Snooker-Talent Lukas Kleckers:Diamant sucht Geld

Lukas Kleckers Snooker

Versucht es mit Crowdfunding: Snooker-Talent Lukas Kleckers.

(Foto: Christian Hauburg)

Lukas Kleckers, 18, ist der beste deutsche Snooker-Spieler - doch für den Weg zum Profi fehlt ihm das Geld. Ein ungewöhnlicher Schritt soll Abhilfe schaffen.

Von Carsten Eberts

Wenn Lukas Kleckers an Sheffield denkt, passiert etwas in ihm. Sheffield in England ist ein Sehnsuchtsort, die Stadt, die alles verändern könnte. Lukas Kleckers ist 18 Jahre alt, er würde sofort seine Koffer packen, könnte er morgen in Sheffield anfangen. Kleckers ist der beste deutsche Snooker-Profi; ein großes Talent, so jung, aus ihm könnte wirklich etwas werden.

Doch er erlebt gerade, wie schwer es in Deutschland ist, in seinem Sport auf internationalem Niveau Fuß zu fassen. Sheffield ist tatsächlich ein wichtiger Ort, dort gibt es die berühmte Snooker-Akademie, die Kleckers gerne besuchen würde. Die Aufnahme dort ist keine Garantie, dass aus ihm ein erfolgreicher Profi wird, aber ein wichtiger Schritt. "Wenn ich Profi werden will, ist das unabdinglich", sagt Kleckers, "nur in Deutschland geht das nicht."

Die Trainingspartner, das Material, die Tische, das Coaching - all dies wäre in Sheffield so viel besser als in Deutschland. Doch die Akademie kostet Geld, mindestens 2000 Euro im Monat. Geld, das Kleckers nicht hat. Er gilt als einer der talentiertesten Spieler, ist gerade erwachsen geworden, wurde im Frühjahr deutscher Meister. "Ein Rohdiamant", sagen sie bei seinem Klub, dem SC 147 Essen, den es zu schleifen gilt. Doch die Strukturen für die paar Tausend Snooker-Spieler in Deutschland sind überschaubar.

Wenig Hilfe für Amateure

Die Amateure sind auf sich alleine gestellt, es gibt keinen Verband, der Kleckers den Aufenthalt an der Akademie finanzieren könnte. Anders als in Großbritannien, wo sechs Millionen Menschen dem Sport nachgehen. Kleckers hat sich deshalb zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen; zu einem, der Mut erfordert, aber er ist der Ansicht, dass es anders nicht geht: Der 18-Jährige bittet im Internet um Geld. Die Idee: Wer Kleckers Geld spendet, ermöglicht ihm einige Monate Training an der Akademie in Sheffield. Crowdfunding in der Snooker-Szene.

Selbst die talentiertesten Spieler Deutschlands können sich den Aufstieg nach ganz oben nicht leisten. Es geht um Meldegebühren, Reisekosten, Trainingsbedingungen. Rund 130 Snooker-Profis gibt es auf der Welt, nur 60 von ihnen können von Snooker leben. Einige sehr gut natürlich, der Engländer Ronnie O'Sullivan etwa ist ein mehrfacher Millionär, der den Sport seit einigen Jahren prägt. Doch die Weltspitze ist dünn, dahinter werden die Preisgelder schnell weniger üppig.

Der Traum: Training mit Ding Junhui

Lukas Kleckers glaubt, dass er sich nur verbessern kann, wenn er mit den Besten trainiert. Viele der berühmtesten Spieler haben eine Vergangenheit an der Akademie, Ding Junhui trainierte kürzlich in Sheffield, der Chinese ist eines der Schwergewichte der Szene, hat schon große Turniere gewonnen. Nur eine Stunde mit Ding Junhui - Kleckers gerät ins Schwärmen. "Selbst wenn er jeden Ball rein schießt, würde ich so viel lernen", sagt er.

Ganz weit weg von der erweiterten Weltspitze ist Kleckers nicht - aber eben doch ein Stück. Dreimal hätte er sich fast für die Main-Tour qualifiziert; eines der drei Turniere hätte er gewinnen müssen, doch er scheiterte jeweils im Viertelfinale. Falls es nicht klappt mit der Snooker-Karriere: "Kein Weltuntergang", sagt Kleckers. Er würde studieren - Maschinenbau - und Snooker nur noch in seiner Freizeit spielen. Doch den einen Versuch, es auf die Akademie zu schaffen, nimmt er sich.

Für drei Monate an der Akademie in Sheffield bräuchte er rund 6000 Euro. Für einen Monat würde das Geld bislang reichen, zwischen 100 und 150 Euro haben die Spender durchschnittlich überwiesen. "Es kam sogar Geld von Leuten, die ich überhaupt nicht kenne", wundert sich Lukas Kleckers. Er nimmt es gerne an. Anders geht es nicht, an diesem Punkt kommt er immer wieder an. Leichter wird es jungen Snooker-Spielern in Deutschland nicht gemacht.

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