Motorsport:Flörsch nimmt die Abzweigung im Tourenwagen

Sophia Flörsch

Von der Formel 3 in die DTM: Die Münchner Rennfahrerin Sophia Flörsch wird sich 2021 im Tourenwagenmasters für das Team Abt in einen Audi R8 LMS setzen.

(Foto: Luca Bruno/dpa)

Statt in den Formel-Nachwuchsklassen startet Sophia Flörsch 2021 in der DTM. Am großen Ziel der 20 Jahre alten Rennfahrerin ändert das nichts: Sie will in die Formel 1.

Von Anna Dreher

Sophia Flörsch hatte schon mit mehreren Teams Kontakt, die Gespräche liefen. Dieses Jahr sollte schließlich erfolgreicher werden als das vergangene. Flörsch wollte angreifen in der Formel 3, nach ihrer Debüt-Saison beim spanischen Team Campos Racing, die erst durch das Coronavirus durcheinandergebracht worden war und für sie dann ernüchternd auf Rang 29 von 35 in der Gesamtwertung endete. Null Punkte, weit weg vom eigenen Anspruch.

Bei einem anderen Team, das war ihre Hoffnung, würden ihre Chancen besser stehen und ihre Auftritte weniger von technischen Problemen und Ergebnissen auf den hinteren Plätzen geprägt sein. Aber die begehrten Cockpits waren schnell vergeben, die Budgets wurden erhöht und ihr ursprünglicher Plan war immer schwieriger umsetzbar.

Was tun? Trotzdem in der Formel-Nachwuchsserie bleiben, um sich irgendwie durchzukämpfen auf dem Weg in die nächsthöhere Klasse, die Formel 2? Um irgendwann, so das ganz große Ziel, gar den Sprung in die Formel 1 zu schaffen - wie es zu dieser Saison Mick Schumacher, dem Sohn des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher, gelungen ist? Es tat sich überraschend eine ganz andere Option für Flörsch auf, und nun wird sich zeigen, ob die 20 Jahre alte Münchnerin auch über eine Abzweigung ihr Ziel erreichen kann: 2021 wird Flörsch für Abt Motorsport in einem Audi R8 LMS im Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) starten.

Ihre Teamkollegen sind der ehemalige DTM-Champion Mike Rockenfeller und der Südafrikaner Kelvin van der Linde. "Ich muss als Nachwuchsfahrerin offen und auch spontan sein, weil es umso wichtiger ist, etwas vorweisen zu können", sagt Flörsch der SZ am Montag: "Für mich ergibt die DTM einfach mehr Sinn, als in der Formel 3 bei einem Team zu fahren, bei dem ich gar keine guten Leistungen abliefern kann. Ich sehe mehr Chancen für mich durch den Wechsel."

2022 will Flörsch dann in der Formel 2 starten

In der DTM werden statt Prototypen erstmals eigenständige Teams mit Rennwagen auf GT3-Basis fahren, nachdem Ende 2018 erst Mercedes und Ende 2020 Audi aus der Serie ausgestiegen sind und sich BMW als Werksteam schließlich ebenfalls verabschiedete. Für Flörsch ändert das nichts: Die Umstellung für sie wird groß. Und sie hat nicht viel Zeit zur Eingewöhnung.

Die ersten Testfahrten der DTM finden am 7. und 8. April auf dem Hockenheimring statt, Anfang Mai bietet sich eine weitere Möglichkeit auf dem Lausitzring, bevor am 18. Juni in Monza die Saison beginnt. Es geht also erst mal weniger um Resultate: "Mein Ziel ist es, so schnell wie möglich anzukommen. Die Herausforderung wird sein, den Umstieg zu bewältigen und viel zu lernen", sagt sie: "Aber ich will natürlich auch gute Rennen zeigen und von Anfang an alles rausholen, was möglich ist."

Flörsch wird in dieser Saison die einzige Frau im Fahrerfeld sein, die erste in der DTM ist sie nicht - sondern die elfte. Auf die Italienerin Lella Lombardi, die bereits 1975 in der Formel 1 als erste Frau einen WM-Punkt holte und 1984 dann als erste Fahrerin im Tourenwagenmasters startete, folgte in Beate Nodes 1985 die erste Frau, die in die Punkteränge und ein Jahr später in Berlin als Dritte aufs Podest fuhr. Unübertroffen ist bislang der Sieg von Ellen Lohr im Mai 1992 auf dem Hockenheimring.

Bekannte spätere Fahrerinnen waren außerdem noch die Belgierin Vanina Ickx, Tochter des früheren Formel-1-Piloten und sechsmaligen Le-Mans-Sieger Jacky Ickx, sowie die Schottin Susie Wolff, inzwischen Teamchefin des Formel-E-Teams Venturi Racing und verheiratet mit Toto Wolff, dem Motorsportchef von Mercedes. "Ich war in der Formel 3 ja auch die einzige Frau, das ist nichts Besonderes für mich", sagt Flörsch: "Aber Ellen Lohr war die einzige Siegerin in der DTM, und das war vor 29 Jahren. Es wird also Zeit, dass mal wieder eine Frau ein Rennen gewinnt."

Wie viel Zeit sich Flörsch, die auch in der Langstrecken-WM in der LMP2-Klasse starten wird, für eine mögliche Wiederholung dieses Erfolgs gibt, steht noch nicht fest. Sie plant ihren Aufenthalt in der DTM momentan für ein Jahr, 2022 soll es nach Möglichkeit in die Formel 2 gehen, um der Königsklasse des Motorsports näher zu rücken. Aber ihre Etappenziele haben sich immer wieder geändert und, nicht zu vergessen, auch dieser Aufstieg würde ein hohes Budget erfordern. Dass Flörsch in die DTM gewechselt ist in der Erwartung, mit Abt größere Erfolgschancen zu haben und so mehr Aufmerksamkeit zu generieren, hat also auch Gründe in der Suche nach weiteren Sponsoren und Partnern.

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