Spanien:Das iberische Klischee - starke Basken, faule Katalanen

Papas Sakko, Streit um Musik, eine Suppe aus dem Norden und ein spanischer Großvater: Die Mannschaft Spaniens im Porträt.

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Iker Casillas

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DIE STAMMSPIELER

Iker Casillas Real Madrid, 27 Jahre, 81 Länderspiele

Die Statistik macht ihn zu einem schlechten Torwart. Nur acht Paraden wurden von ihm während der EM registriert, die wenigsten von allen Torhütern. Er kann nichts dafür, Spanien verteidigt so gut, dass er arbeitslos bleibt. Doch plötzlich kommt ein Kopfball, seine Körperspannung explodiert, und jeder sieht: Er ist der Beste. Als er mit 16 erstmals mit Real Madrids Profis auf Reisen ging, lieh er sich das Sakko vom Vater. Etwas von diesem Jungen ist ihm geblieben: Er glaubt, dass der Beste auch der Bescheidenste sein muss.

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Joan Capdevila

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Joan Capdevila FC Villarreal, 30 Jahre, 22 Länderspiele

Manchmal schaut er im Fernsehen dritte Liga und denkt: "Da spielen Fußballer, die sind besser als ich, was habe ich in der Nationalelf zu suchen?" Die Frage hat er bei dieser EM beantwortet: Er ist ein linker Verteidiger, den das breite Publikum übersieht und die Experten für seine taktische Konstanz preisen. Die Japaner haben es als erste gewusst. Er ist ihr Lieblingsinterviewpartner, weil er nett zu allen ist. Er erklärt ihnen seine tolle EM-Leistung so: "Ich bin es leid, überall Spieler zu sehen, die besser sind als ich."

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Carles Puyol

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Carles Puyol FC Barcelona, 30 Jahre, 65 Länderspiele

Er geht erst zum Friseur, wenn er vor lauter Haaren vor den Augen gar nichts mehr sieht. Er geht erst vom Platz, wenn gar kein Körperteil mehr gesund ist. Er zeigt den Einsatz eines Achtziger-Jahre-Verteidigers, immer fliegt, kämpft und grätscht er wild herum. Er ist zeitlos gut. Er ist Katalane, warum nennen die Spanier die sieben Katalanen im Team Polen, wurde er gefragt. "Das frage ich mich auch", sagte er.

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Carlos Marchena

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Carlos Marchena FC Valencia, 28 Jahre, 46 Länderspiele

Im vorletzten EM-Test gegen Peru musste Spanien ein Gegentor hinnehmen und in der Presse brach Panik aus: Marchena ist nicht gut genug für die EM! Solche Sorgen möchten viele Teams haben: Spanien gewann jenes Spiel, so wie es von den jüngsten 20 Partien keine einzige verlor. Marchena ist eine angenehme Überraschung der EM, solide, umsichtig, tadellos. Und die Presse sollte sich am wenigsten beschweren: Er redet sogar Englisch mit den internationalen Kollegen, obwohl er gar kein Englisch kann.

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Sergio Ramos

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Sergio Ramos Real Madrid, 22 Jahre, 38 Länderspiele

Viele Mädchen finden ihn schön, er findet das auch. Ständig ist er im Angriff, in der Vorrunde war er es zu oft auch, wenn er als Rechtsverteidiger hinten gebraucht wurde. Trainer Aragonés hat an ihm deshalb seine geliebte Brachialpsychologie praktiziert. Als Ramos zurückbrüllen wollte, hielt ihm Kollege Marchena zur Sicherheit den Mund zu. Augenzeuge Torres sagt: "Sie haben nur über Musik gestritten, dem Trainer gefällt die Musik nicht, die Sergio im Mannschaftsbus auflegt." Seitdem ist es besser geworden; sein Spiel, nicht die Musik.

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Xavi Hernández

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Xavi Hernández FC Barcelona, 28 Jahre,62 Länderspiele

Trainer Aragonés sagt: "Ich habe elf Enkel und ihr wisst ja, auch wenn man alle elf liebt, es gibt den einen, den mag man noch ein bisschen mehr." Er redete tatsächlich über seine Nachkommen. Aber vielleicht heißt der eine, den er ein bisschen mehr mag, da auch Xavi? Um den 1,65 Meter kleinen Spielmacher baute er die Elf auf und füllte das Mittelfeld mit lauter, kleinen Xavi-Klonen auf, damit der jemanden zum Ball hin- und herpassen hatte.

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Andrés Iniesta

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Andrés Iniesta FC Barcelona, 24 Jahre, 28 Länderspiele

Er ist ein footballer's footballer, wie Briten sagen: Fußballers Fußballer. Ein Spieler, der von Experten gerade deshalb verehrt wird, weil die Massen seinen Wert angeblich nicht erkennen. Längst hat seine Popularität absurde Formen angenommen: Hunderte Experten, die ihn als ihren persönlichen Geheimtipp preisen; so ist er das offenste Geheimnis des Fußballs geworden. Er könnte auch Xavi Kurz heißen: Die ansatzlosen Steilpässe, die Xavi lang spielt, spielt er kurz.

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Marcos Senna

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Marcos Senna FC Villarreal, 21 Jahre, 15 Länderspiele

Mit 16 in São Paulo hatte er recht konkrete Vorstellungen von sich selbst: "Ich war extrem dünn und dribbelte die ganze Zeit." Er lacht. "Ich hielt mich für etwas eleganter und beweglicher, als ich war." Spanien hat ihn nach sechs Jahren in Villarreal eingebürgert und zum einsamen Defensivspieler im Mittelfeld berufen. Er spielt die zerstörerische Rolle mit Grazie und erträgt sie mit Leichtmut. Denn "Spanien ist wie eine Mutter für mich." Und Trainer Aragonés wie ein Vater? "Nein, eher wie mein Opa."

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David Silva

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David Silva FC Valencia, 22 Jahre, 18 Länderspiele

Er ist ein Fliegengewicht von 1,70 Meter und gleichzeitig eine optische Täuschung. Mit ihm in den Zweikampf zu gehen, heißt für größere, muskulärere Gegner oft, in hohem Bogen aus der Bahn zu fliegen. "Er kommt von den Kanaren, aber wirkt wie ein Baske", sagt Aragonés. Als der Trainer noch ein junger Mann war, war das ein Klischee: die starken Basken, die faulen Kanaren. Wenn englische Reporter den Spruch mitbekommen hätten, unterstellten sie Aragonés wieder Rassismus. Aber vermutlich wissen englische Boulevardreporter gar nicht, was ein Baske ist.

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Francesc Fàbregas

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Francesc Fàbregas FC Arsenal, 21 Jahre, 31 Länderspiele

Für ihn, den großen Star in England, war kein Platz in Spanien. Er hat ihn sich selbst geschaffen. Der Lieblingsenkel Xavi besetzt Fàbregas' gewohnten Posten, doch mit wuchtigen Auftritten als Einwechselspieler machte er sich unentbehrlich. Kritik gibt es trotzdem, von seinem Jugendfreund, dem Barcelona-Verteidiger Gerard Piqué: "Cesc war faul in der Schule, er konnte kein Englisch, nur alle Harry-Potter-Filme auswendig."

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Fernando Torres

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Fernando Torres FC Liverpool, 24 Jahre, 53 Länderspiele

Alle Kinder lieben ihn, wahrscheinlich weil er immer noch genauso aussieht wie sie, mit den weichen Gesichtszügen und den tausend Sommersprossen. Vor dem Turnier beschwerte er sich, die passverliebten Mittelfeldspielern würden ihn da vorne vergessen. Im Halbfinale bekam er dann zehn Großchancen und vergaß selbst den Ball. Die Kinder sind sich sicher: Er hat sich das Tor für das Finale aufgehoben.

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David Villa

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DERJENIGE, DER FEHLT

David Villa FC Valencia, 26 Jahre, 35 Länderspiele

Im ersten Spiel renkte ihm Torres beim lauten Jubel versehentlich zwei Finger aus, das hat ihn nicht aufgehalten, er war mit vier Toren auf dem Weg zum Torschützenkönig. Im Halbfinale verletzte er sich dann am Oberschenkel, so wird er im Endspiel fehlen. Sein Vater brachte ihm Fabana, die nordspanische Suppenspezialität, ins Trainingslager - man weiß ja nie was es da in Österreich so zu essen gibt.

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Xabi Alonso

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DIE AUSWECHSELBANK

Es sind immer dieselben, die von der Ersatzbank doch noch aufs Spielfeld dürfen, Xabi Alonso vom FC Liverpool aus der englischen Premier League, wenn das Mittelfeld stabiler werden muss, ...

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Santiago Cazorla

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... Santiago Cazorla aus Villarreal, wenn der Angriff direkter werden soll, und ...

Daniel Güiza

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... Daniel Güiza von Mallorca, wenn noch ein Tor gebraucht wird. Warum nennen die Spanier die Katalanen Polen, wurde Güiza gefragt. "Weiß ich nicht, frag doch sie", antwortete er, der doch Spanier ist.

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Luis Aragones

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DER TRAINER

Luis Aragonés

Könnte mit seinen 69 Jahren der Großvater seiner Spieler sein. Steht aber trotz seines Alters für modernen Fußball.

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