Spanischer Clásico Barça gegen Real:Khedira und Özil kapern Camp Nou

Was für eine Wendung im spanischen Spitzenspiel: Ein Treffer von Sami Khedira sowie eine glänzende Vorlage von Mesut Özil verhelfen Real Madrid zum umjubelten 2:1-Sieg in Barcelona. Für Barça ist die Meisterschaft damit vom Tisch, während die "Königlichen" fast schon am Ziel sind. Das Team von José Mourinho zeigt: Die Bayern werden es schwer haben im Bernabeu.

Jonas Beckenkamp

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FC Barcelona v Real Madrid CF  - Liga BBVA

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Was für eine Wendung im spanischen Spitzenspiel: Ein Treffer von Sami Khedira sowie eine glänzende Vorlage von Mesut Özil verhelfen Real Madrid zum umjubelten 2:1-Sieg in Barcelona. Für Barça ist die Meisterschaft damit vom Tisch, während die "Königlichen" fast schon am Ziel sind. Das Team von José Mourinho zeigt: Die Bayern werden es schwer haben im Bernabeu. Das ewige Duell in Bildern.

Text: Jonas Beckenkamp

Das hatte es zuletzt selten gegeben: Die edlen Kicker von Real Madrid berauschen sich an einem Sieg im Nou Camp von Barcelona. Dort, im Feindesgebiet, wo die "Königlichen" zuletzt oft vernichtende Niederlagen erlitten hatten, feierten sie an diesem Abend der vergangenen Saison beinahe schon die spanische Meisterschaft. Mit 2:1 (1:0) gewann der Hauptstadtklub im Frühling 2012 den Clásico gegen Barça, das damit im Titelrennen kaum noch Chancen besaß, den Rivalen einzuholen - sieben Punkte Rückstand bei noch vier verbleibenden Partien waren für die Katalanen nicht mehr aufholen.

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Das große Duell kam für die Klubs zu einem schwierigen Zeitpunkt: Sowohl Barcelona als auch Real befanden sich im Halbfinale der Champions League, wo beide ihre Hinspiele verloren hatten. Für Madrid galt es nach dem 1:2 bei den Bayern einerseits, die Meisterschaft nicht mehr unnötig spannend zu machen - anderseits war man versucht, sich die Kräfte gut einzuteilen. Die Gastgeber wiederrum mussten das Spiel gewinnen, um überhaupt noch eine Chance auf den Titel zu haben - dafür lieferten ihnen die Fans im Nou Camp eine beeindruckende Choreograpie.

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Doch wer ein gewohnt dominantes Barça erwartete, sah sich zu Beginn der Partie getäuscht. Real-Trainer José Mourinho hatte sein Team perfekt eingestellt - und ihm eine überraschende Anfangsoffensive verordnet. Nachdem Cristiano Ronaldo bei einem Kopfball noch knapp scheiterte, machte es ausgerechnet Defensivspezialist Sami Khedira nach einem Eckball besser: Der deutsche Nationalspieler stocherte nach einem Pepe-Kopfball, den Barcelonas Keeper Valdez nur abprallen ließ, den Ball über die Linie. Carles Puyol (li.), sonst ein gestandener Bälleklärer, wirkte dabei ebenso unglücklich wie sein Torwart.

Alexis Alejandro, Pepe

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Real führte, und das Nou Camp versank kurzzeitig in Schockstarre. Sollten die überirdischen Kurzpasskünstler von Barça - die Messis, Iniestas und Xavis - ausnahmsweise einmal bezwungen werden? Es sah so aus, denn die Madrilenen agierten in perfektem Mourinho-Fußball: Hinten schien alles dicht, was nicht zuletzt am grimmigen Abwehr-Türsteher Pepe (re.) lag - während vorne Mesut Özil und Ronaldo bei einigen Kontern gefährlich drauf los flitzten. Trotz einer Ballbesitzquote Barcelonas von 74 Prozent zur Halbzeit endeten die Angriffe der Katalanen selten auf furchteinflößende Weise.

Alexis Sanchez

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Barcelona präsentierte sich erneut so, wie schon bei der 0:1-Pleite beim FC Chelsea in der Champions League: Flink rauschten die Pässe durchs Mittelfeld, doch richtig zwingend wurde es selten. Erst in der 70. Minute erlöste der gerade eingewechselte Chilene Alexis Sanchez die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola mit dem umjubelten Ausgleich. Der Stürmer drückte den Ball nach einer chaotischen Szene im Real-Sechzehner im Liegen ins Tor - es stand 1:1 und ganz Barcelona brüllte in der Hoffnung auf einen weiteren Treffer.

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Mourinho, der trotz des anstehenden Riesenspiels gegen die Bayern seine beste Elf aufbieten musste, dirigierte sein Team engagiert von der Außenlinie. Seine Taktik schien trotz des Gegentreffers aufzugehen. Wie schon bei seinem Champions-League-Coup mit Inter Mailand gegen Barça vor einigen Jahren stimmte die Mischung aus Abwehrbeton und Konterfußball, so dass Barcelona immer weiter verzweifelte.

coach Pep Guardiola

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Guardiola, sein Gegenüber, reichte das Remis natürlich nicht - Barça musste gewinnen. Doch gegen die massive Verteidigungskraft der Madrilenen taten sich die Gastgeber weiter schwer. Besonders Lionel Messi gelang an diesem Abend wenig, da er sich zumeist im Dickicht der "königlichen" Abwehrbeine verhedderte. Und dann ...

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... ließ Mesut Özil einen jener Geistesblitze folgen, die ihn in Spanien zum gefeierten Vorlagenkünstler werden ließen: Aus dem rechten Mittelfeld malte der Deutsche Ronaldo einen Steilpass in den Lauf, den der nur noch verwerten musste. Der Portugiese umkurvte gekonnt Barça-Keeper Valdez und schob zum 1:2 ein. Mit aufreizender Geste befehligte der mittlerweile 42-fache Saisontorschütze dem Stadion kollektives Innehalten.

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Özil, der ein überzeugendes Spiel bot, war einer der ersten Gratulanten beim Torschützen. Treffer Khedira, Assist Özil - die deutschen Nationalspieler Reals beeinflussten diese Ausgabe des Clásicos auf nachhaltige Weise. Von Müdigkeit oder fehlender Konzentration wegen des großen Duells mit den Bayern war bei den Madrilenen nichts zu spüren. Vielmehr sollten die Münchner gewarnt sein: Diese Elf erwartet den deutschen Rekordmeister in Bestform.

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Als im Nou Camp der Abpiff ertönte, feierten die Gäste ausgiebig auf dem Rasen. Auch die spanische Presse hielt sich nicht mit lobenden Worten zurück: "Ein Schlag für die Liga - und für Barça" titelte das Sportblatt Marca, während El Pais feststellte: "Real tütet die Meisterschaft ein" und weiter folgerte: "Der größte Schatz der Mannschaft ist Özil. Dazu ist er der größte Hellseher." Die Postille ABC hob einen anderen heraus: "Khedira kam aus dem Nichts wie ein Lausbub in der Schule. Beim Tor war er der Schlaukopf der Klasse." Mittelfeldstratege Xabi Alonso zeigte sich ebenfalls begeistert: "Das war ein ganz wichtiger Schritt nach vorne, jetzt müssen wir die Sache nur zu Ende bringen", sagte Madrids Baske. "Wir haben das Spiel bis zur Perfektion kontrolliert."

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Bei Barcelona überwog dagegen der Frust. "Gratulation an Real für den Sieg und für die Meisterschaft," gab Trainer Guardiola zerknirscht zur Protokoll. Sein Klassenbester, Lionel Messi, hatte ausnahmsweise enttäuscht. "Nicht wiederzuerkennen und apathisch - Messi geht in der Partie unter," wusste El Pais zu berichten - und lag damit richtig. Der kleine Argentinier wuselte nicht wie gewohnt herum und schlich am Ende deprimiert vom Platz.

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In Madrid versammelten sich unterdessen bereits zahlreiche Fans in der Innenstadt. Um den Cibeles-Brunnen bahnte sich ein hupendes Autokorso, während die Madridistas schon die Meisterschaft feierten - obwohl diese noch gar nicht zu 100 Prozent feststeht. Für die Bayern bedeutet der Ausgang dieses Clásicos: Vorsicht vor Real, dieses Team dürfte schwer zu schlagen sein.

Bereits seit vielen Jahrzehnten ist die Partie Real gegen Barcelona die Steigerung jeglicher Superlative. Es sind Festspiele des Fußballs. "Galaktische" gegen "Künstler". Spanier gegen Katalanen. Doch langsam steht zu befürchten, dass das kleine Wörtchen Clásico doch etwas an Reiz verliert. Schließlich duellierten sich Real und Barça im vergangenen Jahr so regelmäßig, dass ...

Ballon dâ??Or Award 2011

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... diese besondere Partie beinahe schon alltäglich geworden ist. In der Saison 2010/11 trafen beide Klubs binnen weniger Wochen gleich sechsmal aufeinander. An Zweikämpfe zwischen Cristiano Ronaldo (li.) und Lionel Messi konnte man sich irgendwie schon gewöhnen - zumindest für die beiden Trainer ...

Mourinho gegen Guardiola

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... hat das Aufeinandertreffen der beiden aufgeregtesten Klubs Spaniens nichts von seinem Zündstoff eingebüßt. Vor einer der vorausgegangenen Begegnungen ätzte Real-Coach José Mourinho (re.): "Guardiola kritisiert korrekte Schiedsrichterentscheidungen: So etwas habe ich im Fußball noch nie gesehen." Josep Guardiolas Konter: "Er ist ein Magier auf diesem Gebiet, ich bin es nicht. Ich kann das nicht, permanent Andeutungen machen und Zweifel säen." Mourinho gegen Guardiola - das ist nicht nur Fußball auf höchstem Niveau, sondern auch große Unterhaltung.

coach Jose Mourinho, coach Josep Guardiola

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Zuletzt war es das vertraute Geplänkel zwischen den beiden wohl gewieftesten Taktikern des Weltfußballs: Hier Guardiola, der ruhige, aber selbstbewusste Intellektuelle, dort Mourinho, der aufbrausende "Auserwählte", wie er sich selbst nennt. Und dann dieses Aufeinandertreffen: Nach zwei Ligaduellen und einem gegeneinander absolvierten Pokalfinale trafen beide im Halbfinale der vergangenen Champions League aufeinander - und es entwickelten sich drei Abende mit haufenweise Gesprächsbedarf.

Real Madrid's Cristiano Ronaldo reacts during their Champions League semi-final second leg soccer match against Barcelona in Barcelona

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Barça hatte im Bernabeu mit 2:0 gewonnen (zwei rote Karten, zwei Messi-Treffer) und sich so bereits gut positioniert, um ins Finale einzuziehen. Der Frust über die schwierige Ausgangslage war bei den Madrilenen von Anfang an zu spüren - erst recht, als der kleine Außenstürmer Pedro in der 54. Minute zur Führung der Katalanen traf. Zwar konnte Marcelo kurz darauf für die Hauptstädter ausgleichen, doch eigentlich wussten alle: Das vielleicht bedeutenste Duell der beiden Großklubs war entschieden: Barcelona zog ins Finale der Champions League ein - da blieb selbst Cristiano Ronaldo bedröppelt am Boden sitzen.

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Diese Schmach wollten die Real-Profis nicht einfach so hinnehmen. In spanischen Supercup, der nächsten Begegnung beider Teams im August diesen Jahres, artete der Clásico zu einer Art Ringkampf mit Mobcharakter aus. Barcelona führte kurz vor Ende 3:2, als Marcelo diesmal den Rüpel gab und wegen einer fiesen Grätsche die rote Karte sah. Sekunden später wollte Madrids Stürmer Gonzalo Higuain (li.) Barças Nationalspieler David Villa (re.) an die Gurgel, weil der angeblich Mesut Özil rassistisch beleidigt hatte - Özil selbst echauffierte sich derart, dass er ebenfalls vom Platz musste. Inmitten dieses Handgemenges schlich sich Mourinho durch den Pulk und verpasste einem von Barcelonas Co-Trainern eine saftige Ohrenschraube. Wieder einmal war der Klassiker zur wüsten Keilerei avanciert, erneut hatte Madrid eine Pleite kassiert.

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Eine weitere schlimme Niederlage der "Galaktischen" hatte sich erst wenige Monate zuvor ereignet. Das etwas formschwache Real war mit seinen deutschen Neuankömmlingen Mesut Özil und Sami Khedira nach Barcelona gereist - und wurde dort mit 0:5 gedemütigt. Null! Zu fünf! Das ließ keinen "Madridista" gut schlafen.

FC Barcelona - Real Madrid

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Mesut Özil (rechts im Bild) gelang in diesem enttäuschenden Ligaspiel im Camp Nou nahezu gar nichts, auch er ging in den tosenden Angriffswellen Barças unter. Die Tore für Barcelona erzielten jenem Novemberabend 2010 Xavi, Pedro, zweimal Villa und Jeffren - die wohl bitterste Pleite Reals seit Jahren war damit perfekt. Doch die Historie des Clásico beinhaltet noch eine ganze Reihe weiterer epischer Dramen.

Schweinekopf Figo

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Die Leidenschaft von Fußballfans kann bekanntlich extreme Ausmaße annehmen. Zu den kuriosesten Dingen, die fanatische Anhänger je auf ein Fußballfeld geworfen haben, zählt gewiss jene brennende Vespa, die einst im Mailänder San Siro von den Rängen geflogen kam. Oder die tote Katze von Charlton (1982 beim Spiel gegen Luton). Oder die Autotür in der neuseeländischen Liga (2002). Oder die berühmte Selleriewurfserie von den Rängen des FC Chelsea in den 80er Jahren. Aber kein Geschoss sorgte je für soviel Aufsehen, wie der Schweinekopf, der 2002 im Camp Nou in Richtung Luis Figo purzelte. Zur Erklärung: Der Portugiese ...

SPAIN SOCCER FIGO

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... hatte Hochverrat begangen und war als einer der ersten "Galaktischen" von Barça zu Real gewechselt - der katalanische Volkszorn bescherte ihm deshalb die Schmähung per Sauschädel. Dass auch Handys flogen, fiel da schon gar nicht mehr ins Gewicht.

Bernd Schuster

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Figo war jedoch bei Weitem nicht der einzige Überläufer, der bei beiden Klubs aktiv war. Um den Frevel eines Wechsels von Barcelona zu Real (oder umgekehrt) nachzuempfinden, muss man wissen: Es gibt in Spanien nichts Schlimmeres - außer vielleicht der Königsschelte.

Gegen die Dreistigkeit eines solchen Söldnertums erscheint beispielsweise Andy Möllers Transfer von Dortmund nach Schalke wie ein liebevolles Necken im Sandkasten. Vor Figo brachen aber bereits Bernd Schuster (später sogar Real-Coach), Michael Laudrup, Robert Prosinecki, Luis Enrique und Ronaldo (der brasilianische!) den Ehrenkodex, Transfers zwischen beiden Klubs zu unterlassen - seither sind Samuel Eto'o und Javier Saviola die prominentesten "Überläufer".

Puta Real Madrid

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Auch wenn Real Madrid bis heute darauf besteht, ein unpolitischer Fußballverein zu sein, klingt die Volks-Polemik gegen den Hauptstadtklub anders. 1902 fand das erste Duell mit dem FC Barcelona statt - im gleichen Jahr wurde unter dem Namen Madrid "Foot Ball Club" das heutige Real Madrid gegründet. Die Katalanen, damals schon mit sechs Legionären im Kader, gewannen das Spiel mit 3:1. Noch herrschte keine erbitterte Rivalität.

Doch nach dem Bürgerkrieg und während der Herrschaft des Franco-Regimes flammte diese auf: 1943 traf Real im Pokal auf Barça und verlor das Hinspiel mit 0:3. Das Rückspiel entschied der Verein aus der Mitte Spaniens dann völlig überraschend mit 11:1 für sich - bis heute ist dies das höchste Ergebnis im Clásico. Der Vorwurf der politischen Einflussnahme auf die Barça-Spieler folgte prompt: Vor dem Rückspiel soll ein franquistischer Sicherheitsdirektor die Katalanen in der Kabine eingeschüchtert haben.

Alfredo Di Stefano

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Und noch ein weiteres Transfer-Geschachere bewegte jahrelang die Fans von Real und Barça - zumindest die Älteren unter ihnen: Der Argentinier Alfredo Di Stefano, einer der begabtesten Fußballer aller Zeiten, hatte 1953 bereits bei den Katalanen einen Vertrag unterschrieben. Doch der damalige Präsident der "Königlichen", Santiago Bernabeu, stellte sein Werben um den Ausnahmefußballer nicht ein - und holte ihn am Ende doch in die Hauptstadt. Eigentlich hatte der spanische Fußballverband entschieden, dass der Argentinier je zwei Jahre für Barça und Real spielen sollte. Doch das verletzte den Stolz des Mittelmeerklubs so sehr, dass man in Barcelona auf seine Dienste verzichtete.

Ein verhängnisvoller Fehler, wie sich später herausstellte.

Real Madrid's new Portuguese soccer player Cristiano Ronaldo is seen between Real Madrid's honorary president Alfredo Di Stefano and Portuguese soccer legend Eusebio during his presentation at Santiago Bernabeu stadium in Madrid

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Bis dahin hatten Barcelona und Atletico Madrid (unter dem Namen Atletico Aviaciòn) den spanischen Fußball nach Belieben bestimmt. Und auch in der Folge sah es so aus, als könne Di Stefano (li., neben ihm Ronaldo und Eusebio) die seit dem spanischen Bürgerkrieg am Boden ligenden Madrilenen nicht so recht inspirieren: In den ersten Testspielen für Real zeigte der "blonde Pfeil" wenig bis gar nichts von seinem Können. Doch das war eine Finte. Spätestens nach dem 5:0-Sieg von Real gegen Barça in der Meisterschaft der Saison 1953/54, bei dem der stürmende Spielmacher drei Tore schoss, wurde klar: Mit Di Stefano hatte Real einen der größten aller Zeiten verpflichtet.

PUSKAS

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Ab der Saison 1955/56 führte Di Stefano sein Team, zu dem zwei Jahre später auch noch Ferenc Puskas (im Bild) stieß, zu fünf Siegen in Folge im neugeschaffenen Pokal der Landesmeister. Der Mythos Real Madrid bekam seine erste große Erfolgsmarke, die Rivalität mit Barça wurde jetzt immer umkämpfter und fand ihren Höhepunkt aus Real-Sicht im Jahr 1963: Das 5:1 der Madrilenen in Barcelona ist bis heute der höchste Auswärtssieg der Weißen bei ihrem ewigen Gegner. Doch nach der Ära Di Stefano/Puskas erlebte der Hauptstadtklub immer wieder deftige Niederlagen gegen die Katalanen.

Günther Netzer

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Eine denkwürdige Pleite Reals im Clásico fand sogar mit deutscher Beteiligung statt. In der Saison 1973/74 führte im Mittelfeld ein blonder Schlaks mit Seitenscheitel Regie - sein Name: Günther Netzer. "Das werde ich nie vergessen. Johan Cruyff und Johan Neeskens haben bei Barcelona gespielt und wir haben im heimischen Stadion mit 0:5 verloren. Barça - Real ist das ultimative Spiel", sagte Netzer Jahre später zur BBC.

Der einstige ARD-Experte und Delling-Partner war aber nicht der einzige Deutsche, der ein Derby auf dem Platz miterlebte: Paul Breitner, Uli Stielike (gemeinsam wie Özil und Khedira), Bernd Schuster, Bodo Illgner und zuletzt Christoph Metzelder wurde diese Ehre ebenfalls zu Teil. Dass Netzer später als Fußballer des Jahres in Spanien eine Vitrine mit Gartenzwergen (Bild) bekam, kann nur an der Hochachtung der Iberer gegenüber der deutschen Kultur gelegen haben.

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In den vergangenen Jahren erlitten die Madrilenen weitere monumentale Schlappen gegen Barça: 2006 gingen die "Galaktischen" zu Hause mit 0:3 gegen eine groß aufspielende Barça-Mannschaft um die brillianten Ronaldinho, Lionel Messi und Xavi unter. Und es war nicht irgendein ersatzgeschwächtes Real-Team, das da vorgeführt wurde: Beckham, Zidane, Ronaldo, Roberto Carlos, Robinho - sie alle mussten mit ansehen, wie ihre eigenen Fans nach einem Sololauf Ronaldinhos über 80 Meter dem Gegner (!) applaudierten. Was für eine Schmach!

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Im Mai 2008 hatte Real dann einen seltenen großen Moment in einem Clásico der Nullerjahre: Weil das "weiße Ballett" an einem der letzten Spieltage der Saison kurz vorher bereits den Meistertitel perfekt gemacht hatte, mussten die Spieler aus Barcelona beim Einlauf der Madrilenen Spalier stehen und applaudieren. Real gewann die Partie mit 4:1 - während die Fans sich diebisch über die Demütigung Barças freuten.

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2009 dann die Revanche: Barça machte im Bernabeu mit einem 6:2 den entscheidenden Schritt zum Titel, was für Real eine solche Erniedrigung bedeutete, dass das Spiel Folgen trug: Präsident Calderon wurde kurze Zeit später entmachtet und durch seinen Vorgänger Florentino Perez ersetzt. Schwer im Stolz getroffen und fatalerweise titellos setzte der reiche Großklub aus der Hauptstadt im Sommer 2009 zu einer gigantischen Einkaufstour an - Kaká, Cristiano Ronaldo, Xabi Alonso und Karim Benzema kamen für über 200 Millionen Euro, Meister wurde jedoch erneut Barcelona, das seit einigen Jahren zumeist im Clásico feiern durfte.

FC Bayern München - Real Madrid

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Nach der 1:2-Pleite im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals in München war die Begegnung in Barcelona für Real die zweite schwere Prüfung binnen weniger Tage. Bei einem Vorsprung von nun sieben Punkten auf den großen Rivalen ist Madrid die Meisterschaft kaum noch zu nehmen. Der nächste Klassiker findet nämlich nur vier Tage nach dem spanischen Clásico statt - dann gastieren die Bayern zum sehnlichst erwarteten Rückspiel in Madrid. 

© sueddeutsche.de/jbe/ebc/fran
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