Spanische Sportler:Olé! und kein Ende

Die Spanier sind bereits Fußball-Europameister, die Tour de France gehörte dem Kastilier Carlos Sastre und im Tennis lauert der Mallorquiner Rafael Nadal auf Platz zwei der Weltrangliste.

Wolfgang Gärner

Schon wieder: Olé!, wie vor vier Wochen, als der Ausgang der Fußball-EM Anlass war, Spaniens Sport als Erfolgsmodell zu würdigen. Nun, neuerlich: Olé!, weil die mit den höchsten Prädikaten versehenen Wettkämpfe aktuell Iberern anheimfielen: die Tour de France dem Kastilier Sastre und in Toronto das Tennisturnier der Masters-Serie dem Mallorquiner Nadal. Der Ausruf Olé!, mit dem der Spanier seine Begeisterung ausdrückt, ist ein Relikt der 700-jährigen maurischen Besatzung, hergeleitet vom arabisch wa-llah, was heißt: bei Gott. Damit sollte man nicht spaßen noch lästern.

Spanische Sportler: Der Spanier Carlos Sastre gewann die Tour de France 2008.

Der Spanier Carlos Sastre gewann die Tour de France 2008.

(Foto: Foto: AP)

Der Werdegang des dritten spanischen Tourgewinners hintereinander (nach den Señores Oscar Pereiro und Alberto Contador) wurde gründlich abgearbeitet: Wie der junge Sastre beim Once-Rennstall des Dopingpaten Manuel Saiz begann als Helfer von Laurent Jalabert und Joseba Beloki, wie er wechselte zum CSC-Team von Bjarne Riis und dort erster Domestike des zurzeit gesperrten Ivan Basso wurde; dass er selbst nie positiv getestet wurde und im Lande "Don Limpio" genannt wird: Herr Saubermann, das sagt doch alles. Außerdem hat Eufemiano Fuentes, der geschickte Aufbereiter der Blutkonserve, zwar ausgesagt, von ihm seien nicht nur Rennradler, sondern auch Fußballer und Tennisprofis betreut worden, aber explizit von Rafael Nadal war nicht die Rede.

Die Tradition des Sports ist wichtig

Es muss ja nicht überall der Gynäkologe Fuentes seine Finger im Spiel gehabt haben, mag der Optimist sich denken. Ein Großteil der spanischen Erfolge ist tatsächlich auch anders zu erklären: Dass die Basketballer als Weltmeister firmieren, basiert auf der Tradition dieses Sportes, dem bei den Großklubs in Madrid und Barcelona schon hochprofessionelle Strukturen bereitet wurden zu Zeiten, als anderswo (z.B. in Deutschland) das Spiel noch von Studenten für lau ausgeübt wurde, und Großklubs (z.B. in München) bei drohendem Erfolg die Abteilung schlossen.

Ähnliches gilt für Handball und Hockey, und Spaniens Fußball war nie so weit weg von der Spitze, als dass der Wiener EM-Triumph als Sensation gelten konnte. Es war halt oft so wie bei der WM 2006: Das Aus kam im Achtelfinale gegen die Franzosen, die es bis ins Endspiel schafften. 2008 aber ist Spanien erstmals Erster der Weltrangliste.

Apropos Weltrangliste: Im Tennis rangieren neben Nadal vier Spanier unter den Top 20, dagegen Medina Garrigues als beste Landsfrau erst an Nummer 30. Die Volleyballerinnen spielen eine unauffällige Rolle, während die Basketballfrauen als EM-Zweite bei Olympia mitmachen: Spaniens Sport ist nicht sonderlich homogen strukturiert und in den Kerndisziplinen Leichtathletik und Schwimmen so bescheiden ausgestattet, dass nach den Sommerspielen von Peking das Olé! mal unterbleiben kann.

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