Süddeutsche Zeitung

Spanien:Meister des Minimalismus

Nach dem Geisterspielmarathon sind jetzt nur noch zwei Runden der Ligasaison offen - und Real Madrid hat zwei Matchbälle für die Meisterschaft. Die Mätzchen von Gareth Bale? Nur noch eine Randnotiz.

3:1, 3:0, 2:1, 2:0, 1:0, 1:0, 1:0, 2:0, 2:1 - so lauteten seit der Rückkehr aus der Corona-Pause die Resultate von Real Madrid in der spanischen Liga. Nach neun Siegen in Serie haben die Königlichen die Meisterschaft nun fast sicher. Dabei hat das einstige "Weiße Ballett" offenbar den Minimalismus als neuen Markenkern entdeckt: Sechs Mal gewann Real mit nur einem Tor Vorsprung, sieben Mal mit höchstens zwei erzielten Toren. So auch am Montagabend, als ein 2:1 in Granada wieder vier Punkte Vorsprung herstellte im Titelduell mit dem zuletzt schwächelnden Erzrivalen FC Barcelona.

Da nach einem wochenlangem Geisterspielmarathon nur noch zwei Runden der Ligasaison offen sind, hat Real nun zwei Matchbälle für die Meisterschaft: Bereits am Donnerstag (21 Uhr) wäre ein Heimsieg gegen den FC Villarreal ausreichend. Sollte das misslingen und Barcelona seine Pflicht gegen Osasuna erfüllen, könnte Real den Titel am letzten Spieltag (Sonntag) bei Abstiegskandidat Leganes klarmachen. Es wäre die 34. Meisterschaft in der Geschichte des vielfach preisgekrönten Klubs.

Mit dem deutschen Weltmeister Toni Kroos in der Startelf gelang Real beim Tabellenzehnten FC Granada ein früher Doppelschlag: Der Franzose Ferland Mendy mit seinem ersten Saisontor (10.) und sein Landsmann Karim Benzema (16.) trafen zur 2:0-Führung. Ein Anschlusstreffer von Darwin Machis (50.) machte das Spiel wieder scharf, doch auch diesmal brachte Real das knappe Ergebnis über die Zeit.

Bales Abschied sei unumgänglich, schreibt die Presse

Auch die Mätzchen und Provokationen des seit fünf Spielen auf der Bank sitzenden Gareth Bale stören die Titel-Vorfreude bei Real kaum noch. Dass der Waliser, einst ein ungefähr 100 Millionen Euro teurer Einkauf, auch in Granada während des Spiels wieder Faxen machte und mit verformten Händen so tat, als würde er die Partie desinteressiert durch ein Fernglas beobachten, erwähnten spanische Medien nur noch am Rande. Bale habe erneut seine "Null-Bock-Mentalität" gezeigt, schrieb Marca, sein Abschied von Real sei unumgänglich. Bereits beim Spiel gegen Deportivo Alaves (2:0) hatte sich der Brite zuletzt minutenlang seine Schutzmaske für Mund und Nase über die Augen gezogen. Trainer Zinedine Zidane ging auf das leidige Thema nicht ein: "Wir denken nur an unser Ziel, den Ligatitel zu gewinnen", sagte er. Dass dieses Ziel fast schon erreicht sei, wies Zidane zurück: "Noch sehe ich mich überhaupt nicht als Meister!"

Hinter Real (83 Punkte) und dem FC Barcelona (79) haben auch der FC Sevilla und Atlético Madrid (beide 66) vorzeitig die Qualifikation für die Champions League geschafft. Der Tabellenfünfte FC Villarreal (57) unterlag am Montagabend gegen Real San Sebastian 1:2 und kann nicht mehr weiter nach vorne rücken. Im Tabellenkeller, wo Espanyol Barcelona bereits überraschend als Absteiger feststeht, konnte Alaves mit einem 0:0 gegen Getafe den Vorsprung auf die Abstiegsplätze vergrößern. Der Drittletzte Leganes und der Vorletzte Mallorca müssten an den letzten Spieltagen vier Punkte auf Alaves und/oder Celta Vigo gutmachen, um noch den Klassenerhalt zu erreichen.

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SZ vom 15.07.2020 / SZ, dpa, sid
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