Manipulation im Skispringen:„Absolut jeder macht es“

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Der Norweger Daniel Andre Tande sieht wie seine Kollegen die Hauptschuld beim Weltverband Fis, der mit seinen Regularien die Springer zum Betrug anrege. (Foto: Philipp von Ditfurth/dpa)

Der Norweger Daniel-André Tande äußert sich zum Manipulations-Skandal. Er gibt weitere Fälle aus der Vergangenheit zu und sieht ein systematisches Problem. Der Weltverband Fis suspendiert fünf Mitglieder des norwegischen Teams.

Im Skandal um manipulierte Anzüge bei der Nordisch-WM sind fünf Mitglieder des norwegischen Teams vom Weltverband Fis vorläufig gesperrt worden. Darunter sind die Top-Athleten Marius Lindvik und Johann Andre Forfang sowie Teamtrainer Magnus Brevig, der Assistenztrainer Thomas Lobben und der Servicemitarbeiter Adrian Livelten.

Gegen sie wird wegen ihrer mutmaßlichen Beteiligung an Ausrüstungsmanipulationen beim Großschanzenspringen der Herren am vergangenen Samstag ermittelt.

„Die Situation ist natürlich äußerst beunruhigend und enttäuschend“, sagte Fis-Generalsekretär Michel Vion. Man arbeite „unermüdlich daran, so schnell wie möglich eine umfassende und gründliche Untersuchung durchzuführen und gleichzeitig Fairness und ein ordnungsgemäßes Verfahren zu gewährleisten“.

Die fünf Norweger seien mit sofortiger Wirkung vorläufig von der Teilnahme an Fis-Veranstaltungen und an Veranstaltungen, die von einem nationalen Skiverband organisiert werden, suspendiert, bis das Ermittlungs- und Urteilsverfahren abgeschlossen ist, hieß es in der Mitteilung des Verbandes.

Auf Ersuchen der externen Ermittler habe die FIS am Dienstag alle Sprunganzüge beschlagnahmt, die von norwegischen Teams bei den Weltmeisterschaften in Trondheim 2025 getragen wurden.

Tande sieht ein systematisches Problem

Zuvor hatte Skisprung-Olympiasieger Daniel-André Tande Betrug während seiner Laufbahn eingeräumt. „Absolut jeder macht es“, sagte der 31-Jährige dem norwegischen Rundfunk NRK zur Manipulation der Ausrüstung. „Ja, ich würde es wagen, zu sagen, dass ich das einige Male getan habe.“ 2018 in Pyeongchang hatte Tande Olympia-Gold mit der Mannschaft gewonnen.

Auch die früheren Skispringer Anders Jacobsen und Johan Remen Evensen räumten Manipulationen ein. „Es ist ein hartes Wort. Betrug. Aber ich kann nicht mit meiner Hand auf meinem Herzen sagen, es nicht getan zu haben“, sagte Jacobsen. „Denn wenn die Definition von Betrug ist, einen etwas zu großen Anzug zu tragen, dann habe ich betrogen.“ 2007 hatte Jacobsen die Vierschanzentournee gewonnen.

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Dabei ging es nicht nur um illegale Veränderungen am Anzug, wie die Norweger berichteten. Auch Schuhe, Handschuhe und selbst die Unterwäsche würden manipuliert. Tande berichtete davon, dass die Norweger 2019 ihr zu dichtes Anzugmaterial mit einer Perforationsmaschine so verändert hätten, dass sie den Luftdurchlässigkeitstest bestanden. Laut Tande hätten das diverse Nationen getan, ein anderes Team hätte sich sogar die Maschine der Norweger ausgeliehen.

Die Hauptschuld sieht das Trio beim Weltverband Fis, der mit seinen Regularien die Springer zum Betrug anrege – und nicht immer konsequent durchgreife. „Der Grundsatz in dem Sport lautet, wenn du nicht erwischt wirst, hast du nicht betrogen“, sagte Evensen. „Das ist ein Problem der Einstellung, das sich durch die ganze Skisprung-Welt zieht.“

Das Problem sei die Fis, sagte Tande. Er behauptete, Kontrolleure würden sichtbare Manipulationen nicht beachten, damit man den richtigen Sieger habe: „Es ist das Beste für das Produkt, wenn in Norwegen ein Norweger gewinnt oder ein Österreicher in Österreich. Das ist allgemein bekannt.“

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