Spannende Formel-1-Saison:Orakeln wie einst Krake Paul

Der weltweite Boom des Tierorakeltums ist kaum aufzuhalten, seit ein Tintenfisch während der Fußball-WM 2010 den Ausgang aller Spiele mit deutscher Beteiligung korrekt voraussagte. Zu den wenigen Sportarten, die noch ohne tierische Prognosen auskommen, zählt die Formel 1 - doch die ist in diesem Jahr besonders schwer auszurechnen.

Johannes Aumüller

Der Einfluss der Tierwelt auf den internationalen Spitzensport ist bekanntlich auch abseits von Pferdewettbewerben nicht zu unterschätzen. Erinnert sei hier nur an jene Taube, die 2001 mitten in einen Wurf des Baseballers Randy Johnson flog und dessen gute Serie unterbrach. Oder an das Krokodil auf dem Golfplatz im australischen Townsville, das die Spieler zwang, noch einen Tick konzentrierter als sonst darauf zu achten, dass der Ball nicht im Wasser landet. Oder an die Tintenfische, die in den Playoff-Heimspielen des amerikanischen Eishockey-Klubs Detroit Red Wings von den Rängen aufs Spielfeld fliegen.

Monaco F1 Grand Prix - Practice

Schattensieger und Überraschungen: Die Formel-1-Saison überrascht bisher mit vielen verschiedenen Siegern.

(Foto: Getty Images)

Doch spätestens beim Stichwort Tintenfisch weiß ja jeder, dass Tiere im Sport auch Gutes bewirken können. Seit die Krake Paul während der Fußball-WM 2010 den Ausgang aller Spiele mit deutscher Beteiligung korrekt voraussagte, ist weltweit ein Boom des Tierorakeltums ausgebrochen.

Dokumentiert sind unter anderem folgende Erben: der Elefant Nelly (Frauenfußball-WM), das Schaf Sonny Wool (Rugby-WM), die Schildkröte Magdalena (Eishockey-WM) sowie seit kurzem die Krakauer Elefantendame Citta, der ukrainische Eber Funtik und die Usedomer Seemöwen, die gerade alle um den Titel des besten Tierorakels der Fußball-EM 2012 kämpfen.

Favorisiert ist gewöhnlich gut informierten Kreisen zufolge die Elefantendame Citta, die es beim Testorakeln schaffte, das nicht einfach zu orakelnde Champions-League-Finale richtig vorauszusagen.

Zu den wenigen Sportarten, die noch ohne tierische Prognosen auskommen, zählt die Formel 1. Doch gerade angesichts dieser kurios verlaufenden Saison - sechs Rennen, sechs Sieger, selbst der venezolanische Außenseiter Maldonado gewann schon mal - erscheint es doch ganz passend, sich so ein Tierchen zuzulegen. In Brehms Tierleben finden sich durchaus Kandidaten, die den Job übernehmen könnten.

Lediglich ein paar Arten hätten keine Chancen, vor der, im Zweifelsfall von Bernie Ecclestone geleiteten, unabhängigen Tierorakelbestimmungskommission zu bestehen. Erstens die Bullen (befangen wegen Red Bull!), zweitens die Pferde (befangen wegen des Ferrari-Emblems!) und drittens die Hunde - denn das wäre ein schlechtes Omen für den Williams-Piloten Bruno Senna, der vor ein paar Jahren in Istanbul im Training mal einen Vierbeiner überfuhr.

Allerdings muss sich die Formel 1 nicht hetzen. Sie hat ja immer noch ihren berüchtigten Einheitsreifen - und dessen Konsequenzen sind in diesem Jahr mindestens so unberechenbar wie die Prophezeiungen der diversen zoologischen Orakel.

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