Skispringen:Diesmal zu viert

Weltcup Skispringen

Erster Sieg im Winter 2020: Markus Eisenbichler, Stephan Leyhe, Karl Geiger und Constantin Schmid. (v.l.).

(Foto: Damian Klamka/dpa)

Die deutsche Mannschaft gewinnt das Teamspringen in Zakopane klar und deutet kurz vor der Skiflug-Weltmeisterschaft eine ansteigende Form an.

Es war ein ausdrucksloses trauriges Lächeln, das die drei deutschen Skispringer den Fotografen präsentierten. Sie hatten gewonnen, im Teamwettbewerb von Zakopane in Polen, äußerst knapp vor Österreich, was sonst immer wichtig ist für ein Team, fürs Selbstvertrauen, für den Zusammenhalt. Aber in diesem Moment zählte das alles nicht. Sie standen ja nur zu dritt auf dem Podium, denn der vierte Springer, David Siegel, befand sich schon auf dem Weg ins Krankenhaus. Dieser Sieg vor einem Jahr war einer der bittersten, den eine deutsche Skisprung-Equipe je errungen hatte. Siegel, heute 23 Jahre alt, hatte sich Kreuzband, Innenband, Meniskus und noch mehr im rechten Knie gerissen oder beschädigt, seine junge Karriere wurde weit über ein Jahr, bis in den nun kommenden Frühling unterbrochen. Und daran mussten wohl alle Deutschen, die nun wieder in Zakopane antraten, irgendwann denken. Und doch gewann das Skisprungteam des deutschen Skiverbandes abermals, diesmal wurde es ein Sieg ohne Schatten. Die Mannschaft setzte sich deutlich vor Norwegen und Slowenien durch und dokumentierte damit, dass sie sich trotz anfänglicher Formdellen in einer langen Saison steigern kann. Der Trend setzte sich im Einzelspringen am Sonntag fort. Karl Geiger verteidigte beim Sieg des Polen Kamil Stoch als Fünfter seine Gesamtführung, Stephan Leyhe (4.) verbesserte sich im Ranking auf Platz elf. Markus Eisenbichler steigerte sich im zweiten Durchgang, der Siegsdorfer wurde in Zakopane Zwölfter hinter Teamkollege Constantin Schmid.

Nach Zakopane 2019 hatten zwei Themen das Skispringen geprägt. Zum einen begann, auch wegen riskanter Wettkampfführung, eine Debatte über die Ursachen für die gestiegene Sturzgefahr - eine Diskussion, die durch weitere Verletzungen verstärkt wurde und diesen Sport noch lange beschäftigen wird. Zum anderen war es in etwa der Startpunkt für eine weitere deutsche Erfolgsphase. Nach den Hochs von Severin Freund 2014/15 und von Andreas Wellinger und Richard Freitag 2018 kamen nun Markus Eisenbichler und Karl Geiger in Form. Sie waren hauptverantwortlich für die Medaillenausbeute bei der WM 2019 in Seefeld und Innsbruck. Und auch jetzt könnte der Teamerfolg von Zakopane wieder einen Schub bringen.

Geiger braucht diesen eigentlich weniger, er hat im zweiten Sprung am Sonntagabend wieder gezeigt, dass er zu den Besten zählt, profitiert aber auch von den Ausrutschern seiner Konkurrenten. Auf Eisenbichler indes kann so ein Platz ganz oben auf einem Podest befreiend wirken. Der Weltmeister, der zuletzt nicht allzu weit kam und gehemmt wirkte, durfte wieder mal seine Freude mit Grimassen, Gebrüll und geballten Fäusten ausdrücken.

Ähnlich der Oberaudorfer Teamsieger Constantin Schmid und der mittlerweile erfahrene Willinger Stephan Leyhe. Beide sind zurückhaltende Sportler. Schmid, 20, weil er lieber noch im Hintergrund bleibt, Leyhe, 28, weil er der Typ ist, der Siege und Niederlagen mit sich selbst ausmacht. Die weitere Entwicklung des Teams bleibt spannend in den kommenden Wochen, in denen es noch um den Gesamtweltcup, die norwegische Raw-Air-Serie und die Skiflug-WM in Planica in Slowenien geht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: