Sonntagsspiele:Hamburg jagt die Bayern

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Der Hamburger SV hat die Gunst der Stunde genutzt und den Rückstand auf den kriselnden Spitzenreiter Bayern München weiter verringert. Vizemeister Schalke 04 hat nach dem Rückschlag im Europapokal seine Erfolgsserie in der Fußball-Bundesliga fortgesetzt und ist erstmals in dieser Saison auf einen Champions-League-Platz geklettert.

Die Hanseaten gewannen am Sonntagabend die durch die massiven Schneefälle von der Absage bedrohte Begegnung gegen den 1. FC Kaiserslautern 3:0 (0:0) und liegen nach der gelungenen Rehabilitation für 0:2-Pleite im UEFA-Cup bei Rapid Bukarest als neuer Zweiter nur noch sechs Punkte hinter dem deutschen Rekordmeister. Für die zuvor in sechs Spielen in Serie ungeschlagenen Pfälzer bedeutete die Niederlage derweil einen Rückschlag im Abstiegskampf.

Immer näher am Ball: Der HSV gewann 3:0 gegen Kaiserslautern (Foto: Foto: ddp)

Vor 44.460 Zuschauern brachte Benjamin Lauth die Gäste in Führung (55.). FCK-Youngster Fabian Schönheim sorgte mit einem Eigentor sechs Minuten später für das 2:0 des HSV. Für den Endstand sorgte Raphael van Vaart mit einem verwandelten Foulelfmeter (86.), es war zugleich der siebte Saisontreffer des Mittelfeldstars. Ein Comeback nach vierwöchiger Pause beim HSV nach seinem Kieferbruch gab Neu-Stürmer Ailton, der in der 72. Minute eingewechselt wurde.

Den Anpfiff der Partie hatte erst der Einsatz der Hamburger Feuerwehr ermöglicht. Schiedsrichter Franz-Xaver Wack (Biberbach) war die Schneeschicht auf dem Dach der Hamburger WM-Arena ein zu hohes Sicherheitsrisiko. Die Beamten der Hochrettungstruppe sorgten allerdings für Abhilfe, sodass das Spiel mit 75-minütiger Verspätung beginnen konnte. Kaiserslauterns Trainer Wolfgang Wolf war dennoch verärgert.

"Spielverschiebung absolut unnötig"

"Man kommt nicht umhin, dem HSV einen Vorwurf zu machen. Der Schiedsrichter hat bereits um 10.30 Uhr auf die Missverhältnisse hingewiesen. Das Thema hätte schon im Laufe des Vormittags erledigt sein können", wetterte der Coach: "Daher war diese Spielverschiebung absolut unnötig." HSV-Teammanager Bernd Wehmeyer konterte: "Die Situation war für beide Mannschaften gleich."

Als der Ball dann rollte, versuchte die gegenüber der Niederlage in Bukarest auf drei Positionen veränderte Start-Elf der Hamburger von Beginn an, den Ton anzugeben. Nachdem die ersten Aktionen zunächst noch wenig zwingend waren, hatte Sergej Barbarez die ersten Großchance. Zunächst blockten Herve Lembi und Ingo Hertzsch einen Schuss des Bosniers mit vereinten Kräften ab, wobei Lembi von Wack unbemerkt die Hand zur Hilfe nahm (22.). Dann vergab Barbarez aus guter Position (32.).

Auch Raphael van der Vaart und Mehdi Mahdavikia mit einer Doppelchance (41.) sowie Thimothee Atouba (44.) gelang es nicht, den Ball an FCK-Schlussmann Florian Fromlowitz vorbei ins Tor zu schießen. Nach vorne zeigten die Lauterer selbst nur selten gelungene Bemühungen, so dass Sascha Kirschstein, der im HSV-Tor den Vorzug vor Stefan Wächter erhalten hatte, kaum in Bedrängnis kam.

Zehn Minuten nach dem Seitenwechsel konnten die Hamburger ihre Überlegenheit dann auch in Zählbares ummünzen. Der eingewechselte Lauth traf nach einer Ecke von Van der Vaart per Kopf. Unglücksrabe Schönheim sorgte mit seinem Eigentor dann für die Vorentscheidung zu Gunsten der Platzherren (61.). Beim HSV waren Atouba und David Jarolim die Besten. Im Lauterer Trikot wussten allenfalls Torhüter Fromlowitz und mit Abstrichen Abwehrchef Mathieu Beda zu überzeugen.

Drei Tage nach dem 0:1 bei US Palermo im UEFA-Cup feierten die "Königsblauen" mit dem 2:0 (0:0) gegen Eintracht Frankfurt ihren fünften Punktspielsieg hintereinander. Die beste Rückrundenmannschaft der Bundesliga, die unter dem neuen Trainer Mirko Slomka seit acht Spielen ungeschlagen ist, nimmt damit erstmals den Rang ein, der als Saisonziel vorgegeben war.

Der Däne Soeren Larsen nach dem 1:0 (Foto: Foto: AP)

Unter den Augen von Bundestrainer Jürgen Klinsmann, der am Sonntag aus Kalifornien angereist war, erzielten Sören Larsen in der 52. Minute und der eingewechselte Ebbe Sand in der Nachspielzeit die Schalker Treffer. Larsen verwertete eine Flanke von Rafinha per Kopf zu seinem achten Saisontreffer. Später legte der Angreifer auf seinen Landsmann Sand zum 2:0 auf. Damit nahmen die Gelsenkirchener erfolgreich Revanche für das 0:6-Debakel im DFB-Pokal am 25. Oktober 2005 bei der Eintracht. Für die Hessen wird die Situation nach nun fünf Spielen mit nur einem Zähler immer bedrohlicher, die Abstiegsränge rücken näher.

Funkel bleibt in Frankfurt

Vor 61.524 Zuschauern in der ausverkauften Veltins-Arena hatten die Schalker erneut ohne ihren Spielmacher Lincoln große Probleme, die kompakte Defensive der Gäste zu knacken. Trainer Slomka hatte nach der ersten Niederlage unter seiner Regie am Donnerstag auf Sizilien sein Mittelfeld umgekrempelt: für den in Palermo enttäuschenden Ebbe Sand durfte sich Mimoun Azaouagh auf der Lincoln-Position hinter den Sturmspitzen versuchen.

Dem Ex-Mainzer war die lange Verletzungspause trotz einiger guter Ansätze noch deutlich anzumerken. Zudem beorderte der Schalker Chef-Coach Zlatan Bajramovic auf die rechte Außenbahn und ließ Nationalspieler Fabian Ernst als Ersatz für den gesperrten Christian Poulsen in die zentrale defensive Rolle schlüpfen. In der ersten Halbzeit trugen die Umstellungen noch keine Früchte, die Ideen im Mittelfeld fehlten, um die kompakte Abwehr der Hessen auszuhebeln. Zu selten spielten die Schalker über die Flügel.

Zur Pause brachte Slomka in Gustavo Varela, der für Abwehrchef Marcelo Bordon kam, eine weitere Offensivkraft. Der Uruguayer führte sich gleich gut ein. Sein Doppelpass mit Rafinha leitete das Führungstor ein. Die genaue Flanke des Brasilianers nutzte Larsen zum 1:0. Die Frankfurter, bei denen Trainer Friedhelm Funkel am Freitag seinen Vertrag bis 2007 verlängert hatte, standen zwar in der Defensive gut, brachten nach vorne allerdings nur wenig zustande. Die beste Chance hatte Francisco Copado, der kurz nach der Pause aus spitzem Winkel an Schalke-Keeper Frank Rost scheiterte (48.).

Funkel musste auf den gesperrten Torjäger Ioannis Amanatidis die verletzten Jermaine Jones, Christoph Spycher und Markus Weissenberger sowie den erkrankten Christopher Reinhard verzichten. Bei Schalke fehlten neben dem gesperrten Poulsen und dem verletzten Licoln weiterhin Nationalstürmer Kevin Kuranyi und der Türke Hamit Altintop. Bei den Gastgebern verdienten sich Bajramovic und Torschütze Larsen die besten Noten. Bei Frankfurt gefielen Benjamin Köhler auf der linken Außenbahn sowie der Brasilianer Chris in der Innenverteidigung.

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