Basketball-Weltmeister Spanien:Triumph der alten Männer

Spanien - Argentinien

Spaniens Spieler feiern - sie sind Basketball-Weltmeister.

(Foto: dpa)
  • Spaniens Nationalteam gewinnt die WM im Basketball, weil das Team seit Jahren eingespielt ist - und weil es die nötige Erfahrung hat.
  • Spieler wie Center Marc Gasol sind mannschaftsdienlich, glänzen aber auch individuell.

Von Joachim Mölter

Asien scheint ein guter Ort für Spaniens Basketballer zu sein: Dort holten sie ihren ersten WM-Titel, 2006 in Japan, dort erreichten sie ihr erstes Olympia-Finale, 2008 in Peking. Und dort, in der Wukesong Sport Arena der chinesischen Hauptstadt, gewannen sie am Sonntag auch ihren zweiten WM-Titel - durch ein 95:75 (43:31) über Argentinien. Titelverteidiger USA war bereits im Viertelfinale entthront worden und wurde am Ende Siebter, das bislang schlechteste WM-Ergebnis für das Mutterland dieses Sports.

Spanien gegen Argentinien, da war nach den Eindrücken im Turnierverlauf vor allem ein Kräftemessen von Ricky Rubio und Marc Gasol mit Facundo Campazzo und Luis Scola zu erwarten gewesen, das Duell zweier Spielgestalter auf der Höhe ihres Könnens und zweier großer, alter Männer, die Erinnerungen wachriefen an glorreiche Zeiten. An die Jahre 2002 und 2006, als beide Teams zuletzt in einem WM-Endspiel standen.

Beide Mannschaften hatten ja noch Spieler von damals dabei: Bei Argentinien, dem Silbergewinner von 2002, war es Luis Scola, 39, bei Spanien, dem Champion von 2006, waren es Marc Gasol und Rudy Fernandez, beide 34. Vor allem Scola und Gasol hatten in den Halbfinals groß aufgespielt, Scola mit 28 Punkten und 13 Rebounds beim 80:66 gegen Frankreich, Gasol mit 33 Zählern, sechs Rebounds und vier Assists beim 95:88 über Australien. Diese Partie war allerdings über zwei Verlängerungen gegangen, und die Sorge der Spanier war gewesen, dass diese Strapaze zu viel Kraft gekostet haben könnte. Ihre Auswahl ist ja eine der ältesten im Turnier gewesen mit acht Ü30-Spielern im Zwölfer-Kader, und Chefcoach Sergio Scariolo hatte seine routiniertesten Männer in den Zusatzschichten komplett durchackern lassen. "Die Fünf, die das Spiel zu Ende gebracht haben, waren schon in vielen solcher Spiele dabei", erklärte Scariolo: "Wenn man einmal gewinnt, führt das dazu, dass man immer wieder gewinnt. Und je mehr Viertelfinals, Halbfinals, Finals man spielt und je mehr man gewinnt, desto besser weiß man, wie man's macht, wie man's handhabt, wie man gewinnt."

Dieses Knowhow in K.-o.-Spielen geben Spaniens Basketballer seit ihrem WM-Erfolg von 2006 weiter von Turnier zu Turnier, von Generation zu Generation: Sie waren seitdem dreimal Europameister (2009, 2011 und 2015), einmal Zweiter (2007) und zweimal Dritter (2013 und 2017), dazu Olympia-Zweiter 2008 und 2012 sowie -Dritter 2016. Nur bei Weltmeisterschaften hatte es nicht mehr geklappt, selbst bei der Heim-WM 2014 kamen sie nicht übers Viertelfinale hinaus.

Dennoch sagte der legendäre NBA-Profi Kobe Bryant schon während des Finales: "Spaniens Erfahrung macht hier den großen Unterschied."

Derjenige, der die frischeste Erfahrung des Gewinnens mit nach China brachte, war Marc Gasol gewesen, der Center hat erst im Juni mit seinem Klub Toronto Raptors die Meisterschaft der nordamerikanischen Profiliga NBA geholt. Den NBA- und den WM-Titel im selben Jahr zu gewinnen, ist bislang nur einem gelungen, dem Amerikaner Lamar Odom von den Los Angeles Lakers im Jahr 2010. "Ich schätze mich sehr glücklich", sagte Gasol in Peking: "Ich wusste, dass es körperlich nicht einfach werden würde, sich in diesem Sommer in der Nationalmannschaft zu engagieren. Aber es ist es absolut wert."

Rubio ist bester Spieler des Turniers

Auch im Finale ragte der 2,15 Meter große Gasol nicht nur wegen seiner Länge heraus, obwohl er seine Kräfte einteilte und erst nach der Pause das Gros seiner statistischen Beute einsammelte: 14 Punkte, sieben Rebounds, sieben Vorlagen, drei abgeblockte Würfe. Auch sein NBA-Kollege Ricky Rubio von den Phoenix Suns lieferte eine weitere starke Partie ab mit 20 Punkten und ebenfalls sieben Rebounds. Der 28-Jährige wurde anschließend als MVP des Turniers ausgezeichnet, als "most valuable player", wertvollster Spieler.

Während die alten Spanier im Finale von Beginn an überraschend munter unterwegs waren und frühzeitig die Basis für den Erfolg legten (31:14 nach 13 Minuten), fehlte den Argentiniern sichtlich die Frische, obwohl bei ihnen außer Scola keiner über 30 ist. Der 2,04 Meter große Flügelspieler ist der letzte Mann von Argentiniens "Generación Dorada", die nicht umsonst so genannt wird: Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen krönten Scola und Co. ihre Karrieren mit dem Goldgewinn, nachdem sie zwei Jahre zuvor den greifbaren WM-Sieg im Finale gegen Jugoslawien noch verspielt hatten.

Aber nicht nur deswegen war Luis Scola der Liebling des Publikums gewesen, der "sentimental favourite", wie es die Amerikaner formulieren. Er lässt nach einem Jahrzehnt in Spanien und einem weiteren in der NBA seine Karriere seit zwei Jahren in China ausklingen.

Dem 39-Jährigen waren die Anstrengungen der sieben vorherigen Partien in den vergangenen beiden Wochen im Finale freilich anzumerken: Er sammelte zwar acht Rebounds, verwandelte aber nur einen seiner zehn Würfe aus dem Feld und kam nur dank seiner sechs Freiwürfe noch auf acht Zähler. Campazzo, der bei Real Madrid beschäftigte Spielmacher, traf kaum besser aus dem Feld, zweimal bei elf Versuchen. Die ebenfalls in Spanien unter Vertrag stehenden Gabriel Deck (24 Punkte) und Nicolas Laprovittola (17) waren am erfolgreichsten für Argentinien.

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