Sport kompakt:Bayern fordern 1860-Schulden

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Vorstandschef Rummenigge lehnt Schuldenerlass für Lokalrivalen ab, Disziplinarverfahren nach dem Madrid-Barcelona-Spiel, Gladbach-Fans nicht überzeugt von Stefan Effenberg. Sport kompakt

Nach dem Clasico im Halbfinal-Hinspiel der Champions-League hat der Europäische Fußballverband UEFA Disziplinar-Verfahren gegen Real Madrid und den FC Barcelona eröffnet. Am 6. Mai müssen sich beide Klubs vor der Kontrollkammer der UEFA zu den Vorfällen der Partie, die Barcelona in der Hauptstadt Madrid durch zwei Tore von Lionel Messi mit 2:0 für sich entschied, erklären. Bei Madrid hatte der portugiesische Innenverteidiger Pepe von Schiedsrichter Wolfgang Stark die Rote Karte wegen groben Foulspiels gesehen. Pepes Landsmann und Trainer Jose Mourinho, der kurz vor dem Abpfiff auf die Tribüne verbannt wurde, fiel mit unangemessenen Aussagen über das deutsche Schiedsrichtergespann erneut negativ auf. Beide sind im Rückspiel am kommenden Dienstag nicht spielberechtigt, im Disziplinar-Verfahren drohen ihnen längere Sperren. Real Madrid muss zudem das Verhalten der eigenen Fans im Estadio Santiago Bernabeu verantworten. Einige Zuschauer hatten Gegenstände auf den Platz geworfen und waren aufs Spielfeld gelaufen.

Karl-Heinz Rummenigge. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der hoch verschuldete Fußball-Zweitligist TSV 1860 München kann bei seiner Rettung nicht auf die Hilfe des Ortsrivalen hoffen. Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge stellte in der Stadionzeitung zum Bundesliga-Heimspiel gegen Schalke 04 unmissverständlich klar, dass der deutsche Rekordmeister nicht zu dem vom möglichen Geldgeber aus Jordanien geforderten Schuldenverzicht bereit sei. "Der FC Bayern erwartet vom TSV 1860 München und seinem möglichen Investor, die Verbindlichkeiten zum vereinbarten Zeitpunkt voll zurückzuzahlen", schrieb Rummenigge. Nach Angaben des Bayern-Bosses belaufen sich die aktuellen Verbindlichkeiten der "Löwen" gegenüber der Allianz Arena Stadion GmbH auf 2,1 Millionen Euro. "Es ist kein Thema, dass der FC Bayern einem Schuldenverzicht zugunsten des TSV 1860 und somit auch gegenüber einem möglichen Geldgeber der 'Löwen' zustimmen würde", erklärte Rummenigge. Der jordanische Unternehmer Hasan Ismaik soll den Sechzigern angeboten haben, für 13 Millionen Euro 49 Prozent der Kommanditgesellschafts-Anteile zu übernehmen. Seinen Einstieg beim TSV 1860 soll der Multimillionär mit der Bedingung verknüpft haben, dass die Gläubiger der "Löwen" auf 60 Prozent ihrer Forderungen verzichten. Ismaik ist angeblich nur bereit, maximal fünf Millionen Euro der Rückstände zu tragen. Die Altschulden des Traditionsvereins sollen bei 14 Millionen Euro liegen.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat den russischen Organisatoren der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi erneut erhebliche Umweltzerstörungen am Schwarzen Meer vorgeworfen. So stelle zum Beispiel der vom Kreml geförderte Bau einer Verbrennungsanlage für Klärschlamm eine starke Belastung für das kaukasische Biosphärenreservat dar. Das teilte die Organisation nach Angaben der Zeitung Kommersant mit. Das Projekt sei das völlige Gegenteil des Umweltschutzprogramms "Zero Waste", das sich das Organisationskomitee an die Fahnen geheftet habe, hieß es. Die Veranstalter kommentierten die Kritik zunächst nicht. Die Arbeiten für die Winterspiele gelten als besonders aufwendig, weil in Sotschi und Umgebung bisher fast keine Infrastruktur vorhanden ist. Aus Protest gegen die Zerstörung der Natur in der Kaukasusregion hatte die Organisation World Wide Fund for Nature (WWF) ihre Zusammenarbeit mit der Baufirma eingestellt.

Ein Drittel der am 7. Mai beim Giro d'Italia startenden 23 Teams ist starken Dopingvorwürfen ausgesetzt. Fahrer von sieben Mannschaften sind in aktuelle Dopingermittlungen der italienischen Staatsanwaltschaft verstrickt. Hinzu kommt die Problem-Personalie Alberto Contador, dessen Doping-Verfahren vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS läuft. In dieser für sein Rennen dramatischen Situation hat Giro-Direktor Angelo Zomegnan ein Rezept: Augen zu und durch. Mit Samthandschuhen fasst der Ex-Journalist die mutmaßliche Kundschaft des offensichtlich in der Schweiz weiter praktizierenden Sportarztes Michele Ferrari an, der seit 2002 in Italien nicht mehr arbeiten darf. Zomegnan schließt aus, sie wegen möglicher Rufschädigung von seiner Veranstaltung fernzuhalten. "Wer zu Beginn des Giro eine gültige Fahrerlizenz hat, wird starten", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Die gleiche Haltung nimmt er im Fall des Topfavoriten Contador ein. "Wenn Contador nicht gesperrt ist und teilnehmen will, ist er willkommen", meinte Zomegnan.

Die Revolte von Stefan Effenberg gegen die Klubführung des abstiegsgefährdeten Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach stößt bei den Fans offensichtlich auf wenig Gegenliebe. Das Fanprojekt Mönchengladbach (FPMG) äußerte sich am Donnerstag äußerst kritisch zu den Plänen der Oppositionsbewegung um Norbert Kox und dessen Frontmann Effenberg. "Niemand will die totale Revolution. Wir Fans wollen nur, dass die aktuellen Verantwortlichen kritisch hinterfragen, warum es schon seit Jahren eine solche Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit gibt und von sich aus die Konsequenzen ziehen", sagte Matthias Neumann, Sprecher des Fanprojekts RP online. Effenberg, der am Dienstag von der Initiative als Sportdirektor-Kandidat vorgestellt worden war, konnte die Gladbach-Fans nicht von seinen Plänen überzeugen. "Die breite Mehrheit war an diesem Abend gegen die Initiative, da die von dieser geplanten Strukturänderungen nicht umfänglich mitgetragen werden", sagte Neumann. Es gibt allerdings keine Direktive des Fanprojekts für die Mitgliederversammlung des Vereins am 29. Mai. "Wir haben unsere Mitglieder aufgeklärt, jeder muss nun selbst entscheiden, wen er wählt", sagte Neumann.

Unerwartet früh haben die Beachvolleyball-Europameisterinnen Sara Goller und Laura Ludwig beim Welttour-Turnier im chinesischen Sanya das Feld räumen müssen. Das Erfolgsduo verlor am Donnerstag zunächst gegen die australischen Außenseiterinnen Tamsin Hinchley/Alice Rohkamper mit 1:2 (23:25, 21:15, 17:19). Wenig später folgte nach dem 0:2 (19:21, 17:21) gegen das brasilianische Duo Vieira/Lili das endgültige Aus. "Wir haben die lange Reise von Brasilien nach China in Kombination mit Hitze und Jetlag nicht gut verkraftet. Ich habe aufgrund von Krämpfen nur noch im Stand aufschlagen können, es fühlte sich für mich an wie Sport in der Sauna", sagte Goller enttäuscht. In Brasilia hatten Goller/Ludwig noch Platz fünf erreicht. Nichts zu melden hatten auch die EM-Zweiten Katrin Holtwick/Ilka Semmler, die nach zwei Niederlagen das Turnier ebenfalls mit Platz 25 beendeten. Sie unterlagen dabei auch den deutschen Meisterinnen Jana Köhler und Julia Sude, die nun als einziges deutsches Duo noch im Rennen sind.

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Die nordamerikanische Football-Profiliga NFL hat im Arbeitskampf mit den Spielern einen weiteren Rückschlag erlitten. Zwei Tage nach der Aufhebung der Aussperrung der Profis durch das Bezirksgericht in Minneapolis wies die zuständige Richterin Susan Nelson einen Einspruch der Liga gegen diese Entscheidung zurück. Die Liga hatte gefordert, den Lockout bis zur Hauptverhandlung vor einem Einspruchsgericht wieder einzusetzen. Nelson wies dagegen an, dass die Klubs ihre Trainingsanlagen für die Spieler öffnen müssten. Die NFL kündigte umgehend den Gang vor die achte Berufungskammer in St. Louis an. Derzeit ist unklar, ob die Saison wie vorgesehen am 8. September startet. Im Streit um die Verteilung der NFL-Einnahmen in Höhe von jährlich rund neun Milliarden Dollar (rund 6,5 Milliarden Euro), hatte die Liga die Spieler vor sechs Wochen ausgesperrt. Daraufhin hatten zehn Spieler wegen "Verschwörung und wettbewerbsschädigender Geschäftsmethoden" Klage gegen die NFL eingereicht.

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Das Starensemble der Miami Heat und die Oklahoma City Thunder haben das Playoff-Viertelfinale in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA erreicht. Dank eines mühevollen Kraftakts setzte sich Miami am Mittwochabend (Ortszeit) mit 97:91 gegen die Philadelphia 76ers durch. Der erneut überragende Dwyane Wade verpasste mit 26 Punkten, elf Rebounds und sieben Assists ebenso wie LeBron James nur knapp ein Triple-Double (je zweistellige Werte in drei Kategorien). Nach dem 4:1 in der "best of seven"-Serie trifft das Team aus Florida in der Runde der besten Acht auf die Boston Celtics. Ebenfalls in Spiel fünf sicherte Oklahoma mit einem 100:97 den Erstrundenerfolg über die Denver Nuggets. Nach der ersten gewonnenen Play-off-Runde seit dem Umzug aus Seattle vor drei Jahren wartet das Team auf den Sieger der Begegnung zwischen den Memphis Grizzlies und San Antonio Spurs. Die Spurs verhinderte beim 110:103 nach Verlängerung das peinliche frühe Aus. Gary Neal rettete die beste West-Mannschaft der regulären Saison per spektakulärem Dreier mit der Schlusssirene in die Extra-Spielzeit. Das Team um den mit 33 Punkten stark auftrumpfenden Manu Ginobili muss bei einem 2:3-Rückstand auch die kommenden beiden Partien gewinnen, um das Viertelfinale zu erreichen.

Die Boston Bruins mit Nationalspieler Dennis Seidenberg und die Tampa Bay Lightning haben sich als letzte Teams für das Playoff-Viertelfinale der nordamerikanischen Eishockeyliga NHL qualifiziert. Boston gewann am Mittwochabend (Ortszeit) im siebten und entscheidenden Spiel vor heimischem Publikum gegen den Erzrivalen Montreal Canadiens mit 4:3 nach Verlängerung. Den Siegtreffer im Boston Garden erzielte Nathan Horton in der 66. Minute mit einem Schlagschuss in den Winkel. Verteidiger Seidenberg bekam mit mehr als 28 Minuten die meiste Eiszeit aller Profis. Im Viertelfinale trifft das Team wie im Vorjahr auf die Philadelphia Flyers. Sean Bergenheim schoss Tampa Bay bei den Pittsburgh Penguins in die Runde der besten Acht. Der Treffer des Finnen aus der 26. Minute blieb der einzige des Abends, obwohl die Gastgeber mit 36:23-Torschüssen ein klares Chancenplus hatten. Nächster Kontrahent des Teams aus Südflorida sind die Washington Capitals mit Marco Sturm.

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