die Ladehemmung im Sturm des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München beenden. "Ich fühle mich wieder richtig gut. So wie im ersten Jahr bei Bayern", sagte der 32 Jahre alte Italiener in einem Interview der Bild-Zeitung. "Ich trage - wie schon gesagt - viel Wut in mir und möchte mich nun einfach auf dem Platz beweisen. Ich möchte Bayern helfen, die Bundesliga zu gewinnen und mich für die WM zu empfehlen." Nach seinen überwundenen Achillessehnenproblemen ist Toni derzeit nur Nummer fünf im Bayern-Sturm. "Es ist doch normal, wenn man da enttäuscht ist", sagte Toni, der bislang nur zu zwei Einsätzen in der 3. Liga sowie zu einem Kurzeinsatz im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen kam. Rückendeckung erhielt der Italiener vom früheren Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld. "Van Gaal hat sicher mit Luca Toni noch einen Trumpf in der Hand und wenn er diesen Trumpf zieht, wird er wieder erfolgreich sein", sagte der Trainer dem Deutschen Sport Fernsehen (DSF). "Ich sehe meine WM-Teilnahme absolut in Gefahr", sagte Toni mit Blick auf den Höhepunkt im Sommer 2010 in Südafrika. Zwar will der Stürmer seinen bis 2011 laufenden Vertrag in München erfüllen, wegen der WM schließt der Italiener einen Wechsel im Winter aber nicht aus.

Die deutschen Fechter geben auf der Zielgeraden der Weltmeisterschaften von Antalya noch einmal richtig Gas. Im Damenflorett beendete der Olympia-Fünfte mit Bronze nach dem 42:30 gegen Rumänien eine Durststrecke von zehn Jahren ohne WM-Medaille. Die Degenherren verfehlten dagegen Rang drei mit dem 22:23 im "Sudden Death" gegen Polen um eine Winzigkeit. Einmal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze lautet die Bilanz vor dem Schlussakt. "Endlich ist der Fluch vorbei", sagte Sportdirektor Manfred Kaspar nach zahlreichen Nackenschlägen im Damenflorett und der Ewigkeit eines Jahrzehnts ohne Podestplatz. "Wir haben das Ziel verpasst, aber Selbstvertrauen getankt", meinte Degen-Bundestrainer Didier Ollagnon, der mit seiner Mannschaft die erste WM-Medaille seit 2005 anvisiert hatte.

Robert Kubica tritt in die Fußstapfen von Fernando Alonso. Der 24-Jährige Pole aus Krakau fährt in der kommenden Formel-1-Saison für Renault und wird dort Nachfolger des zu Ferrari wechselnden zweimaligen Weltmeisters aus Spanien. Da sich Kubicas bisheriger Arbeitgeber BMW-Sauber 2010 aus der Königsklasse zurückzieht, entließen ihn die Münchner vorzeitig aus dem Vertrag. Kubicas bisheriger Teamkollege Nick Heidfeld (Mönchengladbach) muss sich ebenfalls nach einem neuen Arbeitgeber umschauen.

Das befürchtete Doping-Nachbeben zur Tour de France 2008 ist ausgeblieben. "Die 17 Nachkontrollen waren negativ", sagte der Chef der französischen Anti-Doping-Agentur AFLD, Pierre Bordry, am Mittwoch in Paris. "Unser Ziel ist es nicht, etwas zu finden", betonte er bei der Vorstellung des Aktivitätsberichts für das vergangene Jahr. Dafür griff Bordry den Radsport-Weltverband UCI wegen der Dopinkontrollen bei der diesjährigen Tour scharf an. "Die Kontrollen bei der Tour waren nicht regelkonform. Wir sind auf den Stand von 2003 zurückgefallen", kritisierte er. Manipulationen seien möglich gewesen, sagte Bordry. Jedes Team habe eine Stunde Zeit gehabt, Sachen zu vertuschen. Das sei nicht professionell gewesen. Auch habe es keine Zusammenarbeit zwischen UCI und AFLD gegeben. Insbesondere das Astana-Team um Toursieger Alberto Contador (Spanien) und den siebenmaligen Champion Lance Armstrong (USA) sei von den Kontrolleuren bevorzugt worden. "Ich habe nichts gegen Astana, aber alles hängt davon ab, wie die Kontrollen durchgeführt werden. Es war schon sonderbar, dass Astana immer zum Schluss kontrolliert wurde. Das war nicht professionell", meinte Bordry. Der AFLD-Chef zeigte sich erstaunt, dass es keinen positiven Fall bei der Tour gegeben hat. "Aber das hilft ja nichts, wenn man keine Beweise hat", sagte Bordry.

Die finanziellen Rücklagen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sind trotz der Finanzkrise in den vergangenen zwei Jahren um mehr als 100 Millionen Dollar (68 Millionen Euro) gewachsen. "Wir haben unsere Einnahmen kontinuierlich gesteigert", erklärte IOC-Präsident Jacques Rogge in Kopenhagen. Die Finanzreserven seien auf 455 Millionen Dollar (309 Millionen Euro) gestiegen. Ende 2001, zu Beginn von Rogges erster Amtszeit, hatte das IOC lediglich 105 Millionen Dollar Rücklagen. Das IOC könne der Zukunft "sehr zuversichtlich" entgegenblicken, sagte der belgische IOC-Chef auf der 121. Vollversammlung weiter. Das IOC werde weiter darauf bestehen, dass die Olympischen Spiele im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sind. Die Einnahmen aus dem Verkauf der TV-Rechte für die Spiele 2010 in Vancouver und 2012 in London belaufen sich bisher auf 3,8 Milliarden Dollar (2,6 Milliarden Euro). Für Turin 2006 und Peking 2008 waren nur 2,6 Milliarden Dollar (1,7 Milliarden Euro) erlöst worden.

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Argentiniens Nationaltrainer Diego Maradona hat erstmals laut über einen Rücktritt nachgedacht. Das Fußball-Idol der Gauchos will nach den beiden entscheidenden WM-Qualifikationsspielen am Samstag gegen Peru und am darauffolgenden Mittwoch in Uruguay "die Situation auswerten" und dann entscheiden, ob er weitermache. Auf jeden Fall kündigte der 48-Jährige bereits an: "Wenn ich bleibe, dann nur zu meinen Bedingungen." Beim Amtsantritt im November des vergangenen Jahres habe er sich noch als glücklichster Mensch der Welt gefühlt, mittlerweile seien aber Dinge passiert, die ihm nicht gefallen, und die er alle im Computer gespeichert habe. Die jüngsten Misstöne entstanden wegen der fehlenden Verbands-Unterstützung für die vorzeitige Freistellung der Manchester-City-Profis Carlos Tevez und Pablo Zabaleta, die am Montag noch in der englischen Premier League im Einsatz waren. Die negativen Reaktionen auf seine Kur in Südtirol und die von AFA-Präsident Julio Grondona verordnete Machterweiterung für Generaldirektor Carlos Bilardo passen "El Diez" ebenfalls nicht.

Ex-Trainer Lucien Favre hat sich mit seiner indirekten Kritik an den Klubbossen des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC Berlin möglicherweise um viel Geld gebracht. Der Tabellenletzte prüft nach der von Favre inszenierten Pressekonferenz acht Tage nach dessen Entlassung, ob die dort getätigten Aussagen Auswirkungen auf die Abfindungsmodalitäten haben. "Die rechtliche Prüfung dieser Angelegenheit läuft", bestätigte Ingo Schiller, Geschäftsführer Finanzen, dem sid. Favre, der dem Vernehmen nach mit etwa 1,3 Millionen Euro abgefunden werden sollte, hatte unter anderem Präsident Werner Gegenbauer, der eigentlich als großer Fan und Unterstützer des Schweizers galt, indirekt kritisiert.

Fußball-Regionalligist Hallescher FC ist wegen wiederholten Ausschreitungen eines Teils seiner Anhänger vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit einer Geldstrafe von 5000 Euro sowie dem teilweisen Ausschluss der Öffentlichkeit beim nächsten Heimspiel bestraft worden. Demnach sind für die Partie gegen Türkiyemspor am 17. Oktober nur 1800 Zuschauer (plus 200 Gäste-Anhänger) zugelassen. Der HFC, der das Urteil bereits akzeptierte, stellte als Konsequenz den Kartenvorverkauf für das Match sofort ein. Anhänger des Aufstiegskandidaten hatten zuletzt beim Sachsen-Anhalt-Derby gegen den 1. FC Magdeburg durch das Abbrennen von Rauchbomben für Verzögerungen gesorgt und waren außerdem im Umfeld der Partien in Chemnitz sowie gegen den VfL Wolfsburg II negativ aufgefallen.

Die Zukunft des Tennisturniers am Hamburger Rothenbaum steht weiter in den Sternen. Zwar haben Michael Stich und seine Geschäftspartner einen Ausrichter-Vertrag bis 2011 mit zweijähriger Option. Doch eine klare Zusage, die in den vergangenen Jahren defizitäre Veranstaltung weiter auszurichten, gab es weder von Stich & Co. noch vom Deutschen Tennis Bund (DTB). Der Verband hält die Rechte an dem in die zweite ATP-Kategorie zurückgestuften Turnier und streitet weiter vor einem US-Gericht um die Rückkehr in den Kreis der Topturniere nach den Grand Slams.

In den Expansionsplänen der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA spielt neuerdings auch Afrika eine größere Rolle. NBA-Commissioner David Stern bestätigte am Rande eines Vorbereitungsspiels für die neue Saison zwischen den Chicago Bulls und Utah Jazz im Rahmen der Europa-Tour in London, dass die Liga innerhalb der nächsten drei Jahre bis zu drei Dependancen für ihre afrikanischen Belange auf dem Kontinent eröffnen will. Darüber hinaus sollen schon in Kürze Büros der Liga auch in Indien und im Mittleren Osten ihre Arbeit aufnehmen. Die NBA zeigt bereits seit längerer Zeit verstärkte Auslandspräsenz. In Europa stehen Liga-Büros in London, Paris, Madrid und Mailand. Hinzu kommen Vertretungen in China, Japan, Mexiko und Brasilien.

Brasiliens Fußballstar Kaka hat dem ersten geklonten Schwein in Spanien seinen Namen gegeben. Die Universität von Murcia benannte das Haustier nach dem Mittelfeldspieler, der vor dieser Saison zu den Königlichen von Real Madrid gewechselt ist. Das Ferkel überlebte als einziges aus einem Wurf von vier Tieren. Die Wissenschaftler, die am Dienstag mit der Neuigkeit an die Öffentlichkeit gingen, hatten dabei die gleiche Methode wie beim schottischen Schaf Dolly, dem weltweit ersten geklonten Säugetier, angewandt. Das fast drei Monate alte Schweinchen Kaka soll für die Untersuchung von menschlichen Krankheiten wie Alzheimer oder Krebs wichtige Aufschlüsse geben.

Christoph Daum eilt mit Fenerbahce Istanbul von Sieg zu Sieg, und am Bosporus wird der Traditionsclub schon "Rekordbahce" genannt. Denn mit dem 3:0 gegen Genclerbirligi Ankara feierten Daums "Kanarienvögel" am vergangenen Wochenende den achten Sieg nacheinander in der türkischen Süper Lig - und übertrafen ihre immerhin schon 45 Jahre alte Bestmarke. Die bei Erfolg stets überschwängliche türkische Presse überschlägt sich mit Superlativen und hat Fenerbahce schon zum "Alleinherrscher", ja sogar zum "achten Weltwunder" gekürt. Und Daum, der im Juni aus Köln zurück nach Istanbul gekommen war und gegen Genclerbirligi auch das deutsche Trainer-Duell mit Thomas Doll für sich entschied, ist der Macher.

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