Süddeutsche Zeitung

Spaniens U21:Olmo aus dem Eis

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Von Sebastian Fischer, Udine

Die Zuschauer im ausverkauften Stadion, 23 232, waren mehrheitlich neutral, was daran zu erkennen war, dass sie nicht "España!" oder "Deutschland!" riefen, sondern immer wieder: "Udine!" Doch es gab einen Moment im Finale der U21- EM, als ihre Sympathien deutlich wurden. Nach 78 Minute standen sie auf und applaudierten. Fabián Ruiz, Künstlername Fabián, wurde ausgewechselt, jener Spanier, der später als Spieler des Turniers geehrt wurde. Fans von Udinese Calcio kennen ihn aus der Serie A: Eines von fünf Toren für den SSC Neapel schoss er in der vergangenen Saison in Udine.

Es ist nichts Neues, dass Spanien die besten Talente des Kontinents ausbildet. Die U21 hat nun mit dem 2:1 gegen Deutschland Rekordsieger Italien eingeholt und zum fünften Mal die wichtigste Junioren-EM gewonnen, zum dritten Mal in diesem Jahrzehnt. Auch Spaniens Fußball war nicht überraschend, er basierte auf dem typischen, fast perfekten Passspiel und viel Ballbesitz. Etwas überraschend waren nur die Protagonisten: Spieler wie die Finaltorschützen Fabián, 23, und Dani Olmo, 21. Letzterer spielt bei Dinamo Zagreb.

Die bekanntesten spanischen Talente, die beim Turnier spielberechtigt gewesen wären, sind Marco Asensio und Rodrigo von Real und Atlético Madrid, beide sagten ab. Und so fielen diesmal Spieler auf, die noch nicht bei großen Klubs in Spanien im Rampenlicht stehen. Auch Dani Ceballos, 22, der dritte herausragende Akteur, passt in diese Reihe: Er steht zwar bei Real unter Vertrag, aber gehört nicht zu jenen Profis, mit denen Trainer Zinedine Zidane plant.

Unter anderem Leverkusen soll sich für Olmo interessieren

Fabián, ein defensiver Mittelfeldspieler mit famoser Ruhe am Ball, Athletik und Schusstechnik, wechselte 2018 für 30 Millionen Euro von Betis Sevilla nach Italien, er ist keiner aus der Nische mehr. Die interessanteste Biografie ist jene des Flügelstürmers Olmo, der sein drittes EM-Tor im Finale (zum 2:0) mit einem Chip erzielte, den man gefühlvoller nicht ausführen kann.

Beim FC Barcelona, der in diesem Jahr keinen U21-Nationalspieler stellte, hielten sie dieses Ballgefühl vor fünf Jahren für nicht mehr ganz so wertvoll. Sie gaben den damals 16 Jahre alten Olmo an Zagreb ab, in einem Tauschgeschäft kam dafür Alen Halilovic zu Barça - jener Mittelfeldspieler, der zwischenzeitlich beim Hamburger SV auf der Bank saß und nun bei Standard Lüttich spielt. Es war ein Deal in jener Zeit, in der Zdravko Mamic noch Dinamos Klubchef war; 2018 wurde er in einem Korruptionsprozess zu einer Haftstrafe verurteilt.

Olmo, der in Kroatien das erste Mal Schnee sah, wie er der Zeitung Jutarnji list erzählte, wurde nach elf Einsätzen für Spaniens U17 nicht mehr zu Junioren-Nationalteams eingeladen, bis man bei der Zusammenstellung der U21 merkte, dass er sich in Kroatien offenbar prächtig entwickelt hatte. Vor dem Finale wehrte U21-Trainer Luis de la Fuente die Behauptung ab, Spanien habe lange ein Talent übersehen. Er habe nie an Olmo gezweifelt, sagte der Coach und: Olmo erhalte nun "die Anerkennung, die er verdient". Dazu gehört auch, dass sich viele Klubs für ihn interessieren, laut Kicker unter anderem Bayer Leverkusen. Auch Fabián, vor zwei Jahren angeblich von Barça verschmäht, hat Interesse auf sich gezogen - von Real, heißt es.

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SZ vom 02.07.2019
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