Schnee im Frühling, Krokusblüte im Advent, Herbstmeister im Januar – an solchen Phänomenen ist doch bestimmt der Klimawandel schuld!? Falsch! Spätester Herbstmeister der Bundesliga ist der FC Bayern München durch seinen 1:0-Sieg am Samstag in Mönchengladbach nicht. Lääängst nicht.
Früher sind im Winter witterungsbedingt einfach oft Spiele ausgefallen. In der Saison 1987/88 etwa sicherte sich Werder Bremen den Titel des Herbstmeisters erst am 16. Februar 1988. Die Partie gegen Schalke 04 am 17. Spieltag (21. November 1987) war ausgefallen und konnte erst am 16. Februar 1988 nachgeholt werden. Bremen gewann 5:0 und war rückwirkend Herbstmeister.
In der Saison 1981/82 hatte der 1. FC Köln die Herbstmeisterschaft sogar erst am 9. März sicher. Seine Partie vom 17. Spieltag (19. Dezember 1981) beim 1. FC Kaiserslautern war mehrmals ausgefallen und konnte letztlich erst drei Monate später nachgeholt werden. Dort reichte Köln ein 1:1 für die Herbstmeisterschaft.
Spätester Herbstmeister jemals aber war Werder Bremen am 19. März 1991 – zwei Tage vor Frühlingsbeginn. Dafür mussten die Bremer an jenem Tag nicht mal selbst spielen. Als Tabellenführer hatten sie ihre Partie des 17. Spieltags am 14. Dezember 1990 mit 2:1 in Bochum gewonnen, doch sie mussten auf den Ausgang des Spiels zwischen Verfolger 1. FC Kaiserslautern und dem 1. FC Köln warten. Dreimal wurde diese Begegnung angesetzt, dreimal musste sie wegen Schneefalls abgesagt werden. Erst am 19. März klappte es endlich. Doch statt des für den Herbstmeistertitel erforderlichen Sieges gelang Kaiserslautern gegen Köln nur ein 2:2.
Damit hatten die Bremer zu einem Zeitpunkt, als sie am 21. Spieltag nur noch Tabellendritter waren, rückwirkend den Titel des Herbstmeisters sicher. Und nicht nur den! Mit den beiden Spätherbstmeistertiteln im Februar 1988 und im März 1991 ist Bremen seit 34 Jahren deutscher Rekordspätherbstmeister. Ein Titel, den der SV Werder unverständlicherweise nicht im Briefkopf führt.