Nordische Ski-WM:„Da werden wir heute drauf anstoßen – aber hallo!“

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Herzliche Umarmung (von links): Schlussspringerin Selina Freitag wird von Agnes Reisch, Katharina Schmid und Juliane Seyfarth für ihren gelungenen Satz auf 96 Meter beglückwünscht. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Die deutschen Skispringerinnen starten als Titelverteidigerinnen in den Teamwettbewerb bei der Nordischen Ski-WM – und gewinnen Bronze. Wechselnde Winde und Regen machen ihnen zu schaffen.

Von Sebastian Winter

Der Nachmittag war noch ruhig im Skizentrum von Granasen bei Trondheim, es war fast so, als herrsche die Ruhe vor dem Sturm. Doch am Samstagabend machten den Springerinnen bei der Nordischen Ski-WM schon einsetzender Regen und wechselnde Winde zu schaffen. Aber auch eine, die gar nicht mehr mit dem Zweier-Sessellift nach oben zur Schanze fahren konnte, trotzte dem wilden Wetter: Luisa Görlich. Die Deutsche hatte sich in der Qualifikation für das Einzel am Donnerstag eine schwere Knieverletzung zugezogen.

Es gehe ihr „den Umständen entsprechend ganz gut“, sagte sie im ZDF. „Der Rest wird sich dann zeigen nach dem MRT.“ Aber erstmal lief sie im Regen und Wind auf Krücken zu ihren Kolleginnen und umarmte sie. Denn die DSV-Springerinnen hatten gerade im Team-Wettbewerb Bronze gewonnen. Es war die zweite Medaille für sie nach Silber, das Selina Freitag am Freitag im Einzel von der Normalschanze gewonnen hatte. Und die Deutschen waren froh darüber, auch wenn sie als Titelverteidigerinnen von der WM 2023 einen kleinen Rückschritt gemacht haben.

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Freitag, die gerade aus dem Schatten der formschwachen siebenmaligen Weltmeisterin Katharina Schmid herausspringt und auch am Samstag die beste Leistung im DSV-Quartett (dem neben Freitag und Schmid noch Juliane Seyfarth und Agnes Reisch angehörten) zeigte, sagte im Anschluss: „Ich weiß nicht, woher die Coolness kommt, aber es ist in jedem Fall schön und leicht, hier zu springen. Da werden wir heute drauf anstoßen – aber hallo!“ Sie haben dann tatsächlich angestoßen im Hotel, mit Wein und Sekt, jeweils alkoholfrei.

Es ist eine schöne Pointe, dass Freitag wieder die Schlüsselfigur für diesen Erfolg gewesen war

Um nach dem starken ersten Durchgang noch weiter vorne zu landen und auch die neuen Weltmeisterinnen aus Norwegen zu gefährden oder die zweitplatzierten Österreicherinnen, dafür waren die Sprünge allerdings zu wechselhaft. So landete Seyfarth mit ihrem zweiten Sprung bei sehr schlechten Bedingungen bereits nach 79 Metern, was alleine alle Chancen zunichtemachte, noch einmal angreifen zu können. „Es war richtig spannend im ersten Durchgang, im zweiten war es schwierig mit dem Wind. Und Norwegen war bärenstark, Österreich sehr gut“, sagte Bundestrainer Heinz Kuttin.

Freitag, die Schlussspringerin, flog dann auf 96 Meter, sie zeigte Nervenstärke unter dem Flutlicht im Regen und Wind. Reisch, Schmid und Seyfarth standen schon oben am Auslaufhügel bereit und herzten sie innig. Es ist eine schöne Pointe an diesem Abend, dass Freitag wieder die Schlüsselfigur für diesen Erfolg gewesen war. Jene Springerin also, die um den Jahreswechsel herum eine Debatte über gleiche Preisgelder für Frauen und Männer im Skispringen ausgelöst hatte, nachdem sie bei der Two-Nights-Tour für ihren Qualifikationssieg ein Duschgel und vier Handtücher bekommen hatte – und der Männer-Qualifikationssieger 3000 Schweizer Franken. In Trondheim bekommen nun alle dasselbe Preisgeld. Und vielleicht ist das noch weitaus bedeutsamer für die Skispringerinnen als eine hart erkämpfte Bronzemedaille.

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