Snowboard:Geradeaus ins Ziel

FIS Snowboard Alpine World Championships - Women's Parallel Giant Slalom

"Glücklicher könnte ich gar nicht sein": Schneller als Ramona Hofmeister war im Parallel-Slalom bei der WM nur die Russin Sofia Nadyrschina.

(Foto: Jurij Kodrun/Getty)

Ramona Hofmeister gewinnt bei der Weltmeisterschaft Silber und erzielt damit das beste Resultat einer deutschen Snowboarderin im Parallel-Slalom. Selina Jörg holt Bronze.

Von Anna Dreher

Ramona Hofmeister versuchte noch, ihren Fehler zu korrigieren und sich irgendwie zurück in die Spur zu bringen. Aber die Kurve, in die sie nun mit ihrem Snowboard gezwungen wurde, war zu groß, um den Rückstand noch aufholen zu können. Hofmeister war zu weit weg von der Ideallinie abgekommen. Die letzten beiden Tore nahm die 24-Jährige aus Bischofswiesen gar nicht mehr mit, Sofia Nadyrschina war da schon im Ziel angekommen. Hofmeister fuhr geradeaus, hob die Arme entschuldigend in die Höhe und schüttelte ihren Kopf. Ausgerechnet beim Finale der Weltmeisterschaft im slowenischen Rogla brachte sie ein Fahrfehler aus dem Rhythmus - und um die Goldmedaille im Parallel-Slalom.

Im Ziel aber klang sie trotzdem so glücklich, als habe sie hier gerade wie 2016 schon bei der Junioren-WM den Titel gewonnen. "Mir fallen so viele Steine vom Herzen", sagte Hofmeister, nachdem sie das beste WM-Resultat einer deutschen Snowboarderin im Parallel-Slalom erzielt hatte. Bisher gab es drei Mal Bronze bei einer WM für Snowboard Germany, von Hofmeister (2019), Amelie Kober (2013) und Sandra Farmand (1999). Nun also Silber. Einzig die erst 17 Jahre alte Nadyrschina aus Russland war schneller und profitierte dabei von Hofmeisters Fehler. "Heute die Medaille mitzunehmen, dazu noch mit der Selina zusammen - glücklicher könnte ich gar nicht sein", sagte Hofmeister dem Sport-Informations-Dienst.

Selina Jörg verpasst den Finaleinzug knapp

Beinahe hätte es ja sogar ein deutsches Finale gegeben, Selina Jörg verpasste den Einzug in dieses knapp. Im Lauf um Bronze aber setzte sich die 33-Jährige vom SC Sonthofen dann mit einem Vorsprung von 0,08 Sekunden gegen die Kanadierin Megan Farrell durch, die im Viertelfinale Cheyenne Loch (Schliersee) geschlagen hatte. "Überragend. Ich habe dafür keine Worte für das, was die letzten beiden Tage passiert ist", sagte Jörg am Dienstag. "Ich war heute im Kopf sehr müde, weil gestern nach dem Rennen so viel auf mich eingeprasselt ist und alles so emotional war. Daher habe ich heute gar nicht mit einer Medaille gerechnet."

Am Tag zuvor hatte Jörg im Parallel-Riesenslalom sensationell Gold geholt und sich dabei mit einem Vorsprung von zwölf Hundertstelsekunden gegen Nadyrschina durchgesetzt. Damit machte Jörg sich zur ersten deutschen Titelverteidigerin im Parallel-Riesenslalom und sorgte gleich beim Auftakt für Euphorie.

Hier hatte eigentlich Hofmeister als Favoritin gegolten, doch sie schied überraschend im Viertelfinale aus, was sie "wirklich mitgenommen" hatte. Umso größer war die Freude einen Tag danach. Dass die Medaillenchancen der deutschen Raceboarderinnen bei dieser WM hoch waren, stand schon vor den Wettkämpfen fest. Favoritin Ester Ledecka, 25, hatte verletzt absagen müssen, zu stark schmerzte der tschechischen Olympiasiegerin der Rücken. Jörg und die Gesamtweltcupführende Hofmeister wussten diese Chance zu nutzen - und standen wie bei Olympia 2018 gemeinsam auf dem Podium.

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