Sonntagsspiele in der Fußball-Bundesliga:Claudio Pizarro fühlt sich wohl

Obwohl Hertha BSC Berlin 30 Minuten lang mit zwei Mann weniger spielt, benötigt Werder Bremen bis zur Nachspielzeit, um den entscheidenden Treffer zu erzielen. Der peruanische Stürmer trifft zum 2:1. In Köln macht Lukas Podolski den Unterschied gegen Hoffenheim aus.

Die Sonntagsspiele

Vierter Sieg im vierten Heimspiel für Werder Bremen: Der Fußball-Bundesligist gewann am Sonntagabend dank eines späten Treffers von Claudio Pizarro (90.+3) gegen Aufsteiger Hertha BSC mit 2:1 (1:1) und bleibt damit Bayern-Jäger Nummer eins.

Werder Bremen - Hertha BSC

Saisontore vier und fünf für Claudio Pizarro und Tabellenplatz zwei für Werder Bremen.

(Foto: dpa)

Vor 42.000 Zuschauern brachte der Kolumbianer Adrian Ramos den Gast mit der ersten Angriffsaktion bereits in der dritten Spielminute nach Vorlage von Rafael in Führung. Werder-Stürmer Claudio Pizarro verwertete eine Flanke von Clemens Fritz in der 23. Minute per Kopf zum verdienten Ausgleich. Den späten Siegtreffer erzielte ebenfalls Pizarro erst in der 93. Minute.

Bremen bleibt durch den Sieg Tabellenzweiter, Hertha, bei denen Christian Lell nach einem groben Foulspiel in der 57. Minute und Adrian Ramos wegen Ballwegschlagens nur sechs Minuten später Gelb-Rot sahen, bleibt im unteren Mittelfeld der Bundesliga.

Dabei erwischten die Berliner einen Traumstart und gingen mit dem ersten Angriff der Partie nach einer wunderschönen Kombination zwischen Christian Lell, Adrian Ramos und Rafael über die rechte Angriffsseite bereits in der dritten Minute in Führung. Am Ende der Kombination war es wieder der Kolumbianer Ramos, der die Flanke von Rafael verwerten konnte und zur 1:0-Führung einschoss.

Die Bremer drängten umgehend auf den Ausgleich, ohne zunächst zu hochkarätigen Chancen zu kommen. Hertha war zudem durch ihre Konter immer wieder gefährlich und stand in der Defensive sicher - bis zur 23. Minute: Nach einer Flanke von Kapitän Clemens Fritz konnte sich Claudio Pizarro im Kopfballduell gegen Levan Kobiashvili durchsetzen und traf zum verdienten 1:1-Ausgleich. Nicht nur Kobiashvili, sondern besonders auch Hertha-Torwart Thomas Kraft machte in dieser Situation keine gute Figur, da er den kaum platzierten Ball durch seine Hände rutschen ließ. Pizarro aber gab selbst nach dem Schlusspfiff zu, dass der Schiedsrichter den Zweikampf mit Kobiashvili wegen Aufstützen hätte abpfeifen können.

Werder kam nun zu einigen Möglichkeiten. Die größte vor der Pause hatte Aaron Hunt in der 34. Minute. Zunächst scheiterte der Mittelfeldspieler mit einem gefährlichen Freistoß aus mehr als 25 Metern an Torwart Kraft, nur wenige Sekunden später versuchte es der 25-Jährige noch einmal aus etwa 18 Metern und traf dabei nur am Pfosten.

Nach dem Wechsel sorgten Berlins Christian Lell und Ramos für Aufsehen: Völlig übermotiviert grätschte zunächst Lell in der 57. Minute Werder-Verteidiger Andreas Wolf an der Außenlinie um und sah von Schiedsrichter Felix Brych zurecht Gelb-Rot. Nur sechs Minuten später schlug Ramos nach einem Foul den Ball weg und musste ebenfalls mit der zweiten Gelben Karte vom Platz.

Allerdings schafften es die Bremer in der hektischen Schlussphase nicht, diese fast 30-minütige doppelte Überzahl auszunutzen. Immer wieder liefen sie sich in der massiven Defensive der Berliner fest oder scheiterten. Auf der anderen Seite hatte Raffael eine Großchance zum 2:1, doch sein Schuss aus rund zehn Metern ging knapp am Tor vorbei. Im Gegenzug köpfte Pizarro zwar den vermeintlichen Siegtreffer, das Tor wurde aber wegen eines Foulspiels zurecht nicht gegeben. In der Nachspielzeit war der Peruaner dann aber erfolgreich.

"Die sind sehr gut gestanden am Ende, aber wir haben glücklicherweise noch gewonnen", erklärte Pizarro. Sein Trainer Thomas Schaaf sagte zu seinem Torschützen: "Er hat hier die Möglichkeit so zu spielen, wie er das gerne hat." (dapd/sueddeutsche.de)

Podolski sorgt für Schlagseite in Köln

Bis Sonntag hatte der 1. FC Köln zwei Schreckensvisionen: Heimspiele und Hoffenheim. Überraschend souverän entledigte der FC sich nun beider auf einen Schlag. Das 2:0 (1:0) war nicht nur der erste Heimsieg der Saison, sondern zugleich - im vierten Anlauf - der erste Bundesliga-Heimsieg gegen die TSG.

Die Gäste haben mehrere Akteure, die den Unterschied ausmachen können, ob Babel, Firmino oder Obasi. Letzterer fehlte aber zu Beginn, weil er verschlafen hatte und zu spät zum Essen erschienen war. Die Mitspieler agierten zu langsam und blieben harmlos, auch weil die Kölner den Ball meistens weit weg vom eigenen Strafraum hielten, viel entschiedener als beim 1:2 vor 14 Tagen gegen Nürnberg.

Und bald zeigte sich, wer an diesem Tag den Unterschied ausmachen würde: Lukas Podolski. Nicht verunsichert durch eine Reihe schlechter Freistöße in den ersten Minuten riss er das Spiel an sich. Nachdem Jajalo an der Mittellinie Rudy den Ball gestohlen (20.) und Podolski auf die Reise geschickt hatte, behielt der Nationalspieler den Überblick. Podolski legte im Strafraum zurück auf den inzwischen nachgerückten Kroaten, der durch die Beine von Kaiser zum 1:0 abschloss.

Danach bekam das Spiel Schlagseite, der FC kam nun mehrmals gefährlich vors Gästetor. Novakovic durfte nach Podolski-Ecke köpfeln (25.), Torwart Starke parierte gegen Podolskis Flachschuss (27.) und agierte bei zwei Steilpässen wie ein Libero. Hoffenheim, das bis auf einen tückischen Flatterball von Rudy (31.) offensiv nichts mehr anzubieten hatte, konnte sich bei Schiedsrichter Sippel bedanken, vor der Pause nicht höher in Rückstand geraten zu sein: Zunächst zupfte Beck ungeschickt an Podolskis Trikot (42.), 30 Sekunden später spitzelte Peszko im Strafraum dem Hoffenheimer Vorsah den Ball durch die Beine - der Kölner hätte freie Bahn gehabt, wenn er nicht aufgelaufen wäre wie einst die Titanic auf den Eisberg. Natürlich kann sich ein Wandschrank wie Vorsah schlecht in Luft auflösen, aber er war in Bewegung und verhinderte eine klare Torchance.

Im Stil von Schwarzenbeck

Nach der Pause übernahm Hoffenheim die Initiative, weil die Kölner sich freiwillig extrem weit zurückzogen und auf Konter lauerten. Weil sie immer noch keinen Weg in den Strafraum fanden, den die Innenverteidiger Sereno und McKenna zugemauert zu haben schienen, verlegten sich die Gäste auf Fernschüsse, von denen jene von Obasi (58.) und Sigurdsson (60.) am gefährlichsten waren.

Der FC wirkte nach vorne 15 Minuten lang fahrig, doch dann erkannte Verteidiger Eichner eine Lücke (63.), in die Podolski halblinks hineinstach. Im Strafraum deutete er wieder ein Abspiel an, Torwart Starke zuckte, und das genügte dem Kölner, um aus zwölf Metern den Ball zum 2:0 ins kurze Eck zu schieben. Gäste-Trainer Holger Stanislawski sagte seufzend über das Verhalten seiner Spieler: "Es ist letztlich wie mit kleinen Kindern - man warnt und warnt und warnt die ganze Woche: ,Die Herdplatte ist heiß!' Aber die Kleinen müssen selbst ausprobieren, wie sich das anfühlt, und das haben wir heute phantastisch gemacht."

Hoffenheim kam nie in die Gänge, und das gegen eine wieder einmal radikal umgebaute Kölner Defensive. Nach dem 4:1 im Derby in Leverkusen hatte Kölns Trainer Stale Stolbakken sein komödiantisches Talent voll ausgelebt, mit Pointen wie von guten Gagschreibern. Nach dem Ausfall zahlreicher Abwehrspieler (Geromel und Jamal verletzt, Brecko gesperrt) hatte er eine Empfehlung ausgesprochen: "Das Geißbockheim ist diese Saison wohl der beste Ort für vertragslose Abwehrspieler. Sie müssen nur hier rumlaufen und haben schon eine 50-prozentige Chance auf einen Vertrag."

Und dann legte er nach: "Das war jetzt das fünfte Mal, dass ich meine Abwehr ändern musste. Vielleicht muss bald sogar Poldi in der Viererkette ran." Nicht an diesem Tag. McKenna tat es auch, indem er im Stil von Georg Katsche Schwarzenbeck und Norbert Eder ausputzte. (Milan Pavlovic)

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: