Sommermärchen 2006:Rothmund ist ein Förderer des aktuellen DFB-Bosses Reinhard Grindel

Doch der Verfasser des Stimmkauf-Dokumentes will Rothmund nicht gewesen sein. Auf Rückfragen zu damaligen Kenntnissen über den Vorgang und den Verfasser antwortet er nicht. Schmidts Anwalt Tilman Reichling wiederum betont auf Anfrage zum Thema, dass sein Mandant nicht der Verfasser der Notiz sei. "Herr Schmidt hat an die Umstände ihrer Erstellung und die anschließende Kommunikation im Jahr 2015 keine konkrete Erinnerung", sagt er. Rothmund sei in den gesamten Sachverhalt zu keinem Zeitpunkt eingebunden gewesen. Auch deshalb komme der Notiz für das Ermittlungsverfahren der Frankfurter Staatsanwaltschaft sowie das Verfahren der Schweizer Bundesanwaltschaft keine Bedeutung zu. "Die Spekulationen über einen angeblichen Kauf der WM 2006 sind ein Herbstmärchen aus dem Oktober 2015."

Trotzdem ergibt sich aus der Notiz nun eine spannende Konstellation. Entweder sind die Hinweise der Staatsanwaltschaft dazu richtig - und sie stammt von Rothmund. Dann fragt sich, warum und in welchem Kontext er ein Dokument verfasst hat, in dem ein Stimmenkauf bei der WM als Fakt bezeichnet wird - und warum er das heute so vehement abstreitet, obwohl die Notiz in seinem Namen kursierte.

Oder Rothmund war, wie er nun felsenfest beteuert, tatsächlich nicht der Verfasser. Dann fragt sich, welche andere Person das war, wie sie in die Sache involviert war und warum sie über eine Assistentin des Niedersachsen-Verbands Schmidt eine Notiz mit so brisantem Inhalt übermittelte. Und zu welchem Zweck diese Person ein Täuschungsmanöver vollzog: Indem sie es so aussehen ließ, als käme die Notiz von Rothmund selbst.

Insofern dürfte den DFB die Sache noch beschäftigen. Als es vor knapp einem Monat erste Berichte über das Schriftstück gab, teilte der DFB mit, die neue Verbandsspitze habe keine Kenntnis davon gehabt. Indes wollte er nicht beantworten, ab wann die neue Führung Kenntnis hatte. Stattdessen wurde versucht, die Bedeutung zu relativieren. Von einem "fragwürdigen Hintergrund" und einem "zweifelhaften Schriftstück" war die Rede, "spekulativ und zusammenhanglos" würden vage Behauptungen vorgetragen. Nun stellt sich heraus, dass der Ursprung offenkundig in den Reihen der eigenen Mitgliedsverbände zu suchen ist.

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