Ronnie O'Sullivan:"Die Snooker-Götter haben das Richtige getan"

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Raus bei der WM, aber trotzdem gut drauf: Ronnie O'Sullivan. (Foto: George Wood/AP)

Ronnie O'Sullivan scheitert bei der Snooker-WM schon im Achtelfinale, überrascht aber mit seiner Sanftmut.

Von Carsten Scheele, Sheffield/München

"Die Snooker-Götter", sagte Ronnie O'Sullivan, "haben das Richtige getan." Früher hätte der sechsfache Weltmeister höchstens einen eigenen Sieg mit diesen Worten kommentiert. In einer Zeit, als O'Sullivan nach verschossenen Bällen noch die Halle verließ, in der er gerade spielte, oder sich übellaunig Wortgefechte mit den Fans auf den Rängen lieferte. O'Sullivan war in seiner Blütezeit vieles: aufregend, begnadet, ein bisschen verrückt. Aber kein guter Verlierer.

Nun ist der Brite wieder ein Jahr älter geworden, 45 mittlerweile, und es scheint, als käme er seinem eigenen Vorsatz Stückchen um Stückchen näher. Er will Snooker nicht mehr die größte Bedeutung in seinem Leben zukommen lassen. Er möchte den Sport genießen, mit Freude ein paar Bälle lochen, mehr nicht. Als ihn der Schotte Anthony McGill am Wochenende im Achtelfinale der Weltmeisterschaft in Sheffield rauswarf, knapp mit 13:12, da war das für den sanftmütigen O'Sullivan: total in Ordnung.

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Natürlich wäre er im Crucible Theatre, in das trotz Pandemie in einem Modellversuch bis zu 75 Prozent der Zuschauer eingelassen werden, gerne zum siebten Mal Weltmeister geworden. Er hat fast alle Rekorde seiner Sportart eingeheimst, nicht aber den für die meisten WM-Titel. Hier hat Stephen Hendry in den Neunzigern einen mehr gesammelt, nämlich sieben. Aber alles kein Problem, noch am Tisch beglückwünschte er McGill, und erinnerte ans vergangene Jahr, als sein Gegner sehr knapp im Halbfinale gescheitert war. "Wenn ich gegen irgendjemand anderes verloren hätte, wäre ich ein bisschen sauer", sagte O'Sullivan der BBC. So aber nur etwas ausgleichende Gerechtigkeit.

Fünf bis zehn Jahre will O'Sullivan noch weitermachen

Es war tatsächlich der knautschnasige Brite, der vor den TV-Kameras stand, nicht irgendein Double. "Zu verlieren ist enttäuschend, aber ich habe ein gutes Leben, wenn ich Snooker spiele", sagte O'Sullivan, der sich in den vergangenen Jahren häufig über die Auswüchse den Geschäfts und die Verpflichtungen auf der Tour echauffiert hatte. Nach einer fürchterlichen ersten Session hatte er gegen McGill deutlich hinten gelegen, 6:10, die Partie aber komplett gedreht: Fünf Frames gewann O'Sullivan nacheinander, führte 11:10, später 12:11, verlor das Match erst im Decider, weil McGill die stärkeren Nerven aufwies. "Ich habe alles gegeben und konnte es genießen", sagte O'Sullivan: "Wenn ich so weitermachen kann, ist das das Wichtigste für mich."

Die Saison 2020/21 war damit die erste für O'Sullivan, in der er kein Turnier gewinnen konnte. Er spielt nicht mehr so viel wie früher, gönnt sich Auszeiten - fünfmal stand er im Finale, fünfmal verlor er. Ein Grund aufzuhören? Keineswegs. Fünf bis zehn Jahre traut er sich selbst noch zu. "Wenn ich auf meinem Weg ein paar gute Ergebnisse einsammle, ist das großartig. Wenn nicht, ist das keine große Sache", sagte O'Sullivan. In Interviews hat er Snooker unlängst als "Hobby" bezeichnet, das ihm zwar wichtig sei, aber nicht so wichtig wie seine Jobs als Botschafter seiner Sportart, TV-Kommentator oder als Werbefigur für seine Sponsoren.

Auch die Konkurrenz rechnet nicht mit einem baldigen Abschied von "The Rocket". Sein Kronprinz, Judd Trump, der die Weltrangliste anführt und bei dieser WM der große Favorit ist, hat sich gerade lobend über sein früheres Idol geäußert. "Die Beständigkeit, die er zeigt, ist imponierend", sagte Trump. Wenn O'Sullivan diese Form halten kann, "wird er auch bei der Weltmeisterschaft in den nächsten zehn Jahren Chancen auf Titel haben". Die Götter werden ja hoffentlich nichts dagegen haben.

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