Vierschanzentournee:Ein Eierlikör für Team Austria

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Stefan Kraft (Mitte) holte sich in Innsbruck den Tagessieg vor Jan Hörl (links) und Daniel Tschofenig. (Foto: Daniel Kopatsch/Getty Images)

Erster, Zweiter und Dritter am Bergisel: Die Skispringer aus Österreich machen den Tournee-Sieg unter sich aus. Die Deutschen haben Nachholbedarf.

Von Volker Kreisl

Pius Paschke hatte lange eine gute Miene gemacht. Schon als sich abzeichnete, dass seine brillante Frühform nicht ewig halten würde. Paschke hatte im November und Dezember die Hälfte aller Skisprungweltcups gewonnen und zweite und dritte Plätze errungen. Danach ging ihm langsam die Form abhanden. Pünktlich vor der Vierschanzentournee setzte sich ein anderes Skisprung-Phänomen in Szene: Team Austria.

Nun ist diese Mannschaft – immer schon das Team mit dem größten Talent – über den Rest all jener, die sich noch Hoffnungen machten, regelrecht hinweggefegt. Die Mannschaft von Trainer Andreas Widhölzl scheint lässig die anderen Skispringer zu übertrumpfen; und nein, diese Sattelfestigkeit ist nicht nur scheinbar, sie ist echt.

Vierschanzentournee
:Kraft gewinnt – wieder drei Österreicher vorn

Österreichs Skispringer dominieren auch das dritte Springen bei der Vierschanzentournee in Innsbruck. Kraft übernimmt die Führung in der Gesamtwertung – die Deutschen sind abgeschlagen.

Weil Pius Paschke nur 128,5 und 123,5 Meter weit sprang – was eigentlich eine starke Leistung ist – verlor er auf den Tagessieger Stefan Kraft trotzdem 23 Punkte. Wer übrig bleibt an der Spitze, sind zwei weitere Österreicher, allerdings viel jünger als Kraft. Der 31-Jährige und seine österreichischen Verfolger Jan Hörl (26, Tageszweiter) und Daniel Tschofenig (22, Tagesdritter) werden den Tourneesieg unter sich ausspringen, wobei die exklusive Stärke dieses Trios mit dem Meterstab messbar ist. Rechnet man die Punkte des Innsbrucker Stockerl-Trios in Zentimeter um, liegen die drei weniger als einen Meter auseinander. Dass eine Nation nach dem Event das komplette Podest besetzt, gab es bislang erst dreimal in 72 Tournee-Ausgaben.

Den deutschen Startern fällt das Springen gerade sehr schwer

Immerhin, das deutsche Team von Stefan Horngacher hat ein klares Ziel für die nächsten Jahre, aber es ist wohl nicht so leicht umzusetzen. Und doch wäre es vielleicht eine Möglichkeit, zumindest den Anschluss zu halten an die Alpenrepublik. Voraussetzung sind Verbesserungen in Lauftechnik, Konditionsaufbau, Flugtechnik und all diesen kleinen, aber wichtigen Faktoren wie etwa ein bis auf den millimeterpassgenauen Keil im Schuh. Eine Weiterentwicklung im deutschen Skispringen wird in den Zentren immer wichtiger.

Die Überlegenheit Paschkes war zum Anfang der Saison auch deshalb so groß, weil die Österreicher den Aufbau des Winters langsamer angegangen waren. Besonders deutlich macht dieses Stefan Kraft, der Skispringer aus Schwarzach im Pongau, der passenderweise nun mit dem Titel zweimaliger aktueller Tournee-Etappensieger 2024/2025 weiterreist; Kraft hat schon die Auftakt-Etappe in Oberstdorf gewonnen. Der Springer aus dem Pongau hat, wie man sieht, trotz des einen oder anderen Schmerzes als Ü30-Jähriger immer noch viel Kraft in den Beinen.

Wie schwer den deutschen Skispringern das Tagwerk aktuell fällt, zeigt auch das Beispiel Karl Geiger. Der Oberstdorfer hatte beim Neujahrsspringen als bester DSV-Athlet den sechsten Platz belegt und war gefühlt eine halbe Stunde auf dem weichen Sessel des Führenden in der Leader Box gesessen. Doch die schwierige und enge Schanze am Bergisel hatte Geiger schon immer Schwierigkeiten bereitet. Nun schied er nach einem Sprung auf 124 Meter und einer schwachen Landung bereits nach dem ersten Durchgang aus. Seine Teamkollegen Felix Hoffmann und Adrian Tittel absolvierten ebenfalls nur einen Sprung. Zweitbester Deutscher hinter Paschke war Andreas Wellinger auf Rang 13, Philipp Raimund landete auf dem 15. Platz.

Die Tournee geht immer noch weiter, am Sonntag bereits beginnt die Qualifikation für die letzte Etappe in Bischofshofen. Vorher aber muss die Tournee noch in den Osten des Landes reisen und Stefan Kraft seinem Team einen ausgeben. Der Gesamtführende kündigte an: „Im Bus gibt’s ’ne Runde Eierlikör.“

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