Sommerspiele 2024:Obama könnte Los Angeles Olympia verdorben haben

Obama uses body English at Mid-Pacific Country Club in Kailua during Hawaiian holiday vacation

Beschlüsse des IOC seien "ein wenig frisiert", sagt US-Präsident Barack Obama

(Foto: Reuters)

Für die Sommerspiele 2024 gibt es nur zwei ernst zu nehmende Kandidaten: Los Angeles und Paris. Der US-Präsident hat die Wahl mit einer Spitze gegen das IOC vermutlich schon jetzt beeinflusst.

Kommentar von Thomas Kistner

Thomas Bach hat am Sonntag Paris verlassen, zum Abschied vom Sommerspiel-Bewerber hinterließ er den Satz, den er jedem Olympia-Kandidaten hinterlässt: Paris sei ein "starker Kandidat". Was man so sagt als IOC-Präsident. Dass man den Franzosen wohl trotzdem schon gratulieren darf zu den Spielen 2024, viele Monate, bevor das Internationale Olympische Komitee den Zuschlag erteilt, liegt auch an einer Aussage, die Barack Obama nun im New York Magazine tat. Beschlüsse des IOC seien vergleichbar mit denen der Fifa, sagte er da - "ein wenig frisiert".

Ein Nebensatz nur, aber wahr und brisant: Die Fifa, welche von der US-Justiz via FBI seit Längerem aufgemischt wird, und das IOC sind Institutionen mit vergleichbar dubiosen Wahlprozessen. Chicagos Bewerbung für die Spiele 2016, die Obama präsentieren half, ging 2009 in Kopenhagen unter, es gewann Rio de Janeiro. Obama verwies nun explizit darauf, dass die Stadt trotz Topbewertung als Erster rausflog. Sechs Jahre danach hat der Präsident klare Erinnerungen.

Obamas Spitze gegen das IOC hat wohl Folgen

Was das mit Paris zu tun hat? Nun, für 2024 stehen nur zwei Rivalen im Ring, die Stadt an der Seine - und Los Angeles. Mitbewerber Budapest ist chancenlos, und in Rom hat Bürgermeisterin Virginia Raggi die Kandidatur kassiert. Paris also oder L. A. - das ist die Frage. Besser: Das war sie bisher, Obama aber schießt nun diesen Funken ins Stroh der globalen Sportpolitik. Dorthin, wo das Gros der Funktionäre begierig jedes Argument aufsaugt, das einen in Sportkreisen tief wurzelnden Antiamerikanismus befeuert. Und wo seit Dekaden kein Platz für profilierte US-Funktionäre ist: nicht in der Fifa (wo stattdessen der korrupte New Yorker Chuck Blazer wirkte), und nicht im IOC, dessen Mitgliedern unvergessen ist, wie 2000 ihr Boss, der Spanier Juan Antonio Samaranch, wegen der Salt-Lake-City-Affäre auf den Capitol Hill zitiert wurde. Zum Kotau vor dem Senat.

Amerika, das gern neokolonialistischer Tendenzen bezichtigt wird, hat fast keinen Rückhalt bei den Sportführern in Afrika, Asien oder Lateinamerika. Und auch kaum in Europa, dessen Funktionäre ja am besten wissen, dass Wahlen im Sport nicht über politische Integrität entschieden werden.

Die USA und ihre Justiz bedrohen solche Geflechte wie keine andere Ermittlungsinstanz. Amerikas Boden ist instabil aus Sicht der angeknockten Weltverbände. Vor Chicagos Erstrunden-K.-o. war schon New York früh gescheitert. Etwas Hoffnung hätte sich L. A. machen dürfen: Das IOC sollte die Zurückweisung nicht übertreiben, viele Geldgeber aus Sponsor- und TV-Industrie sitzen in den USA. So kommt Obamas Spitze zum korrupten Olymp zur rechten Zeit - für alle, die sich eh gerade fragten, wie man Amerika diesmal abwimmeln könnte.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: