Sport kompakt:Geldstrafe für WM-Finalisten

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Spanier und Niederländer müssen wegen rüden Spiels zahlen, erste Anklagen im Fußball-Wettskandal geplant, FC Bayern Krösus bei der Trikotwerbung, neuer Anzug-Ärger bei Schwimm-EM.

Rund drei Wochen nach dem Endspiel der Fußball- Weltmeisterschaft in Südafrika müssen die Finalisten Spanien und Niederlande für ihr rüdes Spiel ein Geldstrafe zahlen. Der Fußball- Weltverband FIFA verdonnerte Weltmeister Spanien am Dienstag zur Zahlung von 10 000 Schweizer Franken (7300 Euro), weil fünf Iberer Gelbe Karten gesehen hatten. Den Niederländern zeigte Schiedsrichter Howard Webb im kartenreichsten Finale der WM-Geschichte sogar achtmal Gelb und einmal Gelb-Rot für John Heitinga. Dafür werden 15 000 Schweizer Franken (10 900 Euro) fällig. Durch das 1:0 in der Verlängerung gewann Spanien am 11. Juli seinen ersten WM-Titel. Laut FIFA-Statuten können Mannschaften bestraft werden, wenn in einer Partie mindestens fünf Akteure verwarnt wurden. Die bisher meisten Karten in einem WM-Endspiel gab es 1986 in Mexiko. Beim 3:2-Sieg Argentiniens gegen Deutschland wurden damals sechs Gelbe Karten gezückt.

WM 2010 - Niederlande - Spanien epa02245350 Spain's Xabi Alonso (L) is kicked in the chest by the Netherlands' Nigel de Jong (R), drawing a yellow during the FIFA World Cup 2010 Final match between the Netherlands and Spain at the Soccer City stadium outside Johannesburg, South Africa, 11 July 2010. EPA/KIM LUDBROOK Please refer to www.epa.eu/downloads/FIFA-WorldCup2010-Terms-and-Conditions.pdf +++(c) dpa - Bildfunk+++ (Foto: Kim Ludbrook/dpa)

In den größten Wett- und Manipulationsskandal der europäischen Fußball-Geschichte kommt Bewegung. Die Bochumer Staatsanwaltschaft plant noch für August erste Anklagen. "Ich hoffe, dass die Kollegen im laufenden Monat damit aufwarten können", sagte Oberstaatsanwalt Bernd Bienioßek dem Sport-Informations-Dienst (SID). Namen von betroffenen Spielern oder Klubs sollen nach Angaben der zuständigen Behörde in Bochum bis zum Beginn eines möglichen Hauptverfahrens geheim bleiben. Nach Erhebung der Anklage entscheidet das Gericht, ob ein Verfahren eröffnet wird. Bislang hat die Staatsanwaltschaft nur einen Fall im Zuge eines schriftlichen Verfahrens beenden können. Dabei wurde einem Spieler ein Strafbefehl zugestellt, den der Spieler akzeptierte. Zudem sollen die Ermittler ein weiteres Wettkonto von Ante S. entdeckt haben. Der zuständige Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) hat bereits reagiert. Erst Mitte Juli war bekannt geworden, dass das Ausmaß des Skandals größer als befürchtet ist. Laut einer Zwischenbilanz der Staatsanwaltschaft Bochum, die den Skandal Ende November 2009 öffentlich gemacht hatte, werden insgesamt 250 Personen verdächtigt. Die Gesamtzahl der unter Manipulationsverdacht stehenden Spiele erhöhte sich auf 270. In Deutschland sollen anstatt der zunächst vermuteten 32 Begegnungen 53 Partien von der 2. Bundesliga bis in den Juniorenbereich manipuliert worden sein. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft belaufen sich die bislang ermittelten Wetteinsätze auf rund zwölf Millionen Euro.

Schwimmer Thomas Lurz hat in Budapest seinen Europameistertitel über zehn Kilometer im Freiwasser verteidigt. Er gewann am Mittwoch den EM-Auftaktwettbewerb im Plattensee und holte sein viertes Gold bei Europameisterschaften. Lurz siegte im Schlussspurt. Er benötigte für die Distanz 1:54:23 Stunden und hatte am Ende einen Vorsprung von 2,3 Sekunden auf Weltmeister Valerio Cleri aus Italien. Dritter wurde der Russe Jewgeni Drattsew. Der Wiesbadener Christian Reichert wurde Vierter, Andreas Waschburger aus Saarbrücken landete als 17. im geschlagenen Feld. Im Jagdrennen über fünf Kilometer hofft Lurz auf eine weitere Medaille.

Die deutschen Pistolen-Schützen haben das Finale der Weltmeisterschaft in München und auch die angestrebte Medaille in der Teamwertung deutlich verpasst. Damit wartet der Deutsche Schützen-Bund (DSB) bei der Heim-WM weiterhin auf die erste Einzel- Medaille. Bisher hatten nur die Luftgewehr-Frauen Team-Gold geholt. "Das war enttäuschend, sie sind deutlich unter den Erwartungen geblieben. Sie haben sich wahrscheinlich zu sehr unter Druck gesetzt, wollten unbedingt und haben es dann verrissen. Eigentlich gab es keinen Grund, dass man seine normale Leistung nicht bringen kann", meinte Pistolen-Bundestrainer Peter Kraneis, der eine Team-Medaille im Vorfeld für realistisch hielt. Doch sowohl der mit einer Erkältung in den Wettkampf gegangene Patrik Lengerer aus Stuttgart, der mit 578 Ringen nur 21. wurde, als auch Hans-Jörg Meyer aus Wolfenbüttel (576 Ringen/34.) blieben unter ihren Möglichkeiten. Abdullah Ustaoglu aus Karlsruhe landete mit nur 574 Treffern sogar nur auf Rang 49. Den WM-Titel und somit sein zweites Gold bei den 50. Titelkämpfen holte sich der Japaner Tomuyuki Matsuda mit 689,4 Ringen vor dem Serben Andrija Zlatic, der nach dem Vorkampf noch souverän in Führung gelegen hatte. Doch der Japaner, bereits siegreich mit der Freien Pistole, überholte den Serben noch mit 0,2 Zählern. Dritter wurde der Südkoreaner Jong Oh Jin mit 689,1 Ringen.

Tour-de-France-Sieger Alberto Contador wird im nächsten Jahr für den dänischen Rennstall Saxo Bank fahren. Dies verkündete Teamchef Bjarne Riis am Dienstagmorgen in Kopenhagen. "Ich bin stolz, den weltbesten Radprofi zu einem dänischen Team gelockt zu haben", sagte Riis. Der 27-jährige Spanier erhält einen Vertrag über zwei Jahre. Gleichzeitig verkündigte Teamchef Riis, der den Weggang seiner Kapitäne Andy und Frank Schleck kompensieren musste, dass die Saxo Bank entgegen bisherigen Vermutungen ihr Engagement verlängern wird. Das Finanzinstitut wird damit ab der Saison 2011 neben dem IT- Unternehmen Sungard Hauptsponsor bei der dänischen Equipe.

Der erneute Zoff um die Schwimm-Anzüge lässt Freiwasserkönig Thomas Lurz zum Auftakt der EM in Ungarn am Mittwoch mit reichlich Wut in die Badewanne Balaton springen. "Man quält sich ein Jahr für die nächsten Großereignisse, und dann werden mal wieder kurzfristig die Regularien geändert. Das ist einfach Mist", sagt der 30 Jahre alte Würzburger ungehalten. Grund für den Zorn von Lurz ist das Verbot der noch bis vor gut zwei Wochen erlaubten Anzüge für die Langstreckler. Getragen werden dürfen nun lediglich Anzüge ohne Reißverschlüsse. Darauf können jedoch nur wenige Konkurrenten wie der italienische Weltmeister Valerio Cleri zurückgreifen. Ein klarer Nachteil für Lurz, der am beliebten Ferienort Balatonfüred im wahrsten Sinn des Wortes halb nackt da steht. "Wir haben versucht, die erlaubten Anzüge vom italienischen Hersteller zu bekommen. Man hat uns geantwortet, dass alle Exemplare vergriffen sind", sagt Lurz: "Dabei schreibt der Weltverband FINA eigentlich vor, dass die Anzüge für alle Athleten erhältlich sein müssen."

Double-Gewinner Bayern München ist auch in Sachen Trikotwerbung das Maß der Dinge in der Fußball-Bundesliga. Ein bekanntes Telekommunikations-Unternehmen zahlt den Bayern bis 2013 jährlich maximal 25 Millionen Euro. Auf dem zweiten Rang folgt der VfL Wolfsburg, der vom Hauptsponsor und alleinigen Gesellschafter Volkswagen bis zu 20 Millionen Euro erhält. Bundesliga-Zweiter Schalke 04 kassiert bis zu 15 Millionen Euro. Insgesamt erhalten die 18 Bundesliga-Klubs in der kommenden Saison rund 137 Millionen Euro. Hatten sich die Einnahmen für die Schriftzüge auf der Brust von 2008 zu 2009 noch um 14 Millionen Euro gesteigert, so kassieren die Vereine im Vergleich zum Vorjahr nur noch gut neun Millionen Euro mehr. In den meisten Fällen handelt es sich um Schätzwerte. Die Mehrheit der Klubs verweigert offizielle Angaben.

Bayern München Telekom 2013 bis zu 25,0; VfL Wolfsburg VW unbefristet bis zu 20,0; Schalke 04 Gazprom 2012 bis zu 15,0; Borussia Dortmund Evonik 2011 bis zu 12,0; Werder Bremen Targo Bank 2011 bis zu 10,0; Hamburger SV Emirates 2012 bis zu 7,5; Bayer Leverkusen Teldafax 2013 6,0; VfB Stuttgart Gazi 2012 6,0; Eintracht Frankfurt Fraport 2011 5,0; Borussia M'Gladbach Postbank 2011 4,5; 1. FC Köln Rewe 2011 4,0; Hannover 96 Tui 2011 bis zu 4,0; 1. FC Nürnberg Areva 2011 3,8; 1. FC Kaiserslautern Dr. Theiss 2012 3,5; FC St. Pauli Fernsehlotterie 2012 3,2; FSV Mainz 05 Enteva 2012 2,8; 1899 Hoffenheim TV Digital 2011 2,5; SC Freiburg Ehrmann 2012 2,5; Summe: bis zu 137,3.

Manager Dieter Hoeneß vom VfL Wolfsburg hält das zunehmende Ost-West-Gefälle im deutschen Profi-Fußball für eine "fatale Entwicklung". Der frühere Nationalspieler forderte einen Transfer von Management-Know-How, um Ost-Vereine zurück auf die Bundesliga-Landkarte zu holen. "Viele Vereine im Osten wurden Opfer von nur nach kurzfristigem Profit gierenden Raubrittern, obwohl sie eigentlich eine hervorragende Infrastruktur und Substanz hatten", sagte Hoeneß der Super Illu. In der kommenden Saison ist erstmals seit dem sportlichen Zusammenschluss 1991 kein Klub aus Berlin oder den neuen Bundesländern in der Bundesliga vertreten. Hoeneß, bis 2009 selbst 13 Jahre Manager beim Erstliga-Absteiger Hertha BSC, sieht eine besorgniserregende Entwicklung. "Erstliga-Fußball sorgt für eine regelmäßige, meist positive öffentliche Wahrnehmung, die sich nicht nur auf den sportlichen Bereich begrenzt. Städte und Regionen, die regelmäßig in den Medien präsent sind, haben auch größere Chancen, für potenzielle Investoren interessant zu werden."

Der Fußball-Weltverband FIFA hat dem sudanesischen Verband SFA ein Ultimatum gestellt und mit einem Ausschluss von internationalen Wettbewerben gedroht. Bis zum 15. August muss die SFA demnach Neuwahlen für das Amt des Präsidenten durchführen. Die FIFA hatte die Wahl vom 26. Juli, bei der Mutasim Jaafar zum neuen SFA-Präsidenten gewählt worden war, nicht anerkannt, weil die sudanesische Regierung den bisherigen Präsidenten Dr. Kamal Shaddad ausgeschlossen hatte. Wie ein FIFA-Sprecher am Dienstag mitteilte, erwartet der Weltverband Neuwahlen gemäß den SFA-Statuten ohne die Einmischung von Dritten. Ein möglicher Ausschluss des Sudans, der zurzeit Platz 121 in der Weltrangliste belegt, könnte sich bereits auf das erste Qualifikations-Spiel zum Afrika-Cup gegen den Kongo (3. September) auswirken.

Marcelo Bielsa hat seinen Vertrag als Fußball-Nationaltrainer von Chile bis 2015 verlängert. Der 55-Jährige mit dem Spitznamen "El Loco" (der Verrückte) übernimmt zudem die Betreuung der U20-Junioren, um ein starkes Team für die Südamerika-Meisterschaft 2015 aufzubauen, die in Chile stattfinden wird. Bielsa hatte die Chilenen im August 2007 übernommen und nach zwölf Jahren Abstinenz wieder zu einer WM-Endrunde geführt. Beim Turnier in Südafrika gelang dem Andenstaat, der im Achtelfinale an Brasilien scheiterte, der erste Sieg bei einer WM seit 48 Jahren. Chile rückte in die Top 10 der FIFA-Weltrangliste auf.

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