Süddeutsche Zeitung

Sonntagsspiele der Bundesliga:Gladbach tastet sich heran, Frankfurt taumelt

Wichtiger Sieg im Mittelmaß-Duell: Mönchengladbach gewinnt 1:0 gegen Hannover und schiebt sich in der Tabelle wieder in Richtung Europapokal-Plätze. Frankfurt erlebt beim 1:2 gegen Stuttgart die nächste Enttäuschung. Trotz zwischenzeitlicher Führung agieren die Hessen zu unsicher.

Es war ein Spiel zweier Teams im Niemandsland. Neunter gegen Zehnter, das sind die Begegnungen, auf die in der Bundesliga niemand so richtig gespannt wartet. Doch das wird Borussia Mönchengladbach letztlich egal sein, denn die Niederrheiner durften sich am Ende über einen knappen Sieg freuen. Die Borussia kann nach einem verdienten Erfolg über Hannover 96 wieder auf den Qualifikationsrang zur Champions League schielen. Die Elf von Trainer Lucien Favre setzte sich am Sonntagabend mit 1:0 (1:0) durch und kletterten in der Tabelle auf den siebten Rang - zur viertplatzierten Frankfurter Eintracht fehlt dem Team von Trainer Lucien Favre nur noch ein Punkt.

Luuk de Jong erzielte vor 46.173 Zuschauern das Tor des Abends (36. Minute). Die "Fohlen" bleiben daheim eine Klasse für sich: Durch den Erfolg gegen den direkten Konkurrenten ist die Borussia seit neun Pflichtspielen vor heimischen Rängen unbesiegt. Hannovers kassierte in seinen Ambitionen auf eine erneute Teilnahme in der Europa League dagegen einen Dämpfer. Die ersatzgeschwächten Niedersachsen bleiben im Klassement auf dem zehnten Platz. In der 86. Minute sah Hannovers Sergio da Silva Pinto nach einer provozierenden Geste gegen Schiedsrichter Manuel Gräfe seine zweite Gelbe Karte und musste vorzeitig vom Feld.

Ein fußballerisches Großspektakel war das Duell der jüngst in der Europa League ausgeschiedenen Teams nicht. Das lag vor allem an den sehr defensiv ausgerichteten Niedersachsen, die als schlechtestes Auswärtsteam nun seit elf Partien in der Fremde auf einen Sieg warten. Dicht gestaffelt schienen die Gäste vor allem allem Konter zu lauern, strahlten dabei aber kaum Gefahr aus. Mönchengladbach war in erster Linie über die rechte Seite engagiert, aber selten zwingend. Nach einer guten halben Stunde belohnten sich die Gastgeber für ihr Bemühen, Ausgangspunkt des Führungstreffer war der mal wieder auffälligste Gladbacher Patrick Herrmann.

Mit dem Außenrist chippte der Mittelfeld-Flitzer den Ball an vier Hannoveranern vorbei in den Strafraum, de Jong war zur Stelle und bezwang Schlussmann Ron-Robert Zieler. Der Niederländer durfte über sein fünftes Saisontor jubeln. "Wir haben den Ball eigentlich sicher und attackieren nicht", schimpfte Hannovers Geschäftsführer Jörg Schmadtke in der Halbzeit ins Sky-Mikrofon. Mit dem abwartenden und wenig offensiven Auftreten seiner Spieler war er nicht einverstanden. "Mir fehlt die letzte Überzeugung", analysierte Schmadtke.

Dabei hätte Sebastien Pocognoli kurz vor dem Seitenwechsel die Stimmung des Managers aufhellen können, sein Fernschuss landete aber auf der Querlatte (45.). Mirko Slomka war nicht zu beneiden: Gleich neun Spieler fehlten dem 96-Coach, deshalb musste er auch gezwungenermaßen auf dieselbe Aufstellung wie beim 0:0 zuletzt gegen Frankfurt zurückgreifen. Das war der einzige nennenswerte Angriff der Gäste im ersten Durchgang, bei dem Gladbachs Schlussmann Marc-André ter Stegen vor Schwierigkeiten gestellt wurde. Das Match war auch ein Duell zwischen den beiden DFB-Nachwuchskräften im Tor.

Derzeit hat Zieler im Kampf um die Nummer drei hinter dem Top-Duo Manuel Neuer und René Adler "die Nasenspitze vorne", wie Bundestrainer Joachim Löw findet. Zieler wurde für die beiden Spiele gegen Kasachstan in den Kader berufen. Beim 0:1 war der 24-Jährige kurz weggerutscht und chancenlos, doch schon davor hatte er gegen de Jong (20.) und bei einem Schuss von Thorben Marx (27.) die Oberhand behalten. Nach dem Seitenwechsel hätte Herrmann für die Vorentscheidung sorgen können, schlenzte den Ball aber freistehend am Tor vorbei (55.).

So kann es gehen, wenn irgendwie alles anders kommt, als es vorher zu erwarten war. Der VfB Stuttgart hat einen großen Schritt aus seiner Krise gemacht, Eintracht Frankfurt dagegen muss womöglich noch länger auf das ersehnte Signal seines Trainers Armin Veh warten. Der Aufsteiger verlor am Sonntag gegen die bislang schlechteste Rückrunden-Mannschaft der Bundesliga mit 1:2 (1:0) und verpasste dadurch erneut die wichtige Marke von 40 Punkten, an der Veh sich endlich erklären will: Verlängert er seinen auslaufenden Vertrag in Frankfurt oder wechselt er, worauf immer mehr Anzeichen hindeuten, nach dieser Saison zu Schalke 04?

Immerhin steht die Eintracht trotz der Niederlage wieder auf einem Champions-League-Platz und beendete durch Stefan Aigners Führungstor (16.) auch ihre lange Torflaute von am Ende 520 Minuten - aber ob das die Hessen trösten wird? Der VfB drehte die Parte vor 50.600 Zuschauern in der zweiten Halbzeit durch einen Foulelfmeter von Vedad Ibisevic (49.) und ein Kopfballtor von Georg Niedermeier (71.). Drei Tage nach dem Europa-League-Aus bei Lazio Rom haben die Stuttgarter nun wenigstens in der Bundesliga wieder beruhigende acht Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz.

"Für uns war das ein sehr, sehr wichtiger Sieg. Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen, dass sie es wieder geschafft hat, sich kurz zu schütteln. Die Mannschaft hat sich endlich belohnt," sagte VfB-Coach Bruno Labbadia. Sein Kollege Veh haderte dagegen mit dem Elfmeter gegen seine Elf: "Da muss man nicht unbedingt grätschen, aber es war ein Elfmeter. (...) Durch eine Standardsituation zu verlieren, ist bitter. Aber ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen."

Unmittelbar vor dem Anpfiff hatte es wie schon in den vergangenen Tagen (fast) nur ein Thema gegeben: die Zukunft von Veh. Sowohl der Eintracht-Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen als auch Veh äußerten sich zurückhaltend. "Ich bin hier bei Eintracht Frankfurt Trainer und das ist jetzt primär das Wichtigste", sagte Veh im TV-Sender Sky. Die Frankfurter Verantwortlichen um Bruchhagen und Hübner dementieren, dass der Wechsel bereits feststeht und sehen trotz aller Diskussionen immer noch eine Chance, dass Veh bleibt. Bruchhagen rechnet allerdings nicht mit einer Erklärung Vehs schon an diesem Montag.

"Es ist sein gutes Recht, so zu entscheiden, wie er es für richtig hält. Ich glaube aber, dass die persönliche Entscheidung von ihm noch nicht gefallen ist", sagte er Liga total. Auf die Mannschaft schien sich die Unruhe anfangs nicht zu übertragen. Im Duell der Kriselnden waren die Gastgeber in den ersten 45 Minuten das aktivere und zielstrebigere Team und gingen auch verdient in Führung. Nach dem Wechsel aber gerieten die Hessen aus dem Konzept. Der VfB nutzte seine wenigen Chancen effizient und erarbeitete sich mit etwas Glück den wichtigen Sieg im Abstiegskampf.

Obwohl Veh wieder alle Profis zur Verfügung standen, kehrte er nicht zum Erfolgssystem 4-2-3-1 der Hinrunde zurück. Der Stuttgarter Meistertrainer von 2007 spielte weiter im 4-4-2 ohne gelernten Stürmer. Vorne vertraute er den Mittelfeldspielern Takashi Inui und Aigner. Der 25-Jährige beendete dann auch die Torflaute der Hessen, als er nach perfektem Zuspiel von Pirmin Schwegler zu seinem achten Saisontor einschob.

Die Schwaben dagegen enttäuschten nach dem schwachen Europa-League-Auftritt anfangs auch im Liga-Alltag. Umso überraschender der Start in die zweite Hälfte. Der etatmäßige Linksverteidiger Arthur Boka, von Trainer Bruno Labbadia im defensiven Mittelfeld aufgeboten, wurde von Schwegler im Strafraum gefoult. Den Elfmeter nutzte Ibisevic zu seinem 12. Saisontreffer. Nach dem 1:1 wurde das Spiel deutlich besser. Beide Mannschaften schienen sich mit dem Remis nicht zufriedengeben zu wollen.

Der VfB war jetzt engagierter und konzentrierter. Nach einer Flanke des eingewechselten Alexandru Maxim traf Niedermeier aus sechs Metern per Kopf. In einer hektischen Schlussphase verteidigten die Gäste die Führung. Auch weil Schiedsrichter Peter Sippel nach einem Zusammenprall zwischen Stuttgarts Torwart Sven Ulreich und Srdjan Lakic nicht auf Elfmeter entschied (85.).

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1626963
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/sid/dpa/jbe
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.