Sonntagsspiele der Fußball-Bundesliga:Mit Torwart Polter in die Krise

FC Augsburg - FSV Mainz

Da noch ein Stürmer: Sebastian Polter (vorne) holt erst einen Elfmeter für Mainz heraus, dann steht er plötzlich im Tor.

(Foto: dpa)

Weil Ersatztorwart Christian Wetklo vom FSV Mainz 05 die rote Karte sieht, muss Stürmer Sebastian Polter ins Tor. Der lässt sich nicht überwinden, dennoch gewinnt der FC Augsburg hochverdient. Im zweiten Sonntagsspiel feiert Werder Bremen durch ein spätes Tor von Santiago García erleichtert den zweiten Heimsieg der Saison.

Als es geschafft war, konnte Markus Weinzierl nicht mehr an sich halten. Wie ein Rumpelstilzchen hüpfte der Trainer des FC Augsburg an der Seitenlinie in die Höhe und stieß immer wieder die geballten Fäuste in die Luft. Der Trainer des FCA musste seine Erleichterung nach dem 2:1 (1:0) über Mainz 05 herausschreien.

Dieser vierte Saisonsieg "war unheimlich wichtig für meine Jungs", sagte Weinzierl, dessen Mannschaft mit nun 13 Punkten zu Mainz aufgeschlossen und Abstand zur Abstiegsregion gewonnen hat.

Der erste Erfolg seit sechs Ligaspielen war allerdings hart erarbeitet. Denn während auf Mainzer Seite Torjäger Nicolai Müller mit Sprunggelenksproblemen zunächst nur auf der Bank saß und von Sebastian Polter ersetzt wurde, gab es beim FCA gleich mehrere Rochaden auf dem Feld. So standen nach Gelbsperren die Außenverteidiger Paul Verhaegh und Matthias Ostrzolek in der Startelf, dazu rückte Ragnar Klavan nach Rotsperre zurück in die Innenverteidigung. Kevin Vogt ersetzte im Mittelfeld den gelbgesperrten Jan Moravek.

Die auffälligste Veränderung aber vollzog FCA-Trainer Weinzierl im Tor: Dort musste Alexander Manninger, der zuletzt etwas schwächelnde Held der vorigen Rückrunde, seinen Platz an den 26-jährigen Marwin Hitz abtreten. Sascha Mölders, der beim 1:2 vor einer Woche in Leverkusen eine Denkpause auf der Bank bekommen hatte, kehrte in die Sturmspitze zurück.

Bis zum Anpfiff hatten die Schwaben seit fünf Spielen nicht mehr gewonnen, mehr noch: Sie waren jedes Mal 1:0 in Führung gegangen und hatten am Ende doch keinen Erfolg. Entsprechend konzentriert begann der FCA: Schon in der 6. Minute servierte Tobias Werner Andre Hahn einen Freistoß vors Tor, doch der Rechtsaußen schaffte es, den Ball aus einem Meter über das Tor zu schaufeln. Wenig später versuchte Hahn es aus der Entfernung, doch auch dieser Schuss verfehlte das Ziel (11.).

Während der FCA geduldig sein Spiel aufzog und sich Torchancen erarbeitete, setzte Mainz auf Konterqualitäten: Tief in der eigenen Hälfte stehend, in der Defensive auf eine massive Fünferkette gestützt, begnügte sich die Mannschaft von Thomas Tuchel damit, hin und wieder an den Ball zu kommen. Dann aber ging es schnell vors Tor und endete im Idealfall bei Shinji Okazaki. Der Japaner hatte nach so einem Schnellangriff aus zehn Metern die große Chance zur Führung, doch Hitz parierte reaktionsschnell mit dem Fuß (21.).

In seinem dritten Anlauf aufs Tor machte es Hahn besser: Daniel Baier schickte den 23-Jährigen, der bis vor einem Jahr noch bei Kickers Offenbach in der dritten Liga gespielt hatte, mit einem langen Ball vor den Strafraum. Dort ließ Hahn den Mainzer Nikolce Noveski wie einen Passanten stehen und traf an Heinz Müller vorbei zum 1:0 (27.). Trotz des Rückstands änderte Mainz nichts an seiner abwartenden Taktik, allein Jaramillo Soto kam vor der Pause noch einmal zu einem etwas unbeholfenen Abschluss (42.). Auf der Gegenseite verpasste es Mölders aus wenigen Metern, die Führung auszubauen (44.).

Tuchel nutzte die Halbzeitpause für Nachbesserungen: Für Bo Svensson verstärkte Nicolai Müller die bislang mauen Offensivbemühungen der Mainzer, im Tor spielte nun Christian Wetklo für Müller, der mit Hüftproblemen in der Kabine blieb. Doch der FCA schaffte, was ihm in den vorangegangenen fünf Partien verwehrt geblieben war: Er baute seine Führung aus. Hahn war vor dem herauslaufenden Wetklo auf Strafraumhöhe nach außen ausgewichen, und als alle auf eine Hereingabe warteten, zirkelte er den Ball zum 2:0 ins Tor (49.). "So etwas darf einfach nicht passieren", kritisierte Wetklo - doch der Abend hielt noch weitere Überraschungen bereit.

Nach einem Trikotzupfer von Callsen-Bracker an Sebastian Polter kam Mainz durch Choupo-Moting auf 1:2 heran (59.). Als in der 88. Minute dann Wetklo nach einer Notbremse an Milik mit Rot vom Platz flog, stellte sich Polter ins Tor und parierte prompt den Freistoß von Baier. Am Ende, bemerkte der genervte Tuchel, "hat es heute einfach nicht gereicht. Glückwunsch Augsburg. Aus, fertig, Ende".

(Text: Kathrin Steinbichler)

Bremen besiegt Hannover durch spätes Tor

Die ersten zwei Tore in der Fremde erzielt, aber wieder keinen Punkt geholt: Hannover 96 bleibt durch das 2:3 (2:2) bei Werder Bremen die schlechteste Auswärtsmannschaft der Fußball-Bundesliga. Die ambitionierten Niedersachsen stecken damit zu Beginn ihrer norddeutschen Derby-Wochen tief im Mittelmaß und warten auch nach dem 26. Spiel im Weserstadion weiter auf ihren zweiten Sieg in Bremen.

Szabolcs Huszti (20./Foulelfmeter) und Hiroki Sakai (41.) trafen am Sonntag nach bislang vier Auswärtsniederlagen ohne eigenes Tor für Hannover. Aaron Hunt (25./Foulelfmeter), Cedrick Makiadi (39.) und Matchwinner Santiago Garcia (86.) mit seinem ersten Werder-Tor erzielten vor 40.435 Zuschauern die Tore zum zweiten Heim-Saisonsieg der Bremer.

Die Bremer überflügelten damit mit nun 15 Punkten als Tabellen-Achter den enttäuschten Gegner. Hannover ist mit 13 Zählern Elfter. Für die weiteren anstehenden Nord-Duelle gegen Erzrivale Eintracht Braunschweig am kommenden Freitag und nach der Länderspielpause beim Hamburger SV konnten die Niedersachsen kein Selbstvertrauen tanken.

Auf beiden Seiten herrschte Stürmernot. Werder-Coach Robin Dutt wählte dennoch eine offensive Ausrichtung und beorderte die Mittelfeldakteure Zlatko Junuzovic und Eljero Elia in die Spitze. Hunt agierte zentral dahinter als Frontmann der einst klassischen Werder-Raute. Bei Hannover sollte Artur Sobiech die Personalmisere vorne beheben - nach nur einer halben Stunde musste aber auch er wegen Achillessehne-Problemen raus. 96-Coach Mirko Slomka brachte Deniz Kadah, der beim 9:2 im Duell beider Reserveteams kürzlich viermal getroffen hatte - im Bundesliga-Vergleich klappte das nicht.

Werder tat deutlich mehr für das Spiel und musste dennoch einen Rückstand verkraften. Huszti wurde von Clemens Fritz gefoult und verwandelte den fälligen Strafstoß sicher - es war der 200. Elfmeter in der Bundesliga gegen Werder, zum 150. Mal ging der Ball ins Tor. Fünf Minuten später nutzte Elia ein unbedachtes Tackling von Salif Sané zu einem Faller - Referee Thorsten Kinhöfer wertete dies als Strafstoß, den Hunt zu seinem ersten Saisontor verwandelte. Sané sah seine fünfte Gelbe Karte und fehlt gegen Braunschweig.

Bremens Makiadi stand nach einem Junuzovic-Schuss so nah am Tor, dass er bei seinem ersten Treffer für Werder nicht mehr vorbei zielen konnte. Das schöne Gefühl der Führung währte in einem nun munteren Spiel ganze zwei Minuten, dann zog Sakai aus rund 25 Metern ab - wie ein Strich pfiff der Ball über den verdutzten Mielitz in die Maschen.

Auch im zweiten Abschnitt war Werder die aktivere Mannschaft. Makiadi bot sich einen hervorragende Chance, doch der Ball ging über das Tor. Gegen Hunt (73.) parierte 96-Schlussmann Ron-Robert Zieler aufmerksam. Bei Werder feierte der 18-jährige Davie Silke sein Bundesliga-Debüt - als mögliche Sturmalternative für kommende Tage. Für Hannover ging das Verletzungspech weiter. Andre Hoffmann musste mit Verdacht auf Gehirnerschütterung raus. Und der nächste Nackenschlag kam kurz vor Schluss, als García den Ball aus kurzer Distanz zum Werder-Sieg über die Linie bugsierte.

(Text: dpa)

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