Süddeutsche Zeitung

Souveräner Köln 2:0-Sieg :Mit Segen im Hagel

Der Erfolg starker Kölner gegen harmlose Darmstädter ist nur zu einem Zeitpunkt gefährdet - als Schiedsrichter Patrick Ittrich die Partie wegen eines Gewitters unterbricht. Der FC ist überraschend gut in Form.

Schwitzen, Tor Risse, schwitzen, Trinkpause, schwitzen, Halbzeit-Pause, schwitzen, Blitz, Donner, Hagel, Unterbrechung, 13 Minuten Pause, Tor Anthony Modeste, Schlusspfiff: "So ein Spiel habe ich auch noch nicht erlebt", sagte Kölns Marcel Risse nach dem 2:0 des 1. FC Köln über Darmstadt 98. Risse meinte weniger die Partie an sich, in der überzeugende Kölner keinerlei Probleme hatten mit konfus agierenden Darmstädtern, sondern eben: Die Hitze! Das Unwetter! Die Unterbrechung!

In der 56. Minute waren die Mannschaften sicherheitshalber in die Kabine geschickt worden, weil sich über dem Stadion ein bedrohliches Unwetter zusammengebraut hatte. Laut Sport-Informations-Dienst war es die längste Spielunterbrechung des Jahrtausends in der Bundesliga. Obwohl in den letzten Spielminuten etwa tischtennisballgroße Hagelkörner auf den Rasen prasselten, ließ Schiedsrichter Patrick Ittrich das Spiel danach zu Ende spielen. Gut für die Kölner - ein Abbruch wäre ihrer Leistung an diesem Nachmittag nicht gerecht geworden. "Wir sind sehr zufrieden. Wir haben viele Chancen liegenlassen, aber verdient gewonnen und vieles richtig gemacht. Das war wichtig für uns, denn zum Saisonstart weiß man nie genau, wo man steht", sagte Kölns Trainer Peter Stöger.

Silbermedaillengewinner Horn hat einen ruhigen Nachmittag

Den Segen für die neue Saison hatte sich der FC bereits mittags in einem ökumenischen Gottesdienst im Dom geholt. Zum Schluss sangen mehr als 1000 FC-Fans, Präsident Werner Spinner und Vize Toni Schumacher die FC-Hymne. Vor Spielbeginn ehrten die beiden dann noch Torwart Timo Horn, der bei Olympia Silber gewann. Horn erhielt die goldene Vereins-Nadel überreicht - die bisher nur die Kölner Meisterspieler erhalten haben. "Ein Ansporn, das nachzuholen", sagte Horn später. Ein Scherz, beim FC sind bekanntlich seit einigen Jahren nur noch Realisten am Werk.

Nur fünf Tage nach seiner Rückkehr aus Rio de Janeiro stand Horn dann auch in der Bundesliga gleich wieder im Tor, wo er einen eher ruhigen Nachmittag verlebte - abgesehen natürlich von Hitze, Unwetter und vielen Chancen seiner Mitspieler. Nach 74 Sekunden scheiterte der wie aufgedreht spielende Leonardo Bittencourt frei am neuen Darmstadt-Keeper Michael Esser, 37 weitere Sekunden später traf der agile Artjoms Rudnevs den Pfosten. Das vom neuen Trainer Norbert Meier neuformierte Darmstädter Team ließ jede Ordnung vermissen. Meier sprang immer wieder auf und versuchte, einzuwirken: Vergeblich: Nach einer schönen Einzelleistung von Bittencourt, der von drei Darmstädtern nicht auf seinem Weg in den Strafraum aufgehalten wurde, vollstreckte Risse.

Die Trinkpause nach 22 Minuten nutzte Meier, um energisch auf seine Spieler einzureden. Dies gelang zumindest bedingt. Doch nach der Pause war wieder der FC am Drücker. Vor allem Bittencourt wirbelte - doch er bewies auch wieder, dass ihm zu einem echten Klassespieler noch die Torgefahr fehlt (48./51.). Auch Rudnevs belohnte sich nicht selbst mit einem Tor - doch fünf Minuten nach der Unwetter-Unterbrechung passte er den Ball präzise in die Mitte und leitete so die Entscheidung ein, Anthony Modeste drückte den Ball über die Linie.

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SZ vom 28.08.2016 / SZ
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