Süddeutsche Zeitung

Spieler bei Valencia:Mustafi kapituliert vor einer Pulle Bier

  • Seltener Zwischenfall auf der Pressekonferenz des FC Valencia: Als gläubiger Muslim will Shkodran Mustafi eine Flasche Bier aus seinem Blickfeld verbannen.
  • Doch der Pressesprecher erklärt ihm, dass der Verein dieser Bitte nicht nachkommen kann.
  • Ein kleiner Fall, der zeigt, wie groß der Einfluss von Sponsoren im Profifußball ist.

Was Mustafi mit der Flasche Bier macht

"El incidente de una cerveza", heißt der Mitschnitt auf Youtube, auf Deutsch: "Der Zwischenfall mit einer Flasche Bier." Und es ist davon auszugehen, dass der deutsche Nationalspieler Shkodran Mustafi nun weiß, dass die Interessen der Sponsoren im Profifußball manchmal wichtiger sind als die eigene Überzeugung.

Die Pressekonferenz des FC Valencia beginnt, der Weltmeister betritt das Podium und orientiert sich kurz. Sein Blick bleibt an einer Flasche Bier des Sponsors "Estrella" hängen, die direkt neben seinem Mikrofon platziert ist. Sie stört Mustafi, er schnappt sich die Pulle, stellt sie mit langem Arm weg, einen Meter nach rechts, raus aus seinem Blickfeld.

Mustafi, dessen albanischstämmige Eltern aus Mazedonien kommen, ist gläubiger Muslim und gegen den Konsum von Alkohol. Er möchte die Fragen der Journalisten nicht neben dieser dunklen Buddel mit dem tiefroten Etikett beantworten.

Dann kommt der Pressesprecher

Das ruft Valencias Pressesprecher auf den Plan, der Mustafi deutlich macht, dass "Estrella" ein wichtiger Sponsor des Klub sei - und die Flasche genau hier an diesem Platz zu stehen habe. Dokumentiert in einem Video. Mustafi reagiert genervt, er murmelt auf Spanisch: "Ich will diese Flasche Bier nicht vor mir haben." Doch der Vereinsoffizielle behält das letzte Wort.

Nach einem kurzen, für die Öffentlichkeit unverständlichen Dialog lächelt Mustafi resigniert. Er hätte die Pressekonferenz auch verlassen können, doch zum Eklat kommt es nicht. Der Mann im grauen Anzug stellt die Bierflasche an ihren abgestammten Platz. Der Abwehrspieler schüttelt den Kopf.

Mustafi erledigt seinen Job, zerknirscht. Ganz begriffsstutzig ist der 23-Jährige nicht, er weiß: Sein üppiges Gehalt in Valencia wird auch von Sponsoren bezahlt, beispielsweise "Estrella". Für eigene Überzeugungen ist da manchmal kein Platz.

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