Sonntagsspiele in der Bundesliga:Huntelaar zerstört Hamburger Champions-League-Träume

FC Schalke 04 - Hamburger SV

Klaas-Jan Huntelaar jubelt nach seinem Treffer zum 2:1 - zwei weitere werden noch folgen.

(Foto: dpa)

Mit einem Sieg hätte der Hamburger SV den FC Schalke vom vierten Platz verdrängt. Doch die Gelsenkirchener nutzen die Abwehrschwächen des HSV zu einem 4:1-Sieg und wahren dank Klaas-Jan Huntelaar ihre Chance auf die Champions League. Danach kursieren Gerüchte über eine Verpflichtung Stefan Effenbergs als Trainer. Das 0:0 im Rhein-Main-Vergleich hilft weder dem FSV Mainz noch Eintracht Frankfurt weiter.

Von Philipp Selldorf

Sieben Wochen hatte Klaas-Jan Huntelaar wegen einer Knieverletzung nicht mitspielen können, man hat ihn natürlich eifrig vermisst bei Schalke 04. Aber wie sehr er ihnen gefehlt hat, das haben die Fans des Gelsenkirchener Bundesligaklubs wohl erst im Laufe des gestrigen Spiels gegen den Hamburger SV begriffen.

Beim 4:1 (2:1)-Sieg schoss der Mittelstürmer ganz allein öfter aufs gegnerische Tor als der HSV im ganzen Spiel. Vermutlich war er trotzdem nicht ganz zufrieden - nur drei Treffer bei neun Versuchen, das ist für den Niederländer, der seine Tore so dringend braucht wie die Luft zum Atmen, eine magere Rendite. Huntelaar hat trotzdem ein Lächeln simuliert, als ihn sein Trainer zum exklusiven Empfang der Ovationen nach 86 Minuten vom Platz nahm.

Für den Hamburger SV ist die Sache am Sonntagabend sogar noch ganz gut gelaufen. Wären die Schalker weniger großzügig mit ihren Chancen umgegangen, dann hätten sie gleich den nächsten Termin zur Aussprache mit den Fans bei Bratwurst und Bier anberaumen dürfen. Ein Debakel war möglich. Nach der Pause wurden die Hanseaten von den stürmischen Schalkern zerzaust, als ob sie bei Windstärke zwölf auf dem Platz stünden. Rafael van der Vaart sah sich nach der Partie zu dem Hinweis genötigt, die Niederlage habe "nichts damit zu tun, dass wir nicht wollten".

Dabei hatten die Hamburger gut begonnen, was sich nicht nur in der frühen Führung durch Marcel Jansens Kopfballtor äußerte (5. Minute). Ihr Spiel sah auch sonst energisch und frisch aus, Schalke hatte erhebliche Mühen, in die Partie zu finden. Dass sie noch rechtzeitig den Weg fanden, hatte mit dem Spieler zu tun, über den an diesem Tag alle sprachen.

Huntelaar war zwar nicht der Schütze des 1:1 in der zehnten Minute, aber er legte Michel Bastos den Ball so präzise in den Lauf, dass dieser ihn gleich mit links in die Ecke schob. René Adler hatte damit offenbar nicht gerechnet, er ging mit einer Verzögerung zu Boden, als ob er zunächst eine Fehlzündung gehabt hätte. Der Ausgleich sorgte umgehend für Beruhigung bei den Hausherren, den Rest der Geschichte schrieb Huntelaar.

Effenberg und Held dementieren nicht

Sein Laufweg vor dem Tor zum 2:1 war genau das, was den Schalkern in den vergangenen sieben Wochen gefehlt hatte und was nun ihr Spiel vollständig veränderte: Huntelaar schickte Julian Draxler mit einem kunstvollen Rückzieher in den Strafraum und startete gleich durch, um zur Stelle zu sein, wenn der Ball vors Tor kommen würde. Kein anderer ist auf die Idee gekommen, diesen Weg zu gehen, und folgerichtig stand er ganz allein im Fünfmeterraum, als Draxler den Pass in die Mitte gab.

Bis zu Huntelaars Kopfballtor zum 3:1 (58.) blieb das Spiel noch offen. Der HSV war vor allem dann gefährlich, wenn er mit Jiracek über die rechte Seite kam oder wenn sich van der Vaarts Freistoßflanken plötzlich in Torschüsse verwandelten. Hildebrand verhinderte einmal knapp den Ausgleich (38.), Adler glückte auf der anderen Seite eine grandiose Rettungstat nach Kopfball von Jones. Dem 3:1 ließ Huntelaar nach Vorlage des starken Raffael zügig das 4:1 folgen (66.), und danach tobten sich die Schalker noch eine Weile aus, bis sich die Partie beruhigte und in ruhiger Fahrt auf den Schlusspfiff zusteuerte.

Über Huntelaars phänomenale Rückkehr hätten die Schalker Fans nun den ganzen Abend sprechen können, aber es drängte sich dann doch ein anderes Thema in den Vordergrund. Bild brachte pünktlich mit dem Schlusspfiff die Meldung heraus, dass Stefan Effenberg kurz davor stehe, einen Vertrag als nächster Cheftrainer beim FC Schalke 04 zu unterschreiben. Effenberg, 44, wollte das nicht bestätigen, aber er hat es auch nicht geleugnet. Ähnlich richtungslos argumentierte Schalkes Manager Horst Heldt in der überraschenden neuen Nachrichtenlage: keine Bestätigung und kein Dementi. Der gegenwärtige Amtsinhaber Jens Keller hätte wohl andere Neuigkeiten lieber gehört an jenem Abend, an dem er mit seiner Mannschaft einen großen Schritt in Richtung Champions-League-Qualifikation unternommen hatte.

"Schneckenrennen" in Mainz

Eintracht Frankfurt kriecht weiter Richtung Europa. Mit dem 0:0 im Rhein-Main-Derby beim FSV Mainz 05 machte der Aufsteiger dem "Schneckenrennen" in der Fußball-Bundesliga um die internationalen Plätze alle Ehre und muss sich im Saisonfinale deutlich steigern, um den Traum von der Champions-League-Qualifikation doch noch wahr werden zu lassen.

1. FSV Mainz 05 - Eintracht Frankfurt

Der Mainzer Marco Caligiuri (re.) und der Frankfurter Stefano Celozzi versuchen an den Ball zu kommen.

(Foto: dpa)

Vor den Augen von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach traten beide Mannschaften vor 34.000 Fans zwar engagiert auf - ließen im Abschluss aber die notwendige Konsequenz vermissen. Der FSV verpasste dadurch die Chance, noch einmal in den Kampf um die Europa League einzugreifen und muss sich nach dem sechsten Spiel in Serie ohne Sieg wohl mit einem Platz im Mittelfeld der Bundesliga anfreunden.

Eintracht Frankfurt lief wie schon am vergangenen Wochenende gegen Schalke 04 (1:0) ersatzgeschwächt auf. Neben Carlos Zambrano (Gelbsperre) fehlte weiterhin Kapitän Pirmin Schwegler (Leistenprobleme). Immerhin wurde Mittelfeldspieler Alexander Meier rechtzeitig fit, der Torjäger machte aber seinen Platz im offensiven Mittelfeld für U19-Nationalspieler Marc Stendera frei und spielte im Sturm. Der erst 17 Jahre alte Stendera rechtfertigte das Vertrauen von Trainer Armin Veh bei seinem zweiten Startelfeinsatz und überlistete nach fünf Minuten mit seinem Eckstoß fast FSV-Torwart Christian Wetklo - der Keeper konnte den aufs Tor gezogenen Ball gerade noch über die Latte lenken.

Mainz-Trainer Thomas Tuchel musste vor der Partie noch eine Hiobsbotschaft verkraften: Torjäger Ádám Szalai (13 Treffer) wird aufgrund einer Fraktur im Querfortsatz eines Lendenwirbels in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen. Gegen Frankfurt fehlten zudem Jan Kirchhoff und Eric Maxim Choupo-Moting.

Gleich fünf neue Spieler sollten im Vergleich zum 0:2 in Dortmund die Negativserie beenden. Tuchel hatte angekündigt, "in den letzten vier Spielen mehr auf das Ergebnis als auf unsere Spielweise zu schauen". Den Rheinhessen fehlte dennoch die Durchschlagskraft: Es dauerte bis zur 23. Minute, ehe die Gastgeber erstmals gefährlich vor das Tor von Routinier Oka Nikolov kamen.

In der Folge boten beide Teams ein Fehlpass-Festival, Torraumszenen blieben Mangelware. Erst als sich die trotzdem feiernden Zuschauer schon zur Halbzeitpause erhoben, zeigte Frankfurt noch einmal seine Klasse. Zunächst zwang Meier Torwart Wetklo zu einer Glanzparade (43.), nach der anschließenden Ecke vergab Abwehrspieler Marco Russ (44.).

Nach 63 Minuten brachte Veh Olivier Occean und Srdjan Lakic für den Sturm. Auswirkungen hatte das aber nicht. Sebastian Rode vergab die größte Eintracht-Chance, als er in der 82. Minute nach einem Konter in Wetklo seinen Meister fand.

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