Sport kompakt:Ballack erst wieder 2011

Der Nationalspieler ist "erheblich schwerer" verletzt als bislang vermutet, Fabian Hambüchen sagt zwei Starts bei der Turn-WM ab, deutsche Volleyballer verpassen WM-Medaille. Sport kompakt

Michael Ballack wird in diesem Jahr nicht mehr auf den Fußball-Platz zurückkehren. Mit einem Comeback des Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft sei vor Jahresende nicht mehr zu rechnen, teilte Bundesligist Bayer Leverkusen am Mittwoch mit. Bei einer neuerlichen Untersuchung sei festgestellt worden, dass die am 11. September beim Bundesliga-Spiel in Hannover mit einem Bruch des Schienbeinkopfes einhergehende Außenbandverletzung "erheblich schwerer ist als ursprünglich angenommen". Deshalb werde Ballack für voraussichtlich vier bis sechs Wochen eine Schiene tragen müssen, um das betroffene Knie zu entlasten. "Diese Entwicklung ist sehr bedauerlich. Ich hoffe aber, dass Michael Ballack nach seiner Reha und einer gezielten Vorbereitung zur Rückrunde gestärkt ins Team zurückkehren wird", sagte Bayer-Trainer Jupp Heynckes.

2010 kein Comeback von Fußballprofi Ballack

Kaputter Schienbeinkopf: Michael Ballack wird 2010 kein Spiel mehr bestreiten.

(Foto: dpa)

Zuletzt hatte Bayer auf eine Rückkehr des Mittelfeld-Stars gegen Mitte November gehofft. Man wolle Ballack jedoch nicht unter Zeitdruck setzen, hatte Sportdirektor Rudi Völler erklärt: "Er wird nach der erneuten Verletzung erst dann wieder spielen, wenn er sich wirklich einhundertprozentig fit fühlt." Es sei klar, dass Ballack "mit Argusaugen beobachtet" werde. Für die Nationalmannschaft hat der erneute Rückschlag keine unmittelbaren Auswirkungen.

Die scharfe Kritik in den vergangenen Wochen hat dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler Christoph Metzelder so zugesetzt, dass er sich einen Mentaltrainer gesucht hat. "Mein eigenes Verhalten ist ausgeartet. Ich habe mir über alles Gedanken gemacht. So habe ich mir den Instinkt geraubt, das schnelle Handeln", sagte der Innenverteidiger von Schalke 04 mit Dortmunder Vergangenheit der Sport Bild. Er arbeite "im mentalen Bereich mit einem Coach. So habe ich gelernt, mit dem Druck besser umzugehen". Metzelder beklagte sich darüber, dass er schnell zum Fehleinkauf und Sündenbock gestempelt wurde: "Das war unglaublich. Um mich war regelrecht eine Hysterie ausgebrochen. Das war unfair. Die Situation wurde in der Öffentlichkeit größtenteils auf mich abgewälzt." Die Lage beim Tabellen-17. sei gefährlich und schmerze. "Der schlechte Start zehrt an uns. Wir bekommen das Umstellen von der Champions League auf die Bundesliga nicht hin. Wir müssen die Klasse entwickeln, uns immer wieder neu zu bestätigen", sagte der 29-Jährige: "Große Spieler und große Mannschaften schaffen das. Wir noch nicht." Die Zeit der Ausreden ist laut Metzelder vorbei: "Wir müssen uns aus der Krise befreien. Alle spielen unter ihren Möglichkeiten. Wir rennen unserem Anspruch hinterher. Hier darf sich keiner mehr verstecken."

Rückschlag für die deutschen Kunstturner: Mehrkampf-Europameister Fabian Hambüchen verzichtet wegen anhaltender Beschwerden der Achillessehne bei den Kunstturn-Weltmeisterschaften in Rotterdam (16. bis 24. Oktober) auf einen Start am Boden und am Sprung. Somit steht der deutsche Vorzeigeturner bei den Titelkämpfen auch nicht als Mehrkämpfer zur Verfügung. "Die Reizung im Bereich der Achillessehne ist zwar ein wenig abgeklungen, aber in Absprache mit Doktor Johannes Peil von der Sportklinik Bad Nauheim haben wir entschieden, auf einen Start am Boden und Sprung zu verzichten. Die Absprungbelastungen sind einfach zu groß", sagte Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen. Ein Start bei den sonstigen Wettkämpfen sei aus gesundheitlicher Sicht allerdings nicht gefährdet.

Deutschlands Volleyballer haben das WM-Halbfinale und damit die erste Medaille seit 40 Jahren verpasst. Einen Tag nach dem 3:0 gegen Tschechien unterlag das Team von Bundestrainer Raul Lozano 0:3 (17:25, 20:25, 19:25) gegen Weltmeister Brasilien. Damit belegt Deutschland Platz zwei in der Gruppe und spielt um die Plätze fünf bis acht. Erster Gegner ist am Freitag in Modena voraussichtlich Olympiasieger USA. Trotz der Niederlage ist bereits die beste deutsche WM-Platzierung seit dem vierten Platz der DDR im Jahr 1974 perfekt.

Das Gold ist zum Greifen nahe: Die deutschen Springreiter haben bei den Weltmeisterschaften in den USA vor den abschließenden Runden am Mittwochabend die Führung übernommen. Die Equipe von Bundestrainer Otto Becker liegt mit 17,80 Strafpunkten vor Brasilien (18,49). Die US-Mannschaft (18,69) verlor den Spitzenplatz und fiel auf Rang drei zurück. "Wir sind oben dran, das ist wichtig", sagte Becker: "Aber es ist so eng, es ändert sich mit jedem Reiter. Die Amerikaner sind weiter Favorit." Die Entscheidung fällt am Mittwoch in der zweiten Runde des Nationenpreises.

Mildes Urteil für Shelly-Ann Fraser: Die 100-Meter-Olympiasiegerin und Weltmeisterin aus Jamaika ist nach ihrer positiven Dopingprobe vom Leichtathletik-Weltverband IAAF für sechs Monate gesperrt worden. Die Sperre gilt rückwirkend und endet somit am 7. Januar 2011. Die 23-Jährige war im Mai beim Diamond-League-Meeting in Shanghai positiv auf das auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) stehende Schmerzmittel Oxycodon getestet worden. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF folgte mit der reduzierten Sperre einem Antrag des jamaikanischen Verbandes JAAA, der auf "widrige und nicht von der Athletin zu verantwortende Umstände" hingewiesen und darum gebeten hatte, auf die Höchststrafe in Form einer Zweijahressperre zu verzichten. Fraser war wegen starker Zahnschmerzen im Mai in Kingston/Jamaika zum Arzt gegangen. Dieser hatte ihr ein Schmerzmittel gegeben, das aber nicht half. Deshalb hatte sie sich in Shanghai ein zusätzliches Medikament besorgt und war dann schmerzfrei genug, um bei dem Meeting zu starten.

Der Präsident der italienischen Anti-Doping-Kommission, Ettore Torri, hält den Kampf gegen Doping im Radsport für aussichtslos und hält eine Freigabe von leistungssteigernden Mitteln für denkbar. Alle Radprofis seien gedopt, meinte der Jurist in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP, aus dem italienische Medien am Mittwoch zitierten. "Alle Radprofis, die ich in der letzten Zeit befragt habe, sagten, dass jeder dopt", erläuterte der 78-Jährige seine Position. Er glaube nicht, dass sich Doping ausmerzen lasse, weil permanent neue, zunächst nicht nachweisbare Substanzen eingesetzt würden. Doping-Freigabe sei eine mögliche Lösung, wenn die Gesundheit der Radfahrer nicht gefährdet würde. "Es ist nicht fair, wenn wir einen von 100 des Dopings überführen, aber die anderen 99 auch gedopt haben, ohne dass sie bestraft werden", meinte Torri.

Sebastian Vettels Formel-1-Landsmänner sind sich in der Titelfrage uneins. Rekordweltmeister Michael Schumacher drückt dem viertplatzierten Red-Bull-Piloten aus Heppenheim ebenso die Daumen wie Timo Glock. "So viel Patriotismus muss sein", sagte der Wersauer in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Nick Heidfeld legt sich dagegen auf Vettels führenden Teamkollegen fest: "Ich tippe auf (Mark) Webber." Neuling Nico Hülkenberg erklärte vor dem viertletzten Saisonlauf, dem Großen Preis von Japan: "Mein Tipp ist Alonso, weil er der Nervenstärkste ist. Er war schon zweimal Weltmeister und kann mit der Situation umgehen."

Aufsteiger EHC München verpasste in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) den Sprung auf den zweiten Tabellenplatz hinter Nürnberg durch eine 2:3-Niederlage nach Verlängerung gegen den ERC Ingolstadt. Den entscheidenden Ingolstädter Treffer erzielte Bruno St. Jacques. Die Münchner verloren nicht nur überraschend das Spiel, sondern auch Ulrich Maurer nach einem Foul durch einen Innenbandriss im Knie. Kuriosum am Rande: Auch Linienrichter Stefan Velkoski musste das Spiel abbrechen, weil er sich in der 15. Minute nach einem Bandencheck eine Knieverletzung zugezogen hatte. Der deutsche Ex-Meister Eisbären Berlin ist dagegen nach schwachem Saisonstart zumindest bis Freitag auf den zweiten Tabellenplatz geklettert. Die Berliner schlugen das Tabellenschlusslicht Kölner Haie nach zwei Niederlagen in Serie vor 7512 Zuschauern mit 6:1. Die Grizzly Adams Wolfsburg, jetzt Dritter punktgleich mit Berlin, kamen am 11. Spieltag zu einem 5:2-Auswärtssieg in Augsburg. Die Straubing Tigers schlugen die Hamburg Freezers nach Verlängerung 3:2. Lee Goren schoss den Siegtreffer in der 61. Minute. Beim am Dienstag spielfreien deutschen Meister Hannover Scorpions wächst indes der Unmut von Spielern und Sponsoren. Bei den wirtschaftlich angeschlagenen Scorpions steht ein 15-prozentiger Gehaltsverzicht im Raum, dem die Hälfte der Spieler bisher zustimmte. Nationalspieler Nikolai Goc wechselt dagegen nach Mannheim, weitere Profis könnten folgen.

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