Skispringen:Die Prevc-Brüder treiben das Skispringen ins Extrem

FIS Ski Jumping World Cup Lillehammer

Der nächste Überflieger im Weltcup: der 17-jährige Domen Prevc.

(Foto: dpa)
  • Die Brüder Peter, Domen und Cene Prevc dominieren den Skisprung-Weltcup.
  • Von den drei Slowenen springt einer weiter und wagemutiger als der andere - der 17-jährige Domen sogar so aggressiv, dass man sich in der Branche um seine Gesundheit sorgt.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen des Skisprung-Weltcups.

Von Matthias Schmid

Domen Prevc weiß schon, dass der Siegerpokal beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen ziemlich schwer ist. Er schleppte die gläserne Trophäe Anfang 2016 durch den Zielraum. Der damals 16-jährige Skispringer trug sie seinem älteren Bruder Peter hinterher, der nicht nur das Springen auf der Olympiaschanze gewann, sondern am Ende auch die Gesamtwertung der Vierschanzentournee. Mit deutlichem Vorsprung vor Severin Freund.

Dieses Jahr könnte es andersrum sein, da sind sich Beobachter vor der Generalprobe an diesem Wochenende im schweizerischen Engelberg sicher: Peter trägt den Pokal, während Domen als Sieger von Mikrofon zu Mikrofon eilt. Der 17-Jährige Domen ist in dieser Saison der herausragende Springer - er hat drei der sechs Einzelwettbewerbe für sich entschieden und führt die Gesamtwertung im Weltcup an. Peter Prevc dagegen, der beste Springer der vergangenen Saison, fliegt hinterher. In Lillehammer landete der 24-Jährige zuletzt nur auf dem 30. Rang.

Drei Brüder: Peter, Domen und Cene

Doch damit nicht genug: Neben Domen und Peter gibt es auch noch Cene Prevc. Auch der dritte Bruder ist ein talentierter Skispringer. Ein so guter, dass ihn der slowenische Cheftrainer Goran Janus nun für die Springen in der Schweiz nominiert hat. Alle drei Brüder mischen jetzt in der Weltklasse mit - das gab es in der langen und anekdotenreichen Weltcup-Geschichte noch nie.

"Das wird eine neue Prevc-Dimension", jubelt das slowenische Internet-Magazin Siol. Der Aufstieg der Familie Prevc aus Dolenja begann vergangenes Jahr in Engelberg, als Domen Zweiter wurde und es damit erstmals mit dem Erstplatzierten Peter aus Treppchen schaffte. Die Konkurrenten dürfte das Sorgen machen. Nach zwei Siegen im zweitklassigen Continental-Cup kann schließlich auch Cene gleich vorne im Klassement mitspringen.

Domen fehlt das "Gen der Angst"

Der aufregendste der drei Prevc-Geschwister ist im Moment aber Domen. Er ist der An- und Wortführer und hat den aggressiven Flugstil seines Bruders Peter noch weiter ins Extrem getrieben. "Domen ist etwas ganz Außergewöhnliches. Das ist fliegerisch wahrscheinlich das Beste, was es jemals gab. Das ist Prevc 2.0", schwärmt Werner Schuster, der deutsche Bundestrainer.

Domen Prevc sitzt vor dem Absprung noch tiefer in der Hocke als sein Bruder, der das Skispringen in den vergangenen Jahren technisch und athletisch auf ein neues Niveau gehoben hat. Domen Prevc zeigt einen V-Stil, der so breit und verwegen ist, wie ihn keiner mehr seit Japans Harakiri-Springer Kazuyoshi Funaki präsentiert hat, sein Kopf ist so weit nach vorne gebeugt, dass er fast unter den Skiern ist. "Unbekümmert", findet das Schuster, während sein norwegischer Kollege Alexander Stöckel diese Flughaltung eher mit großen Sorgen begegnet, weil "Domen das Gen der Angst nicht hat", wie er sagt.

Als Erster stand Peter Prevc 250 Meter sicher

Domen Prevc hat in dieser Saison schon angedeutet, dass er in Weiten vorspringen kann, die seine Gesundheit gefährden könnten, weil die Schanzen für so weite Flüge nicht konzipiert sind. "Wir haben Angst, weil er keine hat", bekennt Walter Hofer. Der Renndirektor des Welt-Skiverbandes Fis und die Trainer hoffen deshalb, dass die slowenischen Verantwortlichen ihren neuen Überflieger vor sich selbst schützen, ihn langsam aufbauen und ihm in dieser Saison noch das Skifliegen verbieten. Sein Bruder Peter hat schon eine sehr intensive und innige Beziehung zur Weitenjagd und stand vor zwei Jahren als Erster überhaupt einen Flug auf 250 Meter sicher. Er hat damit die Grenzen in seiner Sportart verschoben. Sein jüngerer Bruder könnte mit seinem jugendlichen Leichtsinn noch viel weiter fliegen.

Im Gegensatz zu seinen beiden Brüdern wirkt Cene, mit 20 Jahren der Mittlere, fast bescheiden und bodenständig. Er hatte seine erste Karriere im Weltcup vor zwei Jahren für ein Studium unterbrochen. Fast nebenbei flog er in die Weltklasse. "Seine Zeit wird noch kommen", sagt Domen. Und die Konkurrenten? Können sich immerhin damit trösten, dass es keinen vierten Prevc-Bruder gibt.

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