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Spektakuläre Trainerwechsel in Europas Fußball:Real holt Carlo Ancelotti, Saint-Germain Laurent Blanc

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Seit Wochen hatte es Gerüchte gegeben, jetzt ist es fix: Der Italiener Carlo Ancelotti wechselt von Paris Saint-Germain zu Real Madrid, wo er die Nachfolge von José Mourinho antritt. In Frankreichs Hauptstadt haben sie ebenfalls einen Neuen.

Von Jonas Beckenkamp

Der spanische Bau-Unternehmer Florentino Perez ist ein mächtiger Mann. Nicht nur in seinem Stammgewerbe hat es der schwerreiche Madrilene zu Erfolg gebracht - nein, auch im Fußball bekommt er zumeist, was er will. Seine neueste Errungenschaft heißt Carlo Ancelotti. Die italienische Trainer-Berühmtheit wechselt nur wenige Wochen vor dem Saisonstart von Paris Saint-Germain zu Real Madrid, wo Perez als Präsident geschickt die Fäden gezogen hat.

Die Verpflichtung des 54-jährigen Norditalieners für drei Jahre bestätigten die Spanier an diesem Dienstag. Schon morgen soll Ancelotti vorgestellt werden. Zuvor hatte Paris St. Germain seinem scheidenden Coach nach wochenlangem Zögern die Freigabe erteilt. Ganz freiwillig ließen ihn die Franzosen und ihre arabischen Geldgeber nicht ziehen, schließlich gewannen die Hauptstädter unter dem Taktik-Fachmann gerade erst wieder die Meisterschaft, auf die sie zuvor lange warten mussten.

In Madrid hielten sie die Sache schon länger für ausgemacht. "Ancelotti ist mein Trainer," hatte Perez noch Anfang dieser Woche selbstbewusst verkündet - und was sich der Padron Reals in den Kopf setzt, das lässt er mit den nötigen Scheinchen gerne Realität werden. So heißt es jetzt auf der Webseite der Sport-Zeitschrift Marca in großen Lettern: "Ancelotti, offziell."

Direkt darunter führen die Experten Ancelottis bemerkenswerte Siegesbilanz auf, während ein weiterer Bericht auf die Verflechtungen zwischen dem Italiener und Real hinweist: Als Spieler war Ancelotti einst ein "Eckfpeiler jener Milan-Elf, die zum Albtraum für Madrid wurde". 1989 war das, doch das ist lange her. Jetzt soll er ausgerechnet dem damaligen Gegner helfen. Details seines frischen Vertrages sind auch schon durchgesickert.

Erfolgreich und seriös

Der fürstlich ausstaffierte Kontrakt des Italieners in Madrid soll bis 2016 datiert sein. Für den ehemaligen Mittelfeldspieler ist eine Ablösesumme fällig, da er noch für kommende Saison einen Vertrag bei PSG besaß. Im Gespräch ist eine Entschädigung von 4,5 Millionen Euro - eher Kleingeld für ambitionierte Großeinkäufer wie die "Königlichen".

Ancelotti, der bei seinen vorherigen Stationen FC Chelsea, AC Mailand, Juventus Turin und AC Reggiana stets erfolgreich und seriös gearbeitet hat, wird also Nachfolger von José Mourinho. Der exzentrische Portugiese hatte sich zum Ende der abgelaufenen Spielzeit aus Madrid verabschiedet, nachdem ihm weder in der Meisterschaft, noch in der Champions League, noch im Pokal ein Titelgewinn gelungen war.

Das soll sich unter Ancelotti ändern. Er gilt als gewiefter Kenner in Systemfragen und pflegt einen geordneten, gut organisierten Fußball. "Er ist vertraut mit dem Druck, den die Leitung großer Teams mit sich bringt, und sein Name ist die Garantie für ein spannendes Projekt", heißt es im Schreiben von Real Madrid. Außerdem dürften sich die Verantwortlichen bei Real von Ancelotti ein etwas sachlicheres Auftreten wünschen, als es zuletzt bei Mourinho der Fall war. Der Mann, der sich selbst "The Special One" nennt, war in Madrid immer mehr zum obskuren Verschwörungstheoretiker mutiert.

Und noch eine Volte bringt der spektakuläre Trainertransfer mit sich: In Paris wollte man Ancelottis Stelle wohl nicht lang unbesetzt lassen - und so wurde zeitlich mit dem Weggang des bisherigen Coaches sein Nachfolger verkündet. Die Wahl fiel auf den Franzosen Laurent Blanc, der seit dem Viertelfinal-Aus der französischen Nationalelf bei der EM 2012 ohne Job war, er erhält bei PSG einen Zweijahresvertrag.

Vor seinem Engagement als Nationalcoach hatte Blanc von 2007 bis 2010 Girondins Bordeaux betreut. In Paris wird er unter anderem Schwedens Sturm-Einzelkämpfer Zlatan Ibrahimovic trainieren, wahrscheinlich darf er mit den Millionen der katarischen Klubbesitzer vor Beginn der neuen Saison in der Ligue 1 noch einmal kräftig einkaufen. Das dürfte auch für Ancelotti in Madrid gelten.

(Mit Material von dpa und sid)

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