Sonntagspiele der Fußball-Bundesliga:Dortmund dankt Jonas Hofmann

175657211

Tor zum 1:0 - Jonas Hofmann (links).

(Foto: AFP)

Beim Startelf-Debüt von Zugang Henrikh Mkhitaryan tut sich der BVB gegen Eintracht Braunschweig schwer - erst der eingewechselte Jonas Hofmann sorgt für die entscheidenden Aktionen. Im zweiten Sonntagspiel haben Nürnberg und Hertha BSC beide Grund zum Ärgern.

Erst die Joker Jonas Hofmann und Marco Reus haben Borussia Dortmund vor einer ernüchternden Heimpremiere bewahrt. Mit einem 2:1 (0:0) durch Treffer des 21-jährigen Hofmann in der 75. Minute und Nationalspieler Reus (86./Foulelfmeter) gegen den stets kämpfenden Aufsteiger Eintracht Braunschweig hat der deutsche Vizemeister die Tabellenführung der Fußball-Bundesliga erobert. Der Anschlusstreffer von Kevin Kratz (89.) kam zu spät.

Der BVB feierte zwar im zweiten Spiel den zweiten Sieg, erfüllte aber die hohen Erwartungen nach dem spektakulären Auftakt in Augsburg (4:0) nicht. "Ich sollte einfach wie im Training Gas geben und Spaß haben", sagte Matchwinner Hofmann. "Wir können viel besser spielen, keine Frage", erklärte Trainer Jürgen Klopp, "aber an so einem Tag muss man bereit sein zu arbeiten."

Klopp hatte vor 80.200 Zuschauern überraschend sämtliche drei insgesamt 50 Millionen Euro teuren Zugänge aufs Feld geschickt. Henrich Mchitarjan, der zuvor vier Wochen wegen eines Teilrisses der Syndesmose pausieren musste, rückte für Reus in die Startformation, für Neven Subotic der Grieche Sokratis in die Vierer-Abwehrkette. Im Aufgebot fehlte Nationalspieler Ilkay Gündogan (Stauchung der Wirbelsäule). Die Niedersachsen mussten weiter auf ihren Torjäger Domi Kumbela und auch Deniz Dogan verzichten.

Die BVB-Offensive sah sich von Beginn an einer dichte Abwehrkette der Eintracht gegenüber. Dennoch besaßen die Gäste nach nur 90 Sekunden die erste Chance des Spiels durch Dennis Kruppke. Doch im Anschluss sahen die 7000 Fans aus Braunschweig One-Way-Fußball auf das Tor ihrer Mannschaft. Mchitarjan deutete seine Qualitäten bereits in der Anfangsphase an, fand dank seiner exzellenten Technik auch auf engstem Raum stets Lösungen, seine Schussversuchen fanden jedoch noch nicht ihr Ziel.

Braunschweig kompensierte spielerischen Defizite mit seiner takischen Disziplin und unbändigem Engagement, große Torchancen des BVB blieben somit in der ersten Halbzeit Mangelware, was aber auch am teilweise unpräzisen Passspiel lag. Es lief nicht rund beim Champions-League-Finalisten, der sich in den ersten 45 Minuten keine hochkarätige Möglichkeit erspielen konnte und lediglich bei Standardsituationen für Gefahr sorgte. Erst nach dem Wechsel erhöhte sich der Druck. Sven Bender, Nuri Sahin und Robert Lewandowski hatten Pech mit ihren Distanzschüssen.

In der Schlussphase stand Braunschweigs Torhüter Daniel Davari verstärkt im Mittelpunkt, als sich die Borussen Chancen in Serie erspielten - aber zunächst ungenutzt ließen, bis Hofamnn mit einem Flaschuss aus spitzem Winkel traf. Der 21-Jährige holte auch den Elfmeter raus. Beim BVB vermochten besonders Mats Hummels und Hofmann zu gefallen. Die Braunschweiger hatten in Torhüter Davari und Marcel Correira ihre besten Kräfte.

(Text: sid)

Nürnberg - Hertha BSC 2:2

Die wie immer zahlreichen japanischen Journalisten hatten eine prima Geschichte für die Heimat: Schließlich hatte Hiroshi Kiyotake kurz vor Schluss den Freistoß zum 2:2-Endstand zwischen seinem 1. FC Nürnberg und Hertha BSC Berlin so schön ins Tor gezwirbelt (89.), dass sich der Besuch mal wieder gelohnt hatte. Sollten Schweizer Journalisten dabei gewesen sein, werden sie sich eher auf die Geschichte von Josip Drmic konzentrieren; der vom FC Zürich zum Club gekommene Offensivspieler hatte das erste Tor der Nürnberger erzielt (40.). Die fränkische Presse hingegen wollte sich nach dem Spiel vorrangig Guido Winkmann widmen. Das war der Schiedsrichter - und wenn der Schiedsrichter im Mittelpunkt steht, hat das bekanntlich nichts Gutes zu bedeuten.

1. FC Nuernberg v Hertha BSC - Bundesliga

Wichtiges Tor von Hiroshi Kiyotake.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

"Klar ist man frustriert und klar fällt einem der Kopf runter nach so einer Fehlentscheidung", kommentierte Drmic den Strafstoß zum 1:2 (78.) nach einem Zweikampf zwischen Nürnbergs Linksverteidiger Javier Pinola und Hertha-Stürmer Alexander Baumjohann, und Nürnbergs Trainer Michael Wiesinger meinte: "Die gelben Karten sind mir nicht gleichmäßig genug verteilt gewesen, wir sagen auch, es war kein Elfmeter - und bei einer Minute Nachspielzeit habe ich mich auch gewundert, weil ich das Gefühl hatte, dass die zweite Halbzeit des öfteren unterbrochen war."

Jos Luhukay, Übungsleiter von Hertha BSC, fand den von Ronny verwandelten Strafstoß hingegen von Baumjohann "gut forciert" und bemängelte stattdessen eine Fehlentscheidung beim Freistoß zum 2:2 - und überhaupt hört man selten so gegensätzliche Trainereinschätzungen wie diesmal. Wiesinger fand den Ausgleich "hoch verdient" und "alles andere als ein Remis schwer zu verstehen". Nach eigenen Angaben hatte er bis zu dem Elfmeter "nie das Gefühl, dass wir das Spiel noch weggeben".

Irgendwie konnte man - angesichts kaum einer Nürnberger Torchance in der zweiten Hälfte und des phasenweise sehenswerten Wirbels der Hertha-Offensive - Luhukay leichter folgen. "In der zweiten Halbzeit waren wir hoch überlegen, hatten Nürnberg voll im Griff und waren permanent dran, hier zu gewinnen", meinte der frühere Augsburger.

Mit Allagui, Ben-Hatira, Baumjohann und Ramos hatte Luhukay eine Offensivabteilung aufgeboten, die durch großes Inividualkönnen auffiel und sehr variabel agierte, allerdings nur phasenweise zu glänzen vermochte. 56 Prozent der Zweikämpfe verzeichnete Nürnberg am Ende als gewonnen. Wenn den Berlinern ihre Angriffszüge gelangen, sahen sie jedoch leichtfüßig aus wie beim Heim-6:1 am ersten Spieltag gegen Eintracht Frankfurt. Nach der Pause spielten sie die Nürnberger eine Zeit lang schwindelig - so kam es zum 1:1 durch Allagui, als Dabanli den Schuss abfälschte.

Nach dem Ausgleich brachte die Hertha in Wagner und Ronny zwei frische Stürmer, für Allagui und Innenverteidiger Christoph Janker; letztlich war der Strafstoß auch Konsequenz Berliner Siegeswillens. Der Club hatte da nichts entgegenzusetzen gehabt. "Wie bei der Pokalniederlage waren wir auch heute wieder nach der Führung zu passiv auf dem Feld", stellte Drmic fest, "wir waren mit dem 1:0 zufrieden. Das darf nicht sein."

Während Luhukay immerhin feststellte, seine Mannschaft könne "in der Bundesliga mithalten und ein gutes Bild abgeben", waren die Nürnberger vorrangig mit dem Resultat zufrieden - dem zweiten Remis im zweiten Saisonspiel. "Im Endeffekt können wir wieder froh sein, dass wir einen Punkt haben", stellte Ginczek fest. "Wie letzte Woche ging es hier wieder hin und her." Am Samstag im Auswärtsspiel beim FC Bayern würde er beide Sätze sicherlich gerne wieder sagen. Ginczek nutzte auch ein altes Stilmittel und baute Selbstkritik in die Schiri-Schelte mit ein: "Wir haben uns durch die Fehlentscheidungen aus dem Konzept bringen lassen und haben zu viel gehadert." Besten Dank für die Erinnerung: Auch an diesem ungewöhnlichen Nachmittag lagen viele Wahrheiten mal wieder irgendwo in der Mitte.

(Text: Markus Schäflein)

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: