Zukunft der Vierschanzentournee:Was fehlt? Skispringerinnen!

Nordische Ski-WM Seefeld

Die erfolgreiche deutsche Mannschaft im Teamspringen bei der WM 2019 in Seefeld: Markus Eisenbichler, Katharina Althaus, Juliane Seyfarth und Karl Geiger (von links).

(Foto: dpa)

Die Vierschanzentournee der Männer ist eine bestens optimierte Kurzserie - es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, endlich auch die Frauen zu integrieren.

Kommentar von Volker Kreisl

Als schließlich die Laster anrückten und erstes Gerät fortbrachten, als der TV-Park links neben der Schanze seine Trucks reisefertig machte, als das moderne Haus für die Luxusgäste auch aufgeräumt und wieder abgeschlossen war, als die Springer sich auf dem Weg zum Hotel und nach Hause befanden, da konnten die Veranstalter auch nach der 68. Wiederauflage auf ihre Traditionsveranstaltung anstoßen: Jawohl, die Vierschanzentournee blieb spannend und gut besucht, es gab wenige Stürze und meist sicheres Wetter.

Tatsächlich scheint diese Kurzserie endgültig optimiert zu sein. Das Tournee-Format ist mit dem Duell-Springen im ersten und dem Wettkampf der 30 Besten im zweiten Durchgang spannend inszeniert. Und dank Windnetzen und Flutlicht sind Verzögerungen und ungerechte Wettkampfbedingungen nun höchst selten - Ausnahme ist nur die exponierte Bergiselschanze von Innsbruck, über die schon viele Geschlagene fluchten, die aber wegen des Prinzips der Tradition nicht wegzudenken ist.

Was also, wenn man mal in die Zukunft denkt, könnte diesem aufregenden Sport und dieser altbewährten Serie der Skispringer überhaupt noch abgehen? Richtig: Skispringerinnen.

Tatsächlich sind die Probleme alle lösbar

Die Geschichte einer Selbstverständlichkeit, nämlich der Eingliederung des Frauen-Springens in den Jahreshöhepunkt, begann erst mit einer Phase der Abwehr, dann mit einer Zeit großer Bedenken - und ist nun endlich auf der wohl letzten Stufe angekommen: Alle befürworten diese Integration, in zwei Jahren schon soll es eine neue Tournee geben, mit einer Männer- und Frauenentscheidung.

Immer noch stellen sich Fragen: Reichen die Unterkünfte aus? Gibt es genügend Platz für Technik-Container an den Schanzen, wenn vormittags die Frauen und nachmittags die Männer springen? Darf man die Skispringerinnen überhaupt vormittags springen lassen, oder sind sie dann wieder in der Nische? Übertragen die Fernsehsender denn dann auch die Frauen-Wettbewerbe?

Tatsächlich sind diese Probleme alle lösbar, allein schon deshalb, weil Trainer und Springerinnen signalisieren, dass ihr Anspruch keineswegs überzogen hoch ist. Man will mit einem guten Format dabei sein, die Chance bekommen, sich in der wichtigsten Phase des Winters mit einem spannenden Wettkampf zu zeigen und weiter zu entwickeln. Und dass dies möglich ist, beweist ja die Raw Air, die neu geschaffene norwegische Tournee, bei der Frauen mit einem eigenem Wettkampf problemlos integriert sind.

Manchmal scheint es so zu sein, als sähen die Tournee-Veranstalter in dieser Zukunft mehr ein Problem als eine Chance. Zum Beispiel die Chance, mit einem zusätzlichen Spannungselement die Tour von Oberstdorf nach Bischofshofen zu bereichern. Könnte ja sein, dass mal wieder ein Seriensieger früh allen davonspringt, oder dass die Begeisterung des Innsbrucker Publikums wie vor drei Tagen nachlässt, weil die Österreicher schon aus dem Rennen sind. Sollte in diesem Fall aber eine heimische Springerin noch im Rennen liegen, wäre der Bergisel sicher gut besucht. Auch am Vormittag.

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