Spanien beim Confed-Cup:Mit Stoßstürmer Martínez ins Maracanã

FIFA Confederations Cup 2013

Javi Martínez und seine Spanier stehen im Finale.

(Foto: dpa)

Der Confed-Cup mag sportlich fragwürdig sein, doch er hat sein Traumfinale bekommen. Nach 120 zähen Halbfinal-Minuten setzt sich Weltmeister Spanien im Elfmeterschießen gegen Italien durch - mit eher unspanischen Mitteln.

Von Carsten Eberts

Xavis Augen wirkten müde, der Körper restlos erschöpft. Gerade hatte der Spanier seinen Elfmeter verwandelt, doch aus seinem Gesicht war nicht abzulesen, ob er nun getroffen oder verschossen hatte. Dem sonst so eleganten Spielgestalter standen die Schweißperlen auf der Stirn, einige seiner Kollegen lagen zuvor mit Wadenkrämpfen auf dem Rasen. Xavi wollte unter die Dusche, ins Kühlbecken. Oder einfach nur ins Bett.

Die Saison war sehr lang, insbesondere für Xavi und seine Kollegen beim FC Barcelona. Nun mussten sie auch noch zum Confed-Cup, bei dem sie sich im Halbfinale mit den Italienern über 120 Minuten so sehr auf den Füßen standen, dass schließlich die Strafstoßlotterie entscheiden musste.

Weil der Italiener Leonardo Bonucci den Ball über die Latte drosch und Jesus Navas den finalen Schuss sicher verwandelte, siegten die Spanier 7:6 (0:0,0:0). "Wir hatten das Glück im Elfmeterschießen. Jetzt müssen wir sehen, dass wir uns schnell erholen", gestand Trainer Coach Vicente del Bosque. Im Finale am Sonntag wartet Brasilien. Es ist das Gigantenduell, das sich vor allem die Gastgeber so sehr erhofft hatten.

Bei den Italienern übertünchte der Stolz die Enttäuschung. "Die Jungs haben von der ersten bis zur letzten Minute ein tolles Spiel gezeigt", sagte Coach Cesare Prandelli. Die Begegnung sei für sein Team eine große Prüfung gewesen: "Wir haben bewiesen, dass wir über die nötige Qualität verfügen, um gegen die Besten zu bestehen." Und das sogar ohne Mario Balotelli, ihren besten, jedoch verletzten Stürmer. Prüfung bestanden, befand Prandelli.

Ein Jahr vor der WM ist dies kein schlechtes Zeugnis. Die Italiener hatten sich immerhin schon einmal gegen einen großen Gegner akklimatisieren können. Am frühen Nachmittag herrschten in der Küstenstadt Fortaleza Temperaturen locker über 30 Grad. Das sind Dinge, mit denen sich die Fifa in den kommenden Monaten bis zur WM befassen muss, als deren Generalprobe der Confed-Cup ja gilt. Ob Spiele in Fortaleza in der Mittagshitze tatsächlich Sinn ergeben - nicht um 16 Uhr wie am Donnerstag, sondern bereits um 13 Uhr, wenn es noch deutlich über 30 Grad heiß ist.

Wer versuchte, das Halbfinale sportlich einzuordnen, bekam Probleme. So unerwartet präsentierten sich beiden Teams. Zunächst die Italiener. Vor dem Spiel wurden sie verlacht, weil Prandelli gerne ein modernes Abwehrsystem spielen lassen wollte, mit offensiven Verteidigern, die Angriffe selbst einleiten. Das Ergebnis waren acht Gegentore bis zum Halbfinale, allein drei davon gegen das fußballerische Mittelklasseteam aus Japan - und einiger Spott in der Heimat.

Famoser De Rossi

Ausgerechnet gegen den Welt- und Europameister lieferte die italienische Defensive tatsächlich ihr bislang bestes Spiel seit Monaten. Prandelli hatte sich an das Aufeinandertreffen mit Spanien in der EM-Vorrunde erinnert, im Gruppenspiel in Danzig; damals trotzten die Italiener den Iberern ein 1:1 ab. Prandelli machte es diesmal ähnlich: Spielte hinten mit einer Juve-Dreierkette um Bonucci, beorderte Daniele De Rossi ins zentrale Mittelfeld, der mit den Spaniern stets besonders wirkungsvoll zu Recht kommt.

Zusammen mit Pirlo erstickte De Rossi abermals das spanische Spiel. Insbesondere Xavi wirkte erstarrt, konnte das Spiel nur in seltenen Fällen strukturieren. Spanien war nicht nur müde, sondern auch ratlos. Die besten Chancen hatten Iniesta (48., 64. Minute) sowie Piqué und Jordi in der Verlängerung. Sonst spielten auffällig oft Prandellis Mannen. "Wir haben sie nicht richtig in den Griff bekommen und standen sehr offen", urteilte auch del Bosque. Mehr konnte selbst seine Elf nach der langen Saison nicht mehr leisten.

In der Verlängerung brachte del Bosque dann Bayern-Profi Javier Martínez für Fernando Torres; normalerweise ein gescheiter Wechsel, um eine Führung in gestärkter defensiver Formation über die Zeit zu bringen. Doch der Bayern-Profi rückte nicht auf seinen angestammten Platz im defensiven Mittelfeld, sondern nahm Torres' Planstelle in der Sturmspitze ein. Diese Position hatte Martínez auf professionellem Niveau wohl noch nie gespielt.

Martínez tat alles, was Stoßstürmer so tun. Er sprintete, köpfte, versuchte es mit der Hacke, suchte einigermaßen hilflos die Bindung zum Spiel. Später witzelte er: "Meine Mutter wollte ja immer, dass ich Stürmer werde. Jetzt war ich es, jetzt ist sie sicher endlich zufrieden." Im Elfmeterschießen wäre er als nächster dran gewesen, hätte Navas den sechsten Strafstoß nicht verwandelt. "Mein Puls war schon richtig hoch", erklärte Martínez, "denn Elfmeterschießen ist Lotterie."

Der Confed-Cup hat damit sein Traumfinale bekommen: Spanien gegen Brasilien, der Titelverteidiger gegen den kommenden WM-Gastgeber. "Ein Finale im Maracanã gegen Brasilien, das war schon als Kind ein Traum von mir", erklärte Martínez glücklich. Am Sonntagabend, um 19 Uhr brasilianischer Zeit (Mitternacht MESZ), dürfte es in Rio de Janeiro etwas milder sein. Es könnte ein schönes Fußballspiel werden.

Die geschlagenen Italiener müssen wenige Stunden zuvor im Spiel um Platz drei gegen Uruguay ran. Zur Mittagszeit in Salvador da Bahia, wenn es noch heißer ist; bei einem Turnier, bei dem es sowieso nichts zu gewinnen gibt.

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