0:1 in der Ukraine:Spanien holt sich eine blutige Nase

0:1 in der Ukraine: Andriy Yarmolenko will an Dani Olmo (l.) und Jose Campana vorbei.

Andriy Yarmolenko will an Dani Olmo (l.) und Jose Campana vorbei.

(Foto: AP)

Trotz großer Überlegenheit verliert das Team von Luis Enrique 0:1 in der Ukraine. Die erneute Torlosigkeit ruft in Erinnerung, dass der Kader manche Schwäche hat.

Von Javier Cáceres

Zuletzt war häufiger vom Trainer-Team der Ukrainer die Rede. Es begab sich ja unter anderem, dass der 45-jährige Torwarttrainer für die Ersatzbank nominiert wurde, weil drei etatmäßige Keeper an Covid-19 erkrankt waren. Auch gegen die Spanier traten die Ukrainer nun ersatzgeschwächt an, unter anderem stand der nominell vierte Keeper im Tor. Doch wer den 1:0-Sieg der Osteuropäer sah, kam kaum an der Einschätzung vorbei, dass ein anderer Assistent von Nationaltrainer Andrij Schewtschenko eine entscheidende Rolle gespielt haben musste: Mauro Tassotti. Denn die Ukrainer ermauerten sich ihren Sieg nach jener Art, die Teams aus Tassottis Heimat Italien oft attestiert wird.

Es gab keine einzige Statistik, in der die Spanier nicht vorne lagen, außer eben in der relevanten Größe: Tore. Ein direkter Angriff der Ukrainer, den der zuvor mehrmals glänzend abwehrende Torwart Buschtschan mit einem weiten Pass initiierte, landete gut 15 Minuten vor Abpfiff über den früheren Dortmunder Jarmolenko auf dem Stiefel von Wiktor Zygankow. Der Stürmer von Dynamo Kiew überwand den alles andere als ideal postierten Torwart David De Gea per Distanzschuss.

Das warf altbekannte Fragen auf in Spanien, denn De Gea gilt als anfällig, sobald er die Linie verlässt. "De Gea die Schuld aufzuladen - macht Euch spitz!", ätzte Coach Luis Enrique, als er auf den Torwart angesprochen wurde, "wenn ihr nach so einem Spiel De Gea anklagt, machen wir mal besser das Licht aus und gehen".

Die Torflaute fällt ins Auge

Der Trainer wollte lieber gewürdigt wissen, dass sein Team trotz des calcio cinico der Ukrainer, trotz des zynischen Verteidigens, Chance um Chance erarbeitet hatten. Nichts anderes sei wichtig, argumentierte Luis Enrique, man könne nicht jedes Mal drei, vier Treffer erzielen. Dennoch, die Torflaute fällt ins Auge: Schon beim 0:0 gegen Portugal blieben die Spanier torlos, gegen die Schweiz gab es ein dünnes 1:0, weil Torwart Sommer mithalf. Das alles erinnert daran, dass Spanien ein echter Neuner fehlt und die neue Mittelfeldgeneration noch lange nicht das Niveau von Busquets, Xavi, Iniesta und Xabi Alonso hat.

So holten sich die Spanier in Kiew eine blutige Nase. Wie Luis Enrique, als er im Viertelfinale der WM 1994 in den USA auf Tassotti traf - und Tassotti den 2:1-Sieg Italiens mit einem Ellbogenschlag ins Gesicht von Luis Enrique garnierte. Aktueller Trost: Spanien führt in der Nations League die Tabelle der Gruppe 4 weiterhin vor dem DFB-Team an. Das für November in Sevilla geplante Duell von Spanien und Deutschland riecht nach Finale.

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