Weltmeister Judd Trump:Der vielleicht beste Snooker-Spieler der Welt

World Snooker Championship - Day 17

"Mir fehlen die Worte, wie gut ich gespielt habe": Judd Trump nach seinem ersten WM-Titel im Snooker.

(Foto: Getty Images)
  • Judd Trump gewinnt in überlegener Manier das Finale der Snooker-WM gegen John Higgins.
  • Nach dem 18:9 sagt Trump: "Mir fehlen die Worte, wie gut ich gespielt habe."
  • Auch von Ronnie O'Sullivan kommt großes Lob.

Von Carsten Scheele

Ist dieser Mann nun der beste Snookerspieler der Welt? Wer Judd Trump am Montag im WM-Finale zuguckte, der konnte eigentlich nur zu diesem Urteil kommen. Was der mit 29 Jahren noch sehr junge Brite am Tisch des Crucible Theatre in Sheffield lieferte, war eine wahre Schau - und wer auf der Suche nach dem perfekten Snookerspiel ist, der sah, dass Trump in den vergangenen Tagen verdammt nah dran war.

Es war eine sehr kurze Finalsession, 18:9 gegen einen keineswegs schlecht aufgelegten John Higgins, der manchmal nicht fassen konnte, was Trump da fabrizierte. Als Trump in den frühen Abendstunden den silbrigen Pokal in die Luft reckte, war der neue Weltmeister selbst noch ganz baff. Es fühle sich "ein bisschen zu gut an, um wahr zu sein", raunte Trump: "Mir fehlen die Worte, wie gut ich gespielt habe." Ja, er sei geradezu "schockiert".

Auch sein Finalgegner Higgins, selbst vierfacher Weltmeister, lobte: "Das war brillant und nur der erste von vielen WM-Titeln für ihn." Ob es deprimierend gewesen sei, in diesem Match Trumps Gegner gewesen zu sein? Ach was, scherzte Higgins, er habe "das Glück gehabt, dass ich nicht fürs Ticket bezahlen musste".

Trump findet endlich die richtige Dosis

Trump, der Mann aus Whitchurch, Bristol, hatte tatsächlich grandios gespielt. Er überragte mit seiner Spielballkontrolle, baute famose Breaks, lochte Bälle, denen der Weg in die Tasche eigentlich verbaut schien. Mit seinen Safeties, den sicher abgelegten Bällen am Tischrand, zwang er Higgins immer wieder in besonders unangenehme Situationen. Überhaupt fand Trump, was im Snooker eine besondere Leistung ist, stets die richtige Dosis an Risiko. Trump ist nun das elfte Mitglied im Club der Triple Crown, jener Spieler also, die die drei bedeutendsten Turniere gewonnen haben: die UK Championship, das Masters und eben die Weltmeisterschaft. "Für den Rest meiner Karriere kann ich mich nun entspannt zurücklehnen", sagte Trump, auch das war bloß ein Scherz.

Er habe "harte Zeiten" hinter sich, erzählte Trump. Dem ist zweifellos so, denn Trump hatte über viele Jahre hinweg als Spieler gegolten, der aus seinem Talent, das schon in frühen Jahren zwischen "sehr groß" und "riesig" gehandelt wurde, nicht genug gemacht hat. Spätestens nach seiner zunächst besten Saison 2011/12, als er die UK Championship gewann und auch kurzzeitig die Weltrangliste anführte, galt er als Kronprinz von Branchenprimus Ronnie O'Sullivan - konnte diesem Ruf aber nie gerecht werden. Mal fokussierte er sein Leben auf andere Dinge als Snooker, mal scheiterte er an eigener Arroganz, ging am Tisch viel zu großes Risiko ein - und verlor in wichtigen Phasen die Nerven. Es war vor allem O'Sullivan, der genüsslich kommentierte, dass es mit der Wachablösung wohl noch nicht so weit sei, da Trump in schöner Regelmäßigkeit unterperformte.

Nun hat er dieses Phlegma abgelegt. Im Januar hat Trump bereits das Masters in London gewonnen, nun also die WM, als jüngster Spieler seit Neil Robertson 2010, mit 29 Jahren. Im Finale machte sich irgendwann das Gefühl breit, dass kein Ball an diesem Abend zu schwierig für ihn sein würde: Trump spielte ganze sieben Centuries, also 100 Punkte oder mehr in Serie, lochte die ganz langen Bälle über den gesamten Tisch hinweg. Streute sogar den einen oder anderen Trickshot ein, lochte mit dem Arm hinterm Rücken, was diesmal nicht Ausdruck seiner Arroganz aus früheren Tagen, sondern seiner neu erworbenen Lockerheit war. Mancher Beobachter fühlte sich bereits an die ganz Großen der Szene erinnert: an Stephen Hendry, den siebenfachen Weltmeister, an Steve Davies oder O'Sullivan, der Trump in besonderer Weise adelte. "Was Trump gezeigt hat, war besser als alles, was Hendry oder ich je gespielt haben", lobte O'Sullivan in der BBC.

Ob Trump nun der beste Spieler der Welt sei? "Er hat das Zeug, Snooker auf das nächste Niveau zu heben", sagte O'Sullivan, "endlich ist die Last auf seinen Schultern weg." Es scheint, als sei auch O'Sullivan bereit, seinem Kronprinzen das Feld zu überlassen.

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