Sport kompakt:Webb pfeift WM-Finale

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Große Ehre für den englischen Schiedsrichter Howard Webb, Mark Cavendish gewinnt fünfte Etappe der Tour de France. Die zweite Liga in Italien bekommt den Namen ihres Sponsors - ausgerechnet einem Anbieter für Sportwetten. Die Meldungen.

Der Engländer Howard Webb pfeift am Sonntag das Endspiel der 19. Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Spanien und den Niederlanden im Soccer City Stadion in Johannesburg. Das gab der Weltverband FIFA am Donnerstagabend bekannt. Mit der Leitung des "kleinen Finales" um den dritten Platz zwischen Deutschland und Uruguay am Samstag in Port Elizabeth wurde Benito Archundia betraut. Der 44 Jahre alte Mexikaner hatte vor vier Jahren in Dortmund das WM-Halbfinale Deutschland gegen Italien (0:2 nach Verlängerung) gepfiffen.

Ein Engländer steht zumindest im Finale: Howard Webb. (Foto: afp)

Der umstrittene Sprint-Star Mark Cavendish hat die fünfte Etappe der Tour de France gewonnen. Der Brite setzte sich im Massensprint nach 187,5 km vor Milram-Profi Gerald Ciolek und dem Norweger Edvald Boasson Hagen durch und feierte damit den lang ersehnten Befreiungsschlag. Auf dem Weg zu seinem vierten Saisonsieg machten Cavendish und dem Peloton vor allem die Temperaturen von über 35 Grad zu schaffen. Die Favoriten ließen es deshalb erneut ruhig angehen. Der Schweizer Fabian Cancellara hatte keine Probleme, sein Gelbes Trikot erfolgreich zu verteidigen. Der Zeitfahr-Weltmeister liegt weiter 23 Sekunden vor dem Briten Geraint Thomas und 39 vor Cadel Evans. Toursieger Alberto Contador (1:40) bleibt Gesamtneunter, Lance Armstrong (2:30) liegt auf Platz 18. Das Finale wurde Cavendish von Anfahrer Mark Renshaw mustergültig vorbereitet. Cavendish musste sich am Vortag noch heftige Kritik von Lehrmeister Erik Zabel gefallen lassen, da er im Sprintfinale frühzeitig die Beine hochgenommen hatte.

FC Bayern München steht anscheinend kurz vor einer Verpflichtung des niederländischen Nationalspielers Gregory van der Wiel. Mit van der Wiels aktuellem Verein Ajax Amsterdam habe der deutsche Rekordmeister bereits Einigung erzielt, berichtete das Magazins Voetbal international auf seiner Homepage. Allerdings habe der Rechtsverteidiger, der bei der WM in Südafrika zur Oranje-Stammelf gehört, das letzte Wort und werde erst nach dem Finale am Sonntag gegen Spanien über den möglichen Wechsel entscheiden, hieß es in dem Bericht weiter. Zum Endspiel reist auch Bayern-Trainer Louis van Gaal an. Seit längerem sucht Double-Gewinner München nach einem hochkarätigen Außenverteidiger. Die Bemühungen um den Portugiesen Fabio Coentrao hatte der deutsche Rekordmeister wegen "exorbitanter Forderungen von Benfica Lissabon" eingestellt, hatte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge erst am Dienstag erklärt. "Das hat sich erledigt."

Wesley Sneijder bleibt Inter Mailand erhalten. "Ich bleibe. Ich werde auch in der kommenden Saison für Inter spielen", sagte der niederländische Fußball-Nationalspieler, einer der Topstars der WM-Endrunde in Südafrika. "Mein Herz schlägt für Mailand. Ich habe mit Inter bereits alles gewonnen, und es gibt noch viel mehr zu gewinnen", ergänzte er. Massimo Moratti, Präsident des Champions-League-Siegers, Meisters und Pokalsiegers aus Italien, hatte Sneijder bereits für unverkäuflich erklärt. Manchester United hatte Interesse an einer Verpflichtung bekundet. Wesley Sneijder hat während der Endrunde in Südafrika schon fünf Treffer erzielt, er gilt als erster Anwärter auf den Goldenen Ball für den besten Spieler des Turniers. Im Finale trifft er mit den Niederlanden am Sonntag auf Spanien.

Der Trainer und Sportdirektor des FC Schalke 04, Felix Magath, hat bei der Präsentation Heldts Horst Heldts als neues Vorstandsmitglied vor "Strömungen im Verein" und einem Absturz "ins Mittelmaß" gewarnt. Um den Revierclub auf die schweren Aufgaben in der Fußball-Bundesliga und der Champions League vorzubereiten, forderte Magath erneut unverhohlen mehr Handlungsspielraum und finanzielle Mittel, um die Mannschaft gezielt zu verstärken. "Ich bin weiter zuversichtlich, dass ich das Team weiterentwickeln kann. Aber dann kommen wir an Veränderungen im Kader nicht vorbei", betonte Magath. Es gebe "eine Menge" zu tun, schließlich müssten Leistungsträger wie Kevin Kuranyi oder Marcelo Bordon ersetzt werden. Schon vor Wochen hatte Magath in einem Interview 30 Millionen Euro gefordert, um notwendige Investitionen zu tätigen. Geld, das der mit Konzern-Gesamtverbindlichkeiten von knapp 250 Millionen Euro belastete Club aber nicht hat. So betrachtet der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies derlei Forderungen mit Unbehagen. Er hält die Wünsche des Trainers, der im Vorjahr nahezu nur ablösefreie Spieler holen und sich beim eigenen Nachwuchs bedienen konnte, zwar für legitim. "Ich weiß, dass wir den Verein nur durch sportliche Erfolge stabilisieren können. Wir haben in der Vergangenheit zu viel auf Pump gelebt", mahnte Tönnies.

Die italienische Serie B ist ab sofort nach ihrem Hauptsponsor benannt - ausgerechnet einem Anbieter für Sportwetten. Die Zusammenarbeit der 22 Vereine umfassenden Liga mit dem nach eigenen Angaben weltweit führenden börsenotierten Online-Gaming-Anbieter soll bis Juni 2012 laufen. Die Sponsoring-Vereinbarung wurde von Luca Ferrari, dem Präsidenten der Lega Nazionale Professionisti Serie B und einem Vertreter des Wettanbieters unterzeichnet.

Rund 700 Fans kamen verspätet zum Halbfinale der Fußball-WM ins Moses-Mabhida-Stadion von Durban. Der neue Flughafen in Durban hatte große Probleme, den Ansturm von VIP-Gästen, die mit Chartermaschinen zur Begegnung zwischen Deutschland und Spanien angereist waren, zu bewältigen. Offensichtlich hatten einige Piloten ihre Flugzeuge einfach auf der Landebahn stehen lassen, sodass weitere Maschinen nicht mehr landen konnten. Flugzeuge mussten deshalb nach Johannesburg und Kapstadt zurückkehren. Ein Flug hatte drei Stunden Verspätung, sodass die Fans die erste Halbzeit komplett verpassten.

Philipp Lahm hat nach der Halbfinal-Niederlage gegen Spanien beteuert, dass sein dauerhafter Anspruch auf die Kapitänsbinde in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft "kein Angriff" auf Michael Ballack bedeuten würde. "Es ist auch überhaupt kein Machtkampf, denn die Macht liegt nur bei einer Person und das ist der Trainer", erklärte Lahm. "Wenn man in einem Amt ist, will man das Amt auch gerne behalten. Nicht mehr und nicht weniger", so der deutsche Abwehrspieler. "Es wäre schlimm, wenn ich dieses Amt nicht weiter ausführen wollen würde. Es macht mir sehr viel Spaß. Ich habe nicht Michael Ballack angegriffen." Dass der Zeitpunkt seines öffentlich geäußerten Führungsanspruchs über die WM hinaus kurz vor dem Halbfinale unglücklich gewesen sei, sah Lahm nicht so: "Ich habe nicht über die Mannschaft geredet oder irgendjemanden, der hier ist. Es ging nur um meine Position und das Amt, das ich im Moment ausführe", sagte der Münchner.

Wegen eines italienischen Fans auf dem Spielfeld ist das WM-Halbfinale zwischen Deutschland und Spanien am Mittwochabend kurzzeitig unterbrochen worden. Der Mann lief in der vierten Minute mit einer Vuvuzela auf den Rasen. Wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete, wollte er mit der Aktion dagegen protestieren, dass der italienische Spieler Antonio Cassano nicht in den WM-Kader berufen worden war. Der Mann sei auch schon einmal bei einem Freundschaftsspiel zwischen Italien und den Niederlanden im November in Pescara aufs Spielfeld gelaufen. Diesmal drang er in der Nähe des deutschen Tors auf den Platz vor und lief fast bis zur Mittellinie, bevor er von Sicherheitsleuten gestoppt wurde.

Mit 31,10 Millionen Zuschauern verbuchte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Mittwochabend in der ARD beim 0:1-Halbfinal-Aus gegen Spanien die bisher höchste im Fernsehen gemessene Einschaltquote. Der Marktanteil betrug 83,2 Prozent. Den bisherigen Spitzenwert hielt das WM- Halbfinale gegen Italien 2006 mit 29,66 Millionen Zuschauern.

Die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag (SPD), hat die deutsche Nationalelf für ihr Auftreten während der Fußball-Weltmeisterschaft gelobt. Das Team habe eine Freude am Spiel gezeigt, die vor allem für Kinder und Jugendliche "Motivation pur" darstelle, sagte sie am Donnerstag im Südwestrundfunk (SWR). Die ethnisch gemischte Zusammensetzung der Mannschaft spiegele die "Realität einer Einwanderergesellschaft" wider, der sich das konservative politische Lager viel zu lange verweigert habe. Die DFB-Elf sei mit dem hohen Aufmerksamkeitsgrad, den sie in einem fußballbegeisterten Land wie Deutschland erregt habe, "ein Segen für die Diskussion". Zugleich beklagte Freitag jedoch, dass in den unteren Fußball-Klassen Integration immer noch zu wenig gelebt werde.

© sueddeutsche.de/sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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