Skispringen:Eddie the Eagle - geliebter Verlierer

Ein britischer Maurer wird Skispringer bei Olympia - jetzt ist diese Geschichte in Hollywood gelandet. Doch wer war Eddie the Eagle eigentlich? Sein Leben in Bildern.

Von Saskia Aleythe

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Eddie Edwards

Quelle: dpa

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Höher, schneller, weiter - das galt nicht für Michael Edwards. Mit Hingabe und Humor wurde Edwards in den 80er Jahren zur Kultfigur: Als schlechtester Skispringer seiner Generation. Er trug zwar eine Pilotenbrille, fürs Fliegen fehlte ihm aber einiges an Talent. Edwards war zunächst Skifahrer, ins Nationalteam der Briten schaffte er es aber nicht - also entschied er sich, mit Mitte 20 zum Skispringen zu wechseln. Denn: Eine Olympia-Qualifikation war da sehr viel wahrscheinlicher, fehlender Konkurrenz im eigenen Land sei Dank.

Michael Edwards

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Das Skispringen übte Edwards in Lake Placid in den USA, er musste sich selbst finanzieren mangels Unterstützung von Verband oder Sponsoren. Von ausgefeilter Technik war Edwards in seiner gesamten Karriere weit entfernt: Wenn er sprang, hielten Zuschauer und Experten den Atem an, so sehr gab er den Bruchpiloten. Kritiker bezeichneten ihn als Backstein, sein Körper war auch nicht gerade fürs Skispringen gemacht: Edwards wog fast zehn Kilogramm mehr als die meisten seiner Kollegen. Bei der nordischen Ski-WM 1987 wurde Edwards 58. von 58 Teilnehmern - trotzdem erfüllte er sich seinen größten Wunsch. Seine Weite von 73,5 Metern war nämlich britischer Rekord. Edwards qualifizierte sich damit für die Olympischen Spiele im Folgejahr.

Eddie The Eagle Edwards GBR Ski Jumpimg 01 03 1988 Ski Jumper at the Calgary Winter Olympics 198; Michael Edwards

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Und so wurde Eddie the Eagle tatsächlich der erste Skispringer in der Geschichte seines Landes, der an Olympischen Winterspielen teilnahm. Seine Brille blieb fortan sein Markenzeichen, die er vor den Sprüngen immer fleißig polierte und vom Nebeldunst befreite. Im Winter 1988 ...

Michael Edwards

Quelle: imago sportfotodienst

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... wurde Edwards fast zur Hauptattraktion der Spiele. Während der Finne Matti Nykänen beide Wettbewerbe gewann und auch mit dem Team Gold holte, wurde Edwards stets abgeschlagener Letzter. Er sprang zum Teil fast 40 Meter kürzer als Nykänen - gute Laune bewahrte er sich trotzdem.

Überhaupt machte das ja den größten Teil seiner Popularität aus: Wo Edwards war, stieg die Stimmung. Er verkörperte den liebenswürdigen Chaoten, der in Interviews seine Mutter grüßte. Doch es gab auch Kritiker, die fürchteten, Edwards würde den Sport verunglimpfen. Eines ist sicher: Einen wie ihn gab es beim Skispringen nie wieder.

Michael Edwards

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Die Medien liebten Eddie the Eagle, in Calgary sprach er öfter in Mikrofone als so mancher erfolgreicher Athlet. Edwards war gelernter Maurer bevor er mit der Sportkarriere begann - eine Geschichte, die die Menschen faszinierte. Mit zwei letzten Plätzen flog ...

Michael Edwards

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... Edwards zurück nach England. Am Flughafen erwartete ihn die wohl größte Feier, die ein Verlierer jemals bekommen sollte. 10 000 Menschen begrüßten ihn mit Jubelschreien, TV-Kameras filmten das Spektakel. Edwards blieb noch über Jahre hinaus in der Szene beliebt und musste etliche Autogrammwünsche erfüllen.

In seiner Heimat wurde er zum Medienstar, eröffnete Hotels und Golfplätze, war Gast in zahlreichen TV-Shows. Sportlich sollte es bei dieser einen Teilnahme an Olympischen Spielen bleiben. Nach den Wettbewerben in Calgary verschärfte das Internationale Olympische Komitee die Qualifizierungsregeln und führte die "Eddie-Regel" ein. Folglich mussten die Skispringer höhere Weiten springen, um es zu Olympia zu schaffen. 1989 machte Edwards seinen letzten Sprung: Er stürzte in Innsbruck und brach sich das Schlüsselbein.

Michael Edwards

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Privat ging es für Edwards danach auf und ab. Er nahm mehrere Singles auf, schrieb ein Buch und vermarktete sich fleißig weiter. Skisprungfans liebten ihn auch noch, als er gar nicht mehr sprang. Anfang der neunziger Jahre musste Edwards Privatinsolvenz anmelden, er hatte sein Geld treuhänderisch angelegt und wurde mies beraten. Es folgte ein Prozess, bei dem Edwards seine Liebe für Rechtssprechung entdeckte: Er begann ein Jurastudium, arbeitete dann aber doch weiter als Maurer. Und tigert bis heute noch ein bisschen als Eddie the Eagle durch die Welt.

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Ja, das ist er wirklich: Die Brille ist verschwunden, die Sehschwäche korrigiert, das Kinn verkleinert, die Zähne gerichtet. Aber seinen Humor hat Michael Edwards immerhin nicht verloren: 2013 nahm er am Promi-Turmspringen in Großbritannien teil. Und da wurde er: Erster, nicht Letzter.

Premiere 'Eddie The Eagle' in München

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Sein Leben wurde nun verfilmt, der Hollywood-Schauspieler Hugh Jackman (als Eddies Trainer) spielt ebenso mit wie Iris Berben als eine der ersten Unterstützerinnen des Briten. Natürlich durfte auch Edwards mit auf den roten Teppich (re.), er wird vom 26-jährigen Taron Egerton gespielt (2.v.l.). 28 Jahre nach seinem Olympia-Traum bekommt Edwards noch einmal eine große Bühne.

© SZ.de/holz
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