Skispringen:Fliegender Optimist

Skispringen: "Irgendwann geht der Knoten wieder auf": Andreas Wellinger sollte Recht behalten.

"Irgendwann geht der Knoten wieder auf": Andreas Wellinger sollte Recht behalten.

(Foto: Florian Schroetter/dpa)

Ein Sieg, ein zweiter Platz: Andreas Wellinger hat seine Form wieder gefunden.

Von Volker Kreisl

Viele Sportler hätten wohl aufgegeben, nach den Rückschlägen und dem Pech im Nerven-Sport Skispringen, das Andreas Wellinger in den vergangenen Jahren hatte. Der aber sagt: "Optimismus ist mein zweiter Vorname."

Der Ruhpoldinger hat wie viele Kollegen sämtliche Phasen in dieser Saison mitgemacht - Verletzen, Verzweifeln, Hoffen, noch mehr Verzweifeln und dann plötzlich helle Freude. Immer wieder hat es der zweimalige Olympiasieger versucht, hat sich gesteigert, ist dann wieder zurückgefallen, bis es weit weg ging, nach Amerika. Die Weltcup-Springer unternahmen zwei Wochen vor der WM einen Abstecher nach Lake Placid im US-Bundesstaat New York. Mag sein, dass ihn auch die Ruhe und das Gefühl, in der Ferne zu sein, lässiger springen haben lassen, jedenfalls hat Andreas Optimismus Wellinger seinen ersten Sieg dieses Winters in diesem versteckten Skisprung-Winkel gewonnen.

Und weil er am nächsten Tag nochmal auf Platz zwei kam, darf Wellinger erst mal davon ausgehen, dass diese Form länger anhält. Er ist ja kein grübelnder Sportler, sondern eher einer, der dankbar ist für eine sich aufbauende Welle, die er reiten kann, ohne sich ernste Gedanken machen zu müssen. Lieber hat er Spaß, wie damals, als er zur Pressekonferenz eintrat und in die Gedanken der gerade arbeitenden Reporter platzte, mit der lauten Ansage, er sei jetzt da.

Diesmal war der Ton ernster: "Ich habe brutal gekämpft die letzten Wochen", sagte er. Schon die Jahre davor waren geprägt von Verletzungen wie kürzlich, als er sich "auf die Schnauze gelegt" hatte, womit das "Sprunggelenk lädiert", die "Ski kaputt" und das "Gefühl weg" waren. Immer wieder machte er lange Heilungsphasen durch, gefolgt von der nervenzehrenden Suche nach der Skispringer-Form. Und nun konnte er's nicht glauben, "dass ich zweimal auf dem Podest stehen darf".

Der Rest der Mannschaft kann nun von diesem Aufschwung profitieren, Karl Geiger kam bereits auf einen vierten und fünften Platz, auch Eisenbichler erfuhr wieder das Gefühl eines gelungenen Fluges. Und Wellinger, der Optimist, hatte doch recht, als er zu Saisonbeginn sagte: "Irgendwann geht der Knoten wieder auf."

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