Süddeutsche Zeitung

Skispringen:Traumstart am Ural

Karl Geiger gewinnt den Weltcup-Auftakt im russischen Nischni Tagil. Auch die übrigen Athleten des DSV-Teams heben zufrieden ab: Der Beginn des olympischen Winters ist geglückt.

Nervös war er, das gab er zu, und die Wangen glühten sogar ein wenig in der bitteren Kälte am Ural. Aber dann gelang Karl Geiger das, was man mit Fug und Recht einen Traumstart in den Winter nennen konnte. "Mir hat es so unter den Nägeln gebrannt, dass es endlich losgeht. Und dann geht es mit einem Sieg los", sagte er nach seinem weiten Flug von der Schanze in Nischni Tagil: "Ich komme aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus."

In einem Bilderbuch-Wettkampf bei schwierigen Bedingungen setzte sich der 28 Jahre alte Skiflug-Weltmeister aus Oberstdorf nach Sprüngen auf 134,5 und 133,0 Meter (252,9 Punkte) souverän vor dem Japaner Ryoyu Kobayashi (243,7) und dem norwegischen Weltcup-Titelverteidiger Halvor Egner Granerud (239,7) durch. Granerud hatte nach dem ersten Durchgang noch vor Geiger geführt.

"Ich habe gewusst, dass ich in den vergangen Wochen gut gesprungen bin. Aber ich wusste nicht, was das wert ist", erklärte Geiger nach dem zehnten Weltcupsieg seiner Karriere, nach eigener Einschätzung ist er "richtig cool gesprungen" und "ins Fliegen gekommen". Für ihn war war es der dritte Sieg in Serie. Beim Saisonfinale 2020/21 in Planica hatte er Ende März beide Einzelfliegen gewonnen.

Zweitbester Deutscher war Markus Eisenbichler aus Siegsdorf auf dem sechsten Platz (122,5 und 119,5 Meter). Der 31-jährige Eisenbichler hatte im Vorjahr den Auftakt in Wisla vor Geiger und auch das zweite Springen im finnischen Kuusamo für sich entschieden. Auch er war zufrieden mit dem Wettkampf: "Jetzt muss ich Schritt für Schritt weitermachen, da wartet noch viel Arbeit." Team-Weltmeister Stephan Leyhe aus Willingen, der nach einem Kreuzbandriss vor 20 Monaten sein Comeback feierte, meldete sich mit Platz 14 vielversprechend zurück. Mit einem schwachem zweiten Sprung verspielte der 29-Jährige allerdings ein besseres Ergebnis. "Im ersten Durchgang hat es sich aber schon sehr gut angefühlt", sagte er.

Andreas Wellinger verpasst das Finale

Der junge Constantin Schmid (Oberaudorf) auf Platz 22 und Routinier Pius Paschke (Kiefersfelden) auf Rang 26 sammelten ebenfalls Weltcup-Punkte. Olympiasieger Andreas Wellinger, 26, aus Ruhpolding verpasste auf Rang 31 mit 114,0 Metern das Finale. Damit muss Wellinger, der nach seinem Kreuzbandriss vor zwei Jahren nicht in Schwung kommt, weiter auf seinen ersten Weltcup-Punkt seit März 2019 warten. Für einigen Wirbel sorgte ein angesichts der in Europa deutlich gestiegenen Coronazahlen kurzfristig anberaumter PCR-Test. Dabei wurden ein deutsches Teammitglied, der polnische Springer Klemens Muranka und ein weiterer Athlet positiv getestet und in Quarantäne geschickt. Auf die deutschen Springer hatte dies aufgrund des erprobten Hygienekonzepts keine weiteren Auswirkungen.

Pikant bei Muranka: Schon bei der Vierschanzentournee 2020/21 war beim 27-Jährigen, der sich in Nischni Tagil nicht für den Wettkampf qualifiziert hatte, vor dem Auftakt in Oberstdorf ein Test positiv ausgefallen und Polens Team vorübergehend ausgeschlossen worden. Dies hatte für Wirbel bis in höchste politische Kreise gesorgt.

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