Sonntagsspiele der Bundesliga:Fünf Watschn für chancenlosen "Club"

1. FC Nürnberg - Hamburger SV

Frust und Jubel: Der HSV freute sich in Nürnberg über fünf Treffer.

(Foto: dpa)

Der 1. FC Nürnberg erlebt beim 0:5 gegen den HSV einen schlimmen Nachmittag. Während bei den Franken alles misslingt, freut sich Hamburgs neuer Trainer van Marwijk über seinen ersten Erfolg - einem Stürmer gelingen drei Treffer. Freiburg ärgert sich beim 1:1 gegen Frankfurt über zu viele vergebene Chancen.

Michael Wiesinger hatte die Rufe vernommen. Nach dem 0:2 waren es noch leise Pfiffe, die durchs Frankenstadion hallten, nach dem 0:3 laute - nach dem 0:4 waren es "Wiesinger-raus"-Rufe. "Das geht einem nahe. Aber ich weiß, wie der Club tickt, natürlich weiß ich das", sagte Wiesinger - der Trainer hat ja schon als Spieler hier lange gewirkt. "Aber ich stehe in der Verantwortung und da ist es irgendwo mein Job, das auszuhalten."

Die Enttäuschung nach dem 0:5 gegen den Hamburger SV war besonders groß, weil sich der Tabellen-Sechzehnte angekündigt hatte, ein Nachbar im Abstiegskampf, und weil Wiesinger seine sieglose Elf daher auf Offensive getrimmt hatte. "Wir haben versucht, einen Aufbruch zu erzeugen, das ist völlig in die andere Richtung gegangen. Für uns ist das eine brutale Niederlage, auch emotional," sagte er nach dem Abpfiff.

Für Wiesinger wird es nun eng, zumal der Auftritt wenig Positives zu erkennen gab. Trotz offensiver Aufstellung hatten die Nürnberger schon in der ersten Hälfte - mit Drmic als zweitem Angreifer neben Pekhart - kaum Torgelegenheiten; Kiyotake als Ideengeber im Mittelfeld sucht noch immer seine Form aus der vergangenen Saison. Pech war es zweifelsohne, dass der Club just in diesem wichtigen Spiel auf einen Sechzehnten traf, der weitaus besser war als ein Sechzehnter.

Unter seinem neuen Trainer Bert van Marwijk machte der Hamburger SV ein taktisch diszipliniertes Spiel, zeigte sich schon stark auf Kurz- und Flachpassspiel getrimmt und hatte das auch individuelle Können auf seiner Seite. Nach einem missglückten Start zurück ins Spiel zu kommen, wie es dem 1. FCN zuletzt mehrfach gelang, erlaubten diese Hamburger den Nürnbergern nicht. "Das war heute kein Gegner, der uns am Leben gehalten hat", stellte Wiesinger fest, "der HSV hat uns gnadenlos kaputt gemacht."

Dazu trug vor allem Pierre-Michel Lasogga mit einem Hattrick binnen acht Minuten bei, was ihm die Nürnberger ermöglichten. Zitat Wiesinger: "Beim 0:2 Fehlpass, Konter; beim 0:3 Zuordnung nicht gepasst, darf nicht passieren" - und das 0:4 "hergeschenkt". Dass er den schnellsten Auswärts-Hattrick der Bundesliga-Historie so einfach erzielen durfte, wird auch Lasogga erstaunt haben: "Ein 5:0 auswärts ist mir in der Liga noch nie passiert. Das Schöne ist, dass wir als Mannschaft auch schön Fußball gespielt haben", stellte er fest, "heute hat's richtig Spaß gemacht."

Für Schönheit und Spaß hatte insbesondere der ebenfalls überragende Rafael van der Vaart gesorgt - mit seinem 1:0 und einem präzisen Pass auf Lasogga zum 2:0. Nach einem Eckstoß und Per Nilssons haarsträubendem Fehlpass in die Beine von Lasogga legte der Angreifer zweimal nach und vollendete seinen Hattrick. "Wenn du nicht weißt, wohin mit dem Ball, dann rein in die Kiste", dachte sich kurz danach wohl auch Tolgay Arslan. Als Club-Torwart Raphael Schäfer außerhalb seines Strafraums klären wollte, wurde er von Arslan per Heber ins leere Tor überwunden (0:5).

Es war die höchste Heimniederlage für Nürnberg seit Oktober 1998 (1:5 gegen 1860 München). "Mir fehlen die Wort für diese Leistung", klagte Drmic, "es kann so nicht weitergehen. Jetzt kann man viele Fragen stellen, warum, wieso, weshalb, aber jeder muss sich an die eigene Nase fassen." Durch die Länderspielpause, die zahlreiche Absenzen beim Club bedeutet, wird eine Aufarbeitung noch schwerer. "Das ist ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, mit so einem Brett in diese Phase zu gehen", sagte Wiesinger. "Fakt ist, dass der komplette Kader erst wieder nächste Woche Donnerstag da ist, das ist nicht optimal."

Ob Wiesinger dann noch da ist, ist eine Frage, die im Umfeld des Vereins naturgemäß diskutiert wird. Der Trainer hatte nach dem Spiel noch nicht mit Sportvorstand Martin Bader gesprochen. "Wir tauschen uns nach dem Spiel nie aus, so lange man noch unter dem ersten Eindruck steht", sagte Wiesinger, "übrigens auch nicht nach Siegen." Und bis er weiß, wie es weitergeht, so lange mache er "die Dinge, die ich beeinflussen kann".

Die Hamburger waren so sehr fixiert auf diesen Erfolg, dass nicht einmal Platz für die nach solchen Spielen üblichen Mutmachworte blieben. Van Marwijks Analyse war so gnadenlos wie die Konsequenz seiner Mannschaft. "Ich habe der Mannschaft gleich in der Halbzeit gesagt, dass wir hier 2:0, 3:0 gewinnen können, wenn wir die Fehlpässe abstellen, aber wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen." Lassogga riskierte insofern den Unmut des Trainers, als er sagte: "Ich glaube, dass unser System jetzt funktioniert." So weit, sagt van Marwijk, ist es nicht. Für ein 5:0 hat es gereicht.

(Text: Markus Schäflein, SZ vom 7.10.2013)

Freiburg vergibt zu viele Chancen

Joker Nicolas Höfler hat den SC Freiburg vor dem letzten Tabellenplatz in der Bundesliga bewahrt und einen Sieg von Eintracht Frankfurt im 1500. Spiel der Hessen verhindert. Der Angreifer erzielte am Sonntag vier Minuten vor dem Ende den Treffer zum hochverdienten 1:1 (0:0)-Endstand gegen Eintracht Frankfurt. Zuvor hatte ein Eigentor von Christian Günter (64.) die Mannschaft von Trainer Christian Streich in Rückstand gebracht. Die lange Zeit tonangebenden Freiburger bleiben nach Abschluss des 8. Spieltags damit Vorletzter mit vier Punkten - allerdings weiterhin ohne Sieg.

SC Freiburg -  Eintracht Frankfurt

Am Ende wurde es sogar noch stressig: Freiburg und Frankfurt trennten sich 1:1.

(Foto: dpa)

Die Eintracht, bei der in der hektischen Schlussphase der Ex-Freiburger Johannes Flum die Gelb-Rote Karte sah, verpasste ihren 555. Bundesligasieg und bleibt 13. Nur drei Tage nach ihren gegensätzlichen Europa-League-Auftritten zeichnete sich in den ersten Minuten die Fortsetzung Frankfurter Fußball-Laune ab. Bei Freiburg herrschte vor 23 300 Zuschauern im heimischen Stadion zunächst Verunsicherung. Die Breisgauer, die beim FC Sevilla 0:2 verloren hatten, ließen die spielfreudigen Gäste machen, was sie wollten. Allerdings konnten die Hessen das nach ihrem 3:0 bei Apoel Nikosia erstmal nicht nutzen.

Frankfurts Sturmspitze Vaclav Kadlec tankte sich durch die unsortierte SC-Abwehrreihe, scheiterte nach nicht mal 90 Sekunden aber an Freiburgs Keeper Oliver Baumann. Bei Kadlec's zweiter Chance (10.) hatten die Frankfurter zuvor zügig durchs Mittelfeld kombiniert. Dass der Sportclub anfangs nicht in Rückstand geriet, hatten er seinem 23 Jahre alten Schlussmann zu verdanken: Baumann klärte auch einen Versuch von Constant Djakpa aus spitzem Winkel.

All das überstanden, befreiten sich die Gastgeber gegen die Mannschaft von Trainer Armin Veh allmählich. Was auf der einen Seite aber Kadlec war, war auf der anderen Francis Coquelin. Nach einem ersten Schuss übers Tor (6.) konnte er auch seine weiteren Versuche (24./27.) nicht im Frankfurter Kasten unterbringen. Beide Mal hatte der auf rechts sehr agile Jonathan Schmid die Vorarbeit geleistet. Mit einem Kopfball scheiterte dann auch noch Oliver Sorg (30.).

Längst boten die anfangs gnadenlos unterlegenen Freiburger, die Coach Christian Streich auf fünf Positionen verändert hatte, den Frankfurtern Paroli. Und engagiert gingen die Freiburger auch nach dem Seitenwechsel die zweite Hälfte an. In der 58. Minute leitete Coquelin einen schönen Spielzug ein, bei dessen Abschluss Sebastian Freis aber das Tor aus 20 Metern verfehlte. 180 Sekunden später parierte Eintracht-Keeper Kevin Trapp den zweiten Freis-Versuch. Die SC-Profis hatten mehr Spielanteile und gewannen mehr Zweikämpfe als die Frankfurter, bei denen nur wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff der angeschlagene Sebastian Rode angeschlagen vom Platz musste.

Für ihn schickte Veh den Ex-Freiburger Johannes Flum in die Partie. Ein aktueller Freiburger sorgte danach aber unfreiwillig für die Entscheidung. Djakpa flankte von der linken Seite, Baumann lenkte den Ball nach vorne ab, wo er Günter gegen das Knie prallte und von dort im Freiburger Tor landete. Die Freiburger schüttelten sich kurz durch und versuchten, wieder die Initiative zu übernehmen. Und nachdem Höfler zwei Minuten nach seiner Einwechslung in der 73. Minute noch gescheitert war, sorgte er dann noch für den hochverdienten Ausgleich.

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