Fitness in der Coronakrise:Spenden sammeln beim Triathlon daheim

Sportler wie Jan Frodeno beweisen in der Coronakrise Einfallsreichtum. Mit diesen Digital-Angeboten halten sie sich selbst und ihre Zuschauer fit - oder verausgaben sich für den guten Zweck. Sechs Beispiele.

Von SZ-Autoren

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Leichtathletik - Malaika Mihambo

Leichtathletik/Halle: Deutsche Meisterschaft

Quelle: Jens Büttner/dpa

Eine ganze Sportart ins Haus holen? Auch noch die Leichtathletik mit ihren, grob geschätzt, 123 Haupt-, Neben- und Unterdisziplinen? Doch, das geht. Gut, wer unbedingt auf Hammerwerfen im Home-Office besteht, könnte durchaus Probleme mit Vermieter und Hausratversicherung bekommen. Aber der lange so verstaubte Leichtathletik-Weltverband (World Athletics) hat ein digitales Paket geschnürt, dank dem zumindest ein bisschen Tartan-Duft durchs Wohnzimmer schwebt. "Athletics at home" heißt das Angebot, es lässt sich im Netz abrufen. Man kann dort seine eigenen Spikes designen und ausschneiden - nur aus Papier, aber immerhin. Man findet auch Übungen für Erwachsene und Kinder; so wie viele Athleten gerade Fitnessstunden auf ihren Social-Media-Kanälen anbieten, wie die Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo (im Bild), montags etwa mit dem Hashtag #meditationmonday. Wer sich ausgetobt hat, kann noch einmal Wettkämpfe von vergangenen Weltmeisterschaften schauen, die der Verband auf Youtube hochgeladen hat. Oder er hört jene Musik, mit der sich US-Sprinter Noah Lyles vor den Rennen einstimmt. Die ist allerdings nicht immer ganz jugendfrei.

Johannes Knuth

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Ausdauersport - Jan Frodeno

Ironman daheim - Frodeno

Quelle: dpa

Schon lustig: Ausgerechnet die extremsten Ausdauersportler, die wie die Triathleten ihren Mythos einst mit Schwimmen im Ozean und Marathons in der Lavawüste begründeten, müssen zum Leiden längst nicht mehr vor die Tür. Man nehme: ein Laufband, eine Rennrad-Rolle, eine Gegenstromanlage - den eigenen Pool vorausgesetzt - sowie eine Software wie Zwift. Fertig ist der domestizierte Ausdauerdreikampf, bei dem man sich mit einer digitalen Leidensgemeinschaft im Netz misst, vom Amateur bis zum Profi. Jetzt, da die Sportkalender leergefegt sind, bietet das der kriselnden Branche sogar ein alternatives Geschäftsmodell: Kürzlich trugen ein paar Radprofis die Flandern-Rundfahrt halt auf der Rolle aus, weitere Rennen sollen folgen - das verschafft den Sponsoren zumindest etwas Präsenz. Auch die Ironman-Triathleten haben gerade eine digitale Wettkampfserie aufgespielt. Der deutsche Weltmeister Jan Frodeno absolvierte am Samstag sogar eine vollwertige Langdistanz in seinem Domizil im spanischen Girona - Live-Stream und Spendenaufruf für den Kampf gegen Corona inklusive. 8:33,40 Stunden brauchte er, am Ende kamen mehr als 200 000 Euro zusammen.

Johannes Knuth

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Basketball - Alba Berlin

Coronavirus - ALBAs tägliche Sportstunde

Quelle: dpa

Formal haben in den meisten Bundesländern die Osterferien begonnen, aber "Albas tägliche Sportstunde" findet weiterhin statt, jetzt erst recht. Der Basketball-Bundesligist Alba Berlin hat sein unmittelbar nach den Schulschließungen eingeführtes Internet-Angebot für Vor-, Grund- und Oberschüler allerdings modifiziert: Statt täglich drei Einheiten am Vormittag gibt es nun zwei - jeweils um neun Uhr eine kürzere für die Kita-Gruppe und dann am Nachmittag um 15 Uhr eine längere für Grund- und Oberschüler, im täglichen Wechsel. Dabei geht es nicht um spezifische Basketball-Übungen, sondern um generelle Koordination: darum, dass sich die Kinder überhaupt bewegen - und zwar so, dass weder Eltern genervt werden von Getrampel, Gehopse oder Geschrei, noch die Nachbarn in Mietwohnungen. Aufgelockert wird das Ganze durch Wissenswertes aus dem Sport sowie der Zuschaltung von Profis, die erzählen, wie sie sich fit halten. Der Bedarf nach Bewegungsanleitungen für Kinder und Jugendliche war offensichtlich enorm: Die ersten Folgen von "Albas täglicher Sportstunde" hatten mehr als eine Million Zugriffe.

Joachim Mölter

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Handball - DHfK Leipzig

Lucas Krzikalla DHfK 8 jubelt nach dem Spiel SC DHfK Leipzig vs HC Erlangen Handball 1 Liga 24; imago 27751468

Quelle: imago/Eibner

Ihr seid bissige Piranhas! Athletiktrainer Hagen Pietrek hat das Kommando, und schon liegt Lucas Krzikalla bäuchlings auf dem Boden und schnappt mit den Händen nach dem nächsten Fisch. Der 26-Jährige (im Bild) hat in den vergangenen Wochen schon einiges aus sich machen lassen: Er balancierte als Papagei über einen Ast, gewann als Känguru einen Boxkampf und watschelte als Pinguin über Eisschollen. Auch die Handballer des SC DHfK Leipzig haben ihr Fitnessprogramm auf Kinder zugeschnitten, und weil man als Leipziger tierfreundlich ist - Maskottchen ist ein Leopard (ebenfalls im Bild) - stand in zwei der Folgen ein fiktiver Zoobesuch auf dem Programm. Athletiktrainer Pietrek hat sich zusammen mit Krzikalla einige Gedanken gemacht, wie Komodowarane laufen (Vierfüßlergang auf den Unterarmen) oder eine Robbenfütterung im Wohnzimmer ausschauen kann (Zielwerfen mit Socken). Ihre Videos, die jeden Montag, Mittwoch und Freitag ab zehn Uhr unter anderem bei Youtube und Facebook zu finden sind, haben Kitas und Schulen schon zur Nachahmung empfohlen. Trotz akuter Piranhagefahr!

Saskia Aleythe

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American Football - Las Vegas Raiders

NFL: Denver Broncos at Oakland Raiders

Quelle: USA TODAY Sports

20 Hampelmänner, 20 Kniebeugen, 20 Luftsprünge, 20 Liegestütze, 20 Sekunden Plankenstütz. Das ist die Übungsfolge, die Alec Ingold, Running Back der Las Vegas Raiders (zu deutsch: Räuber) aus der amerikanischen National Football League, auf der Klub-Website all jenen empfiehlt, die keine Hanteln daheim haben. Und das ist nur der Part zum Aufwärmen. Verteidiger Erik Harris führt das Muskeltraining mit und ohne Geräte weiter: zehn Liegestütze, dabei je drei Sekunden Verharren oben, unten und zwei Mal auf dem Weg hin und zurück. Dann zehn Mal auf beiden Seiten eine Hantel vom Boden aufheben und über den Kopf strecken, Sit-ups mit einem Ball zur Kräftigung und Steigerung der Koordination. Wer möchte, das zeigen die Videos der Kollegen, kann auch mit Gewichtsweste joggen seinen Truck die Einfahrt hinaufziehen, mit einem Ast aus dem Garten bankdrücken oder Seilspringen, um die Beinarbeit zu verbessern. Auch eine Tanzfolge der Cheerleader ist im Angebot, wie es sich für ein echtes Football-Franchise gehört. Also: Schritt nach vorne, Schritt nach vorne, Hände hoch! Hüfte schütteln, Hüfte schütteln, hüpfen!

Jürgen Schmieder

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Freeride - Philipp Klein Herrero

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Quelle: Youtube/ Philipp Klein Herrero

Ein Jahr. So elendig lange, schreibt der spanische Ski-Freerider Philipp Klein Herrero, 28, auf seinen Profilen in den digitalen Netzwerken, habe er dem Ausflug mit Familie und Freunden ins französische La Grave entgegengesehnt, einem Mekka für Anhänger des freigeistigen Skifahrens. Und dann: Ausgangssperre wegen der Corona-Pandemie in Spanien, just am ersten Tag des veranschlagten Trips. Herrero sah allerdings ein, dass er schlecht Skifahren konnte, während die Pandemie in seiner Heimat besonders stark wütete. Also simulierte er den Ausflug eben in seinem Wohnzimmer und bündelte die Idee in einem Stop-Motion-Film, einer Sequenz aus vielen Einzelbildern also, die auf den einschlägigen Videoplattformen mittlerweile schwer populär ist. Herrero schält sich darin in voller Skifahrer-Montur aus dem Schlafsack, er erklimmt aus Bettlaken gefertigte Berge und Eiswände, ehe er mit den Skiern waghalsig - zu waghalsig? - ins Tal rauscht. Die Produktion dürfte jedenfalls eine Weile in Anspruch genommen haben, mit Winterjacke im vermutlich wohltemperierten Wohnzimmer. Auch kein schlechtes Ausdauertraining.

Johannes Knuth

© SZ.de/jki
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