Spanien:Die kleine Rote

UEFA Under-21 Championship, Krakow, Poland - 27 Jun 2017

Spanische Kronjuwele bei der U21: Marco Asensio (links) und Saul Niguez.

(Foto: Jacek Bednarczyk/EPA)

Die spanischen Junioren, die der deutschen U21 im Finale begegnen, gelten als eines der besten Teams seit Langem.

Von Javier Cáceres

Nachwuchswettbewerbe sind so etwas die Orakel der Designerdroge Fußball, und wenn diese U 21-Europameisterschaft bisher eine Offenbarung bereithielt, dann diese: Spaniens Fußball hat Zukunft. Experten sagen dies und Laien, vor allem aber: die Ergebnisse. Spanien steht nun gegen Deutschland schon zum siebten Mal im Endspiel einer U 21-EM, den insgesamt vierten Titel holten die Spanier letztmals 2013 in Israel, durch ein 4:2 gegen Italien, zu dem der heutige Bayern-Profi Thiago Alcántara drei Treffer beisteuerte (den vierten Treffer erzielte Real-Mittelfeldspieler Isco). In Polen haben die Spanier auf nachgerade einschüchternde Art dargelegt, dass sie ihren Vorgängern in nichts nachstehen, allen voran Saúl Niguez und Marco Asensio, die jetzt schon bei Atlético respektive Real Madrid zu den etablierten Kräften gezählt werden können - und nun nichts anderes wollen, als gegen Deutschland am Freitag in Warschau den Titel zu gewinnen. "Dieses Team hat es verdient, Europameister zu werden", findet Saúl.

Asensio und Saúl Niguez stechen aus dem Team heraus

"Wir wussten schon vor der EM, dass wir eine brillante Generation haben", sagte der Trainer der spanischen A-Nationalmannschaft Julen Lopetegui. Doch erwarten konnte man die Dominanz der Spanier, die unter anderem durch drei Vorrundensiege dokumentiert wurde, nur bedingt. Für die EM qualifizierte sich Spanien nicht direkt; nach dem Aus für die U 21-EM 2015 mussten die Spanier erst in eine Entscheidungsrunde gegen Österreich. Von ihrem Weg, bei der Auswahl des Nachwuchses mehr auf die technische Ausbildung zu achten als auf die Resultate, ließen sich die Spanier aber ebenso wenig abbringen wie von dem noch immer jungenhaft wirkenden Trainer Albert Celades. Mit Erfolg.

In Polen überzeugte la rojita, die kleine Rote, aber nicht nur durch individuelle Qualität und Reife, sondern vor allem durch taktische Variabilität. Auf den geduldigen Aufbau durch lange Passfolgen griffen die Spanier eigentlich erst zurück, wenn sie in Führung lagen. Ansonsten stach die Vertikalität der Protagonisten ins Auge, gegen Portugal mutierten die Spanier fast zu einem klassischen Konterteam, das von Marcos Llorente, dem defensiven Mittelfeldspieler, sagenhaft umsichtig und zielgerichtet kommandiert wurde. Wie Saúl und Asensio zählt auch Llorente, der eigentlich Real Madrid gehört, aber an Alavés ausgeliehen wurde, zu den vielen Spielern, die in ihren Vereinen schon jetzt tragende Rollen einnehmen. Auch Jesús Vallejo (bisher Eintracht Frankfurt, nun wieder Real Madrid), Gerard Deulofeu (FC Everton), Dani Ceballos (Real Betis), Bellerín (FC Arsenal) oder Sandro (Málaga) zählen dazu. Doch vor allem Saúl und Asensio zehren von der Abgeklärtheit, die ihnen durch ihre Auftritte auf den wichtigsten Bühnen des Fußballs verliehen wurde. Saúl hat schon ein Champions-League-Finale hinter sich, und Asensio hat in Cardiff sogar schon einen Treffer zu Reals jüngsten Königsklassen-Triumph gegen Juventus beigesteuert.

Vor allem Saúl, der vor einem Jahr im Calderón-Stadion den FC Bayern ins Herz traf, hat bei der EM die Scheinwerfer auf sich gezogen. Unter Celades hat er größere taktische Freiheiten als bei Atlético Madrid, und dadurch kommt seine Universalität zum Tragen. In seiner Karriere hat er so ziemlich auf jeder Position gespielt, sogar Innenverteidiger; er selbst aber fühlt sich vor allem in der Rolle wohl, die er in Polen ausfüllen durfte: als offensiver Mittelfeldmann. Die Resultate sprechen für sich - und für ihn.

Gegen Italien sorgte Saúl mit einem Hattrick für den Finaleinzug, Atlético hat ihm eine Gehaltsaufbesserung sowie eine Anhebung seiner vertraglich festgeschriebenen Ablösesumme von 90 Millionen Euro versprochen. Und um das Schnäppchen Asensio, den Real Madrid für knapp vier Millionen Euro bei Real Mallorca loseiste, beneiden die Scouts Europas den Champions-League-Sieger noch immer. Er gilt als der offensive Mittelfeldmann der Zukunft - bis der nächste um die Ecke kommt. Denn bei der U 17-EM in Kroatien sicherte sich Spanien bereits im Mai den Titel, durch einen Finalsieg gegen England im Elfmeterschießen.

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